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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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etwa? Möglicherweise habe ich mich auch getäuscht, dachte er, machte kehrt und verließ ärgerlich das Arbeitszimmer.
    ★
    Helmshead war ein verschlafenes kleines Dorf oberhalb einer blauen Bucht. Auf ihrem Weg in den Hafen drängten sich hin und wieder die großen Segelschiffe durch die vielen kleinen Fischerboote hindurch.
    Manchmal gingen Matrosen an Land, weil sie sich eine fröhliche Nacht erhofften. Wenn sie dann am nächsten Morgen bei Hochwasser wieder fortsegelten, wußten sie für das nächstemal, daß es sich nicht lohnte, ins Dorf zu gehen. Hier gab es weder Bordelle noch Seemannskneipen. In Helmshead wohnten nur hart arbeitende Fischer, ihre ebenso fleißigen Frauen und deren lustig spielende Kinder.
    Wie an jedem Tag stand Elizabeth an einen Baum gelehnt am Steilufer und schaute aufs Meer hinaus. Robert hatte ihr gesagt, ein Schiff würde erwartet, das nach Jamaica segeln sollte. Er wurde immer ungeduldiger, England endlich zu verlassen, und sie konnte ihm das nicht verdenken.
    In einem kleinen Haus, das einem Mr. Hogan und dessen Frau gehörte, hatte Robert ein Zimmer für sie beide gemietet, und dank Mrs. Hogans ausgezeichneter Küche hatte er schon ein wenig zugenommen.
    Wie fast alle Bewohner von Helmshead waren die Hogans freundliche, fleißige Leute, und ihre vierjährigen Zwillingssöhne waren stets ein fröhliches, lebhaftes Gespann. Elizabeth mochte die ganze Familie sehr gern, und wäre es nach ihr gegangen, würde sie für immer in diesem abgelegenen Versteck geblieben sein. Ihr lag gar nicht daran, das Land zu verlassen. Hier in diesem friedlichen Dorf wäre sie nahe genug bei Ian, um seine Gegenwart zu spüren, und dennoch weit genug von ihm entfernt, so daß er ihr nichts antun konnte.
    Sie trat näher an die Uferkante heran.
    „An der Stelle fallt man ziemlich tief, Missis.“ Mr. Hogan war unbemerkt herangekommmen. „Gehen Sie weg von dieser Kante, ja?“ Er hielt Elizabeth am Arm fest und führte sie mit sich fort. „Sie müssen jetzt ein wenig ruhen. Ihr Mann hat uns von den schlechten Zeiten erzählt, die sie durchgemacht haben. Er sagt, man muß jetzt alle Sorgen von Ihnen fernhalten.“
    Daß Robert etwas über ihre Notlage erzählt hatte, erstaunte sie. „Was hat Rob ... mein Mann Ihnen von den schlechten Zeiten' gesagt, die ich hinter mir habe?“
    „Er hat nur angeordnet, Sie sollen nichts zu hören oder zu sehen bekommen, das Ihnen Kummer machen könnte.“ „Das einzige, das ich sehen möchte“, erklärte Elizabeth, als sie in das kleine Haus der Hogans trat und den Duft frischgebackenen Brots einsog, „das ist eine Zeitung.“ Sie lächelte einem der Zwillinge zu, der herbeilief und seine kleinen Arme um ihre Beine schlang.
    „Gerade keine Zeitung“, sagte Mr. Hogan. „Da steht ja auch nur immer dasselbe drin. Mord und Totschlag, Politik und Tanz. Das wollen Sie doch sicher nicht lesen.“
    Tatsächlich hatte Elizabeth in den zwei Jahren der Zurückgezogenheit auf Havenhurst kaum Zeitungen gelesen; jetzt jedoch wollte sie sehen, ob ihr Verschwinden irgendwie vermerkt wurde. Schon mehrfach hatte sie Mr. Hogan um eine Zeitung gebeten, doch er hatte stets behauptet, er könne in ganz Helmshead keine auftreiben.
    „Doch, Mr. Hogan“, entgegnete sie schärfer als beabsichtigt. „Ich will es lesen!“
    Erschrocken über ihren Ton, ließ der Kleine sie los.
    Mrs. Hogan, im siebten Monat schwanger, stets bei der Arbeit und immer guter Dinge, mischte sich ein. „Sie ruhen sich jetzt ein bißchen aus, Mrs. Roberts. Setzen Sie sich an den Tisch, und ich mache Ihnen eine schöne Tasse Tee.“ „Ich brauche aber eine Zeitung“, sagte Elizabeth, als spräche sie mit sich selbst, „und keinen Tee.“
    „Timmy!“ fauchte Mrs. Hogan ihren kleinen Sohn an. „Leg das sofort weg, hörst du? Timmy!“ warnte sie, aber der fröhliche kleine Junge hörte wie gewöhnlich nicht auf sie. Er zupfte Elizabeth am Rock, und im selben Augenblick riß ihm sein Vater etwas aus der Hand.
    „Ist doch für die Lady!“ brüllte der Kleine und kletterte auf Elizabeths Schoß. „Habe ich extra für die Lady geholt!“
    Jetzt sah sie, was sein Vater ihm entrissen hatte. „Eine Zeitung!“ Vorwurfsvoll blickte sie die Eheleute an, die tatsächlich beide unter ihrer gebräunten Haut erröteten. „Mr. Hogan, bitte, geben Sie sie mir.“
    „Sie ist schon alt. Mehr als drei Wochen alt. Und außerdem hat Ihr Mann klar und deutlich gesagt, Sie dürfen keine ...“ „Mein Mann hat mir nichts

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