Havenhurst - Haus meiner Ahnen
angelegt.
Normalerweise hätte Bentner bei dem hübschen Bild, das die beiden jungen Damen boten, erfreut gelächelt, doch als er jetzt die Butter und die Marmelade auf den Tisch stellte, blieb seine Miene düster, denn er hatte eine Mitteilung zu machen und ein Geständnis abzulegen.
„Wir hatten gestern abend einen Besucher“, sagte er zu Elizabeth, während er das Tuch vom noch warmen Frühstückskuchen zog. „Und ich habe ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen.“
„Wer war es denn?“
„Ein Mr. Thornton.“
Elizabeth mußte ihr Lachen unterdrücken, als sie sich die Szene vorstellte. Bevor sie indessen etwas dazu sagen konnte, redete Bentner schon weiter.
„Ich habe meine Handlungsweise hinterher bedauert. Ich hätte Mr. Thornton hereinbitten und ihm eine Erfrischung anbieten sollen, in die ich etwas von dem Abführmittel hätte hineinschütten können. Davon hätte er Bauchschmerzen bekommen, die mindestens einen Monat angedauert hätten.“ „Bentner!“ Alexa lachte begeistert. „Sie sind ein Schatz!“ „Bestärke ihn nur nicht in solchen Sachen“, warnte Elizabeth. „Bentner ist so versessen auf Kriminalromane, daß er gelegentlich vergißt, daß man im wirklichen Leben nicht alles machen kann, was die Leute in diesen Geschichten tun. Er hat nämlich im vergangenen Jahr tatsächlich einmal etwas Ähnliches mit meinem Onkel angestellt...“
„Jawohl“, bestätigte Bentner stolz. „Und er ist ein ganzes halbes Jahr fortgeblieben.“
„Und wenn er jetzt einmal kommt“, ergänzte Elizabeth und blickte Bentner dabei möglichst strafend an, „dann weigert er sich, irgend etwas zu essen oder zu trinken.“
„Weshalb er auch nie lange bleibt“, erklärte der Butler unerschrocken.
Wie es seine Gewohnheit war, wenn über die Zukunft seiner jungen Herrin gesprochen wurde, fand Bentner nichts dabei, sich als Butler an den Tisch zu setzen und mit seinem Rat zu dienen, falls er darum gebeten wurde.
„Zunächst einmal müssen wir diesen anrüchigen Belhaven loswerden“, meinte Alexa und kehrte damit zu ihrem vorangegangenen Gesprächsthema zurück. „Gestern abend hat er praktisch an uns geklebt und jeden drohend angestarrt, der sich dir nähern wollte.“ Sie schüttelte sich angeekelt. „Und wie er dich immer beäugt! Das ist einfach widerlich. Nein, direkt beängstigend ist das.“
Bentner hörte sich das an und wurde nachdenklich. Ihm fiel etwas ein, das er in einem seiner Romane gelesen hatte. „Als eine Lösung ist es vielleicht ein wenig extrem“, sagte er, „aber als letzte Möglichkeit wäre es wirksam.“
Die beiden jungen Damen schauten ihn erwartungsvoll an. „Ich habe es in dem Roman ,Der ruchlose Gentleman gelesen“, fuhr er fort. „Wir könnten Aaron anweisen, diesen Belhaven in unsere Kutsche zu verfrachten, ihn zu den Docks zu entführen und ihn dort an die Preßpatrouille der Marine zu verkaufen.“
Liebevoll lächelnd schüttelte Elizabeth den Kopf. „Belhaven wird Aaron nicht widerstandslos folgen.“
„Und ich vermute, die Preßpatrouille würde ihn auch überhaupt nicht nehmen“, meinte Alexa. „So nötig hat es die Marine nun auch wieder nicht.“
„Dann bleibt uns immer noch die Schwarze Magie“, überlegte Bentner. „In .Tödliche Abenteuer' kam ein Kenner altertümlicher Riten vor, der die Leute mit einem bösen Bann belegte. Wir würden einige Rattenschwänze benötigen und außerdem noch Zungen von ...“
„Nein“, wehrte Elizabeth mit Bestimmtheit ab.
„... Eidechsen“, beendete Bentner seinen Satz.
„Kommt nicht in Frage“, erklärte seine Herrin.
„Und frischen Krötenkot, aber das mag sich als problematisch erweisen, denn das Buch verriet nicht, wie man frischen von altem ...“
„Bentner!“ rief Elizabeth lachend. „Wenn Sie nicht sofort aufhören, fallen wir alle beide noch in Ohnmacht.“
Bentner stand auf und verließ das Morgenzimmer, um irgendwo anders in Ruhe über weitere wirksame Beseitigungsmöglichkeiten nachzudenken.
Alexa wurde wieder sachlich. „Eines steht fest. Es war völlig richtig, daß ich darauf bestanden hatte, du solltest dich wieder in die Gesellschaft begeben. Ich bezweifle nicht, daß du innerhalb einer Woche genügend Angebote vorliegen hast und wir uns dann nur noch für eines davon entscheiden müssen. Ich glaube“, fügte sie vorsichtig hinzu, „falls du Mondevale noch immer haben willst...“
„Ich will überhaupt niemanden“, unterbrach Elizabeth sie heftig. „Niemanden! Alexa, das
Weitere Kostenlose Bücher