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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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schließlich mußte sie ja zu seinem guten Gelingen beitragen.
    „Kommen Sie, tanzen Sie mit mir“, bat er noch einmal, „und ich werde Ihnen beweisen, über welche ausgezeichneten strategischen Fähigkeiten ich verfüge.“
    Elizabeth nickte ohne jedes Interesse und erst recht ohne Begeisterung, aber sie ließ sich in den Ballsaal zurückführen. Beim Walzer enttäuschte sie Ian leider, indem sie ziemlich bedrückt auf seine Schulter starrte, wie sie es bei den anderen Tänzern auch getan hatte.
    Ian erkannte, daß Vorträge nichts nützten, um sie zu einem sicheren und stolzen Auftreten zu bewegen. Also versuchte er es mit einem Trick, der in Schottland schon einmal gewirkt hatte: Er begann sie zu necken.
    „Belhaven bietet heute wirklich ein prächtiges Bild“, meinte er. „Rosa Satinhose! Ich habe ihn nach dem Namen seines Schneiders gefragt, damit ich mir auch so etwas anfertigen lassen kann.“
    Elizabeth schaute ihn an, als hätte er sich von seinem Verstand verabschiedet. Dann begriff sie, was er bezwecken wollte. Sie mußte ein bißchen lächeln. „Ich habe diese Hose auch sehr bewundert“, sagte sie. „Werden Sie sich auch einen gelbseidenen Gehrock dazu bestellen?“
    Er lächelte. „Ich dachte eigentlich an etwas in Rostrot.“ „Eine ungewöhnliche Farbkombination, aber eine, um die Sie jedermann beneiden wird.“
    Voller Stolz bewunderte Ian, wie tapfer Elizabeth sich wieder aufrichtete. Er blickte sich um und suchte nach einem neuen Thema, um die scherzhafte Unterhaltung nicht abbrechen zu lassen. „Gehe ich recht in der Annahme, daß jene Valerie, der ich vorhin vorgestellt wurde, die Valerie unserer Gewächshaus-Noten ist?“
    Elizabeth schaute in seine Blickrichtung. „Ja“, antwortete sie finster auf seine Frage.
    „Soll ich Willington bitten, den Ballsaal zu räumen, damit Sie die erforderlichen zwanzig Schritte Abstand einhalten können? Natürlich diene ich mich Ihnen als Sekundant an.“ Elizabeth holte etwas zittrig Luft und lächelte dann wieder ein bißchen. „Hat sie eine Schleife am Kleid?“
    Ian schaute nach. „Leider nein.“
    „Trägt sie Ohrringe?“
    Er schaute wieder und schüttelte den Kopf. „Nein, das da an ihrem Ohr ist, glaube ich, eine Warze.“
    Nun lächelte Elizabeth wirklich. „Das ist nicht gerade ein großes Ziel, aber ich denke ..
    „Ach bitte, lassen Sie mir den Vortritt, ja?“ bat er mit ernster Meine, und jetzt lachte Elizabeth endlich.
    Die letzten Walzertakte verklangen. Ian sah, daß Mondevale auf die Townsendes zuging, die in den Ballsaal zurückgehrt waren. „Mondevale wird Sie um den nächsten Tanz bitten, sobald wir wieder bei den Townsendes sind. Also hören Sie mir zu. Ich werde Sie nachher noch einmal auffordern. Weisen Sie mich bitte ab.“
    Verwirrt blickte sie ihn an, nickte jedoch. „Wäre da vielleicht noch etwas?“ fragte sie, als er sie zu den Townsendes zurückbrachte.
    „Da wäre noch eine ganze Menge, aber das muß bis morgen warten. Ich werde in Ihrem Haus meine Aufwartung machen.“
    Für einen Moment blickte Elizabeth ein wenig ratlos drein. Dann wandte sie Viscount Mondevale ihre Aufmerksamkeit zu.
    Als diese Ballnacht vorüber war, hatten die Gäste folgende Erkenntnisse erreicht: Erstens, daß Ian Thornton wirklich der leibliche Enkelsohn des Duke of Stanhope war, was jeder schon immer geglaubt zu haben behauptete. Zweitens, daß Elizabeth Cameron höchstwahrscheinlich Thorntons schockierende Avancen vor zwei Jahren abgewiesen hatte, was ebenfalls jeder schon immer geglaubt zu haben behauptete. Drittens, daß sie, da sie seine zweite Bitte um einen Tanz abgeschlagen hatte, sehr wahrscheinlich ihren früheren Freier, den Viscount Mondevale, bevorzugte, was niemand so recht zu glauben vermochte.

20. KAPITEL
    Bentner trug ein Tablett mit Frühstückskuchen in das Morgenzimmer und stellte es vor Elizabeth und Alexa, die am Tisch saßen und über den Ball diskutierten. Lucinda, die kaum jemals frühstückte, saß mit ihrer Nadelarbeit auf der engen, weichgepolsterten Fensterbank und hörte zu.
    Wie alle Räume in dem großen Haus in der Promenade Street war auch das Morgenzimmer in Farben dekoriert und eingerichtet, die Julius Cameron „zweckmäßig“ nannte, nämlich in Braun- und Grautönen. Heute morgen jedoch leuchtete ein Regenbogen fröhlicher Farben dort, wo die Mädchen an dem mit maisgelbem Leinen gedeckten Tisch saßen. Alexandra trug ein altrosa Tageskleid, und Elizabeth hatte ein minzgrünes Morgengewand

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