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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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hölzernen Schritten ging Elizabeth zitternd in den Zeugenstand und wiederholte die Eidesformel, die man ihr vor las. Dann trat Delham heran.
    -„Bitte nennen Sie deutlich und für alle Anwesenden in dieser Hohen Kammer hörbar Ihren Namen.“
    Elizabeth riß den Blick von Ian los, schluckte und sagte dann so laut und klar wie möglich: „Elizabeth Marie Cameron.“
    Ein Raunen erhob sich auf den Rängen.
    „Mit Erlaubnis des Gerichts möchte ich jetzt den Angeklagten fragen, ob diese Frau tatsächlich seine Ehegattin ist.“ Delham blickte den Lordkanzler an, der seinerseits Ian anschaute. „Bitte.“
    „Lord Thornton“, fragte Delham ruhig, während er Ians Gesichtsausdruck genau beobachtete, „ist diese Frau die Ehegattin, deren Verschwinden — deren Tod — Sie zufolge der Anklage verschuldet haben sollten?“
    Ian preßte die Lippen zusammen und nickte kurz.
    „Lord Thornton hat die Zeugin als seine Ehegattin identifiziert. Ich habe keine weiteren Fragen.“
    „Ich dagegen habe noch weitere Fragen, meine Herren“, erklärte Lord Sutherland, der Anklagevertreter.
    Zitternd sah Elizabeth den Mann herankommen, doch als er zu sprechen begann, klang seine Stimme geradezu gütig, während die anderen Gesichter ringsum nichts als männlichen Zorn und große Verachtung ausdrückten.
    „Mylady“, begann Lord Sutherland, „Sie brauchen sich nicht zu fürchten. Ich habe nur wenige Fragen. Würden Sie uns bitte sagen, was Sie zu diesem späten Zeitpunkt veranlaßt, vor diesem Gericht zu erscheinen?“
    „Ich bin gekommen, weil ich erfuhr, daß mein Gemahl des Mordes an mir und meinem Bruder angeklagt ist.“
    „Wo haben Sie sich bis jetzt aufgehalten?“
    „Ich war mit meinem Bruder zusammen. Er war nach Havenhurst gekommen, und wir reisten zusammen nach Helmshead.“
    „Sie sind also nicht nur hergekommen, um uns zu zeigen, daß Sie lebendig und unversehrt sind“, faßte Lord Sutherland zusammen. „Sie wollen uns auch sagen, daß Sie mit Ihrem Bruder zusammen waren, dem Mann, der seit zwei Jahren spurlos verschwunden ist?“
    „Ja, das ist richtig.“
    „Und wo befindet sich Ihr Bruder?“ Sutherland schaute sich um, als suchte er in der Gerichtskammer nach ihm. „Haben Sie ihn mitgebracht, damit wir sehen können, daß er ebenfalls lebendig und unversehrt ist?“
    „Nein“, antwortete Elizabeth. ,Aber ...“
    „Mylady“, unterbrach Sutherland, „ich bitte Sie, uns Ihre Geschichte von Anfang an vorzutragen.“
    ★
    Elizabeth war so erleichtert, endlich zu Wort zu kommen, daß sie wörtlich das vortrug, was sie sich während der sechs Reisetage zurechtgelegt und auswendig gelernt hatte. Sie beschrieb ihren Bruder so, wie sie ihn und sein sträfliches Verhalten Ian gegenüber sah. Sie berichtete, daß Ian Robert dadurch vor dem Galgen bewahrt hatte, indem er ihn auf eines seiner Schiffe verbrachte, und sie erzählte, wie ihr Bruder nach seiner Flucht von diesem Schiff für seine Taten gebüßt hatte.
    Sie sprach in klaren, sachlichen Formulierungen und stockte nur einmal, als sie zugab, Ihrem Bruder geglaubt zu haben, als dieser behauptet hatte, von Ian mißhandelt worden zu sein. Schuldbewußt blickte sie zu Ian hinüber, der nun eher gelangweilt wirkte, als wäre er gezwungen, einer miserablen Schauspielerin in einem schlechten Theaterstück zuzuschauen.
    Die Stille, die nach ihrem Vortrag eintrat, wurde von Lord Sutherland unterbrochen, der zu ihrer Bestürzung kurz auflachte und sie dann eiskalt ansah.
    „Gute Frau, ich wiederhole meine Frage: Warum sind Sie hergekommen, um uns eine wunderliche Geschichte zu erzählen in der Hoffnung, damit den Mann zu retten, vor dem sie zugegebenermaßen vor Wochen geflohen sind?“
    Der Anklagevertreter deutete mit dem Finger auf Ian. „Sagen Sie uns die Wahrheit, Mylady! Hat dieser Mann Sie aufgespürt und bestochen, herzukommen und uns diese absurde Geschichte zu erzählen? Oder hat er Ihr Leben bedroht für den Fall, daß Sie hier nicht erscheinen? Ist es nicht wahr, daß Sie keine Ahnung von dem Verbleib Ihres Bruders haben? Ist es nicht wahr, daß Sie Ihren eigenen Worten zufolge schreckerfüllt vor diesem grausamen Mann geflohen sind? Ist es nicht wahr, daß Sie von ihm weitere Grausamkeiten fürchteten, die...“
    „Nein!“ schrie Elizabeth, und die männlichen Gesichter auf den Rängen drückten nichts als Verachtung aus.
    „Keine weiteren Fragen.“
    In diesem Augenblick kam Elizabeth die Erleuchtung. „Warten Sie!“ Wenn sie diese Männer

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