Havenhurst - Haus meiner Ahnen
meine ich ehrlich.“
Die Dowager Duchess of Hawthorne, die sich hier mit Alexa zu einem Einkaufsbummel hatte treffen wollen, trat ins Zimmer. Der Diener, der sie hatte melden wollen, war von ihr einfach fortgescheucht worden. „Was haben Sie eben gesagt, Elizabeth?“ Es behagte ihr nicht, daß ihre gestrigen Bestrebungen vergeblich gewesen sein sollten.
Elizabeth schrak beim Klang dieser strengen Stimme zusammen. Alexa antwortete an ihrer Statt. „Was Elizabeth meinte — nach den unerfreulichen Erfahrungen mit Mondevale und Mr. Thornton möchte sie vermeiden, daß sie ihre Zuneigung wieder an den Falschen vergibt.“
„Du irrst dich, Alexandra.“ Die Herzogin setzte sich und ordnete die Röcke ihres silbergrauen Gewandes. „Was Elizabeth meinte, war, daß sie weder jetzt noch in der Zukunft zu heiraten gedenkt, wenn sie es vermeiden kann.“
„Genau“, bestätigte Elizabeth leise.
„Sehr töricht, meine Liebe. Sie müssen und Sie werden heiraten.“
„Großmama hat vollkommen recht“, bekräftigte Alexa. „Als unverheiratete Frau kannst du nicht in der Gesellschaft verbleiben, ohne allerlei Unerfreulichem zu begegnen.“
„So ist es“, sagte die Herzoginwitwe. „Und deshalb habe ich entschieden, daß Sie Kensington in Betracht ziehen sollten.“
„Wen?“ fragte Elizabeth, aber dann erkannte sie Ians neuen Titel. „Nein, danke“, sagte sie fest. „Es erleichtert mich zwar sehr, daß die Dinge gestern so gut verlaufen sind, und ich bin ihm auch dankbar für seine Hilfe, doch das ist auch alles.“ Daß ihr Herz zu diesem Thema eine eigene Meinung hatte, nahm sie nicht zur Kenntnis.
„Dankbar?“ wiederholte die Herzogin. „Ich an Ihrer Stelle hätte dieses Wort nicht gebraucht. Außerdem hätte Thornton die Sache noch wesentlich besser handhaben können. Er hätte Sie nicht zum Tanzen bitten sollen.“
„Es würde recht merkwürdig ausgesehen haben, hätte er sie nicht aufgefordert“, widersprach Alexa. „Ich jedenfalls bin sehr erleichtert, daß Elizabeth kein Interesse an ihm hat. Ich kann ihm nämlich beim besten Willen nicht verzeihen, was er ihr angetan hat. Und ich vertraue ihm nicht.“ Sie schaute Lucinda an und erwartete deren Meinung dazu.
Lucinda war von Elizabeth über den Verlauf des vergangenen Abends informiert worden. Jetzt schaute sie von ihrer Nadelarbeit auf. „In Sachen Mr. Thornton“, erklärte sie gleichmütig, „würde ich es zunächst vorziehen, mich mit einer Beurteilung zurückzuhalten.“
Die Herzoginwitwe ärgerte sich über die unerwartete Opposition. „Ich empfehle nicht, daß Elizabeth sich dem Mann gleich an den Hals werfen soll, falls er um sie anhält. Mit Ausnahme des gestrigen Abends war sein Verhalten ja tatsächlich überaus tadelnswert.“ Sie sprach nicht weiter, weil Bentner an der Tür erschien.
„Ihr Herr Onkel ist hier, Miss Elizabeth“, meldete er.
„Es besteht keinerlei Grund, mich anzumelden“, fuhr Julius Cameron ihn an. „Dies ist nämlich mein eigenes Haus.“ Ohne Umschweife und trotz der anderen Anwesenden wandte er sich an Elizabeth. „Hast du Thornton getroffen?“
„Ja. Weshalb?“
„Ich muß sagen, ich bin stolz darauf, wie du es aufgenommen hast. Ich fürchtete schon, du würdest eine fürchterliche Szene machen, weil du zuvor nicht davon informiert worden warst. Es dreht sich hier um eine große Summe Geldes, und ich will nicht, daß du anfängst, dich zu zieren, so daß er es womöglich zurückhaben will.“
„Wer?“
„Vielleicht sollten wir uns besser zurückziehen“, schlug Alexandra vor.
„Das ist nicht nötig.“ Julius Cameron zupfte an seinem Halstuch und wirkte plötzlich uncharakteristisch verlegen. „Im Gegenteil, ich würde mit Elizabeth gern in Anwesenheit ihrer Freundinnen reden. Sie sind doch ihre Freundinnen, nicht wahr?“
Elizabeth hatte den unangenehmen Verdacht, ihr Onkel setze darauf, daß sie vor ihren Gästen keine „Szene“ machte; so bezeichnete er jede Art von Widerspruchsäußerung, wie berechtigt sie auch sein mochte.
„Wollen wir uns jetzt alle in den Salon begeben?“ Das hörte sich nicht nach einer Frage, sondern vielmehr nach einem Befehl an, und die Miene der Herzoginwitwe wurde angesichts solcher Impertinenz höchst eisig.
„Wir sollten die Angelegenheit in Ruhe besprechen“, sagte Julius auf dem Weg den Flur entlang zu der ihm folgenden Gruppe der Damen. Es war nicht nur das Geld, das ihn an der „Sache“ so befriedigte, sondern vor allem der Triumph
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