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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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daß man meinen Gemahl jetzt aufgrund meiner Aussage freisprechen muß?“ fragte sie leise.
    „Nein, Mylady. Still jetzt. Und keine Angst.“
    Elizabeth war im Moment eher verwirrt als ängstlich, denn Ian schien sich jetzt zum erstenmal für das zu interessieren, was hier vor sich ging. Er warf einen Blick zu dem Mann hinüber, der mit Delham sprach, und ein kaum merkliches grimmiges Lächeln huschte über sein Gesicht. Elizabeth folgte dem Assistenten in den Alkoven und stellte sich dort neben die Dowager Duchess, deren finsteren, aber trotzdem anerkennenden Blick sie nicht bemerkte.
    „Was geschieht denn jetzt?“ fragte sie den Assistenten, der es anscheinend gar nicht eilig hatte, auf seinen Platz zurückzukehren.
    „Jetzt schlägt er zu!“ sagte der junge Mann grinsend.
    „Verehrter Lordkanzler.“ Peterson Delham hob die Stimme. „Mit Erlaubnis des Gerichts - oder besser unter seiner Duldung — möchte ich noch einen Zeugen aufrufen, der unwiderlegbare Beweise dafür liefern wird, daß Robert Cameron keinen körperlichen Schaden als direkte oder indirekte Folge seines Aufenthalts auf dem Schiff ,Arianna‘ erlitten hat. Wenn auch das Hohe Gericht zu dieser Überzeugung kommt, werden wir den Fall binnen kurzem abschließen können.“
    „Hoffen wir das Beste“, sagte der Lordkanzler gereizt. „Fahren Sie fort“, fügte er hinzu.
    „Ich danke Ihnen, Mylord. Wir rufen in den Zeugenstand: Kapitän George Granthome.“
    Eine der Seitentüren öffnete sich, und ein großer, muskulöser Mann schritt den Mittelgang hinunter. Ihm folgte eine Gruppe stämmiger, wettergegerbter Seeleute. Kapitän Granthome trat in den Zeugenstand, sagte zu Roberts Behandlung an Bord der „Arianna“ aus und bestätigte ferner, daß dieser während eines unvorhergesehenen Hafenaufenthalts von Bord des Seglers geflohen war. Der Kapitän fügte hinzu, daß seine ganze Mannschaft bereit sei, dies zu bezeugen.
    Mit einmal erkannte Elizabeth, daß ihre Ängste und ihre Bemühungen um Ian vollkommen überflüssig gewesen waren, denn daß er nicht für den Mord an Robert verurteilt werden konnte, hatte zumindest für ihn und Delham schon lange vor ihrem Auftreten festgestanden.
    Empört fuhr sie zu dem noch immer grinsenden Assistenten herum. „Weshalb zum Teufel haben die Zeitungen nicht gesagt, was mit meinem Bruder geschehen ist? Mr. Delham und mein Gatte wußten es doch offensichtlich, und Sie wußten es auch, daß der Kapitän und die Mannschaft es bezeugen konnten.“
    „Es war die Idee Ihres Gemahls, damit zu warten.“
    „Aber weshalb?“
    „Weil unser trefflicher Anklagevertreter und seine Mannen unsere anderen Argumente nicht akzeptieren wollten. Sie meinten, sie besäßen genügend Gegenbeweise. Hätten wir ihnen etwas von der ,Arianna‘ gesagt, würden sie Zeit gefunden haben, um sich neue sogenannte Gegenbeweise auszudenken. Davon abgesehen befand sich das Schiff auf See, und es war nicht sicher, ob es rechtzeitig zurückkehren würde. Jetzt aber kann unser frustrierter Anklagevertreter so schnell nichts aus dem Ärmel zaubern, womit er die neuen Beweise widerlegen könnte.“
    Jetzt begriff Elizabeth auch, weshalb Ian so gelangweilt gewirkt hatte, nur verstand sie nicht, warum er keinerlei Regung bei ihrer Aussage gezeigt hatte, daß Robert der Mann war, mit dem sie gereist war.
    „Lord Kensington“, sagte der Lordkanzler jetzt, und Ian erhob sich. „Das Gericht befindet, daß Sie in allen Punkten der Anklage von jeder Schuld freizusprechen sind. Sie dürfen gehen.“ Mit einem Anflug von Humor fügte er hinzu: „Ich rate Ihnen jedoch, es sich gut zu überlegen, ob Sie diese Nacht mit Ihrer Gattin unter einem Dach verbringen wollen. Ich an Ihrer Stelle wäre vermutlich sehr versucht, das Verbrechen nachträglich auszuüben, dessen Sie bereits beschuldigt wurden.“
    Auf den Rängen wurde wieder gelacht. ,Allerdings bin ich sicher“, sprach der Lordkanzler weiter, „daß Sie in diesem Fall wieder mit Freispruch rechnen können.“
    „Kommen Sie, Elizabeth.“ Die Herzoginwitwe faßte Elizabeth beim Arm. „Draußen wird zweifellos die Presse warten. Je eher wir hier verschwinden, desto größer ist unsere Chance, den Reportern zu entkommen.“
    Die Dowager Duchess irrte sich. Als sie ins Sonnenlicht hinaustraten, hatten sich Presse und Zuschauer schon auf Ian gestürzt. Die einen bombardierten ihn mit Fragen, die anderen mit Beleidigungen und wüsten Beschimpfungen.
    Ian erzwang sich einen Pfad durch die

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