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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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erwähnte ferner, daß sie einen Brief von Mrs. Hogan dabeihabe, in dem diese Robert genau beschrieb, was bewies, daß er tatsächlich lebendig war und mit ihr, Elizabeth, bei den Hogans gewohnt hatte.
    „Und dieses Schauermärchen sollen wir glauben?“ fragte Delham. „Ihr Bruder lebt, ist aber nicht hier. Sollen wir einer verheirateten Frau glauben, die kühn mit einem anderen Mann auf Reisen gegangen ist?“
    „Mit meinem Bruder!“ Elizabeth stützte die Hände auf die Schreibtischplatte und beugte sich zu Delham vor, als könnte sie dann besser zu ihm durchdringen.
    „Das sollen wir Ihnen abnehmen? Sagen Sie, woher kommt eigentlich Ihr überraschendes Interesse an dem Wohlergehen Ihres Ehemannes?“
    „Delham!“ fuhr die Herzoginwitwe dazwischen. „Sind Sie von Sinnen? Sie sagt die Wahrheit! Das erkenne selbst ich, und als ich sie vor meinem Haus stehen sah, war ich nicht geneigt, ihr auch nur ein Wort zu glauben. Sie nehmen sie hier ohne jeden Grund auseinander und...“
    „Durchlaucht“, sagte der Anwalt, ohne den Blick von Elizabeth zu wenden, „ich habe hier nichts getan, was der Anklagevertreter nicht auch tun wird. Wenn die Lady vor mir nicht bestehen kann, dann kann sie es vor ihm erst recht nicht.“ Er machte eine bedeutungsvolle Pause.
    Aber wie Sie wollen“, fuhr er nach einer Weile fort. „Wir werden ja sehen, wie sie sich vor den hohen Herren schlägt.“ Er wandte sich wieder an Elizabeth. „Ich werde Sie an eine Stelle des Saals führen, wo Sie alles hören, aber nicht gesehen werden können. Mein Assistent wird Sie nach wenigen Minuten abholen und in den Zeugenstand führen.“
    „Werden Sie Ian sagen, daß ich hier bin?“ fragte sie leise.
    „Keineswegs. Ich will seine Reaktion auf Ihren Anblick sehen und daraus meine Schlüsse ziehen.“ Er führte Elizabeth und die Herzoginwitwe zu einer Tür und trat dann beiseite. Die Tür führte in einen Alkoven, von dem sie alles im Saal verfolgen konnten, ohne selbst gesehen zu werden.
    Die „Kammer“, der Versammlungssaal mit seiner hohen, gewölbeartigen Decke war ein Kaleidoskop aus Stimmen und Farben. Auf den Rängen warteten die Lords des Königreichs ungeduldig auf die Fortsetzung des Prozesses. An einem langen Tisch unweit des Alkovens saß der Lordkanzler, der Präsident des Oberhauses, umgeben von vielen finsterblickenden Männern, die alle wie er eine scharlachrote Robe und eine gepuderte Perücke trugen.
    Elizabeth beobachtete Delham. Zweifellos würde er dorthin gehen, wo der Angeklagte saß. Aber wo ... Und jetzt sah sie Ians geliebtes Gesicht. Sie mußte sich auf die Lippen beißen, um nicht laut seinen Namen zu rufen.
    In einer Haltung, als wollte er seine grenzenlose Verachtung für das, was hier geschah, ausdrücken, saß Ian im Zeugenstand. Sein rechter Arm hing über dem polierten Holzgeländer, sein linker Fuß war auf das rechte Knie gestützt. Ian wirkte uninteressiert, kalt und vollkommen beherrscht. Er schien das ganze Verfahren für eine Posse zu halten, die ihn von Wichtigerem fernhält.
    Delham flüsterte dem jüngsten von Ians Rechtsberatern etwas zu, worauf dieser aufstand und, wie Elizabeth sah, auf ihren Alkoven zuging. Jetzt wandte sich Peterson Delham an den Lordkanzler.
    „Mylord, ich entschuldige mich noch einmal für diese Verzögerung. Wenn Sie mir eine kleine Abweichung von der Prozedur gestatten, denke ich, daß wir den anstehenden Fall ohne weitere Debatten und ohne weitere Zeugenvernehmungen abschließen können. Ich möchte eine Überraschungszeugin in den Zeugenstand bitten und ihr nur eine einzige Frage stellen. Danach mag der Herr Anklagevertreter sie nach Belieben befragen.“
    Diese Bitte wurde Delham vom Lordkanzler nach Rücksprache mit dem Vertreter der Anklage genehmigt.
    Elizabeth schrak zusammen, als der junge Rechtsberater in den Alkoven trat und ihren Arm berührte. Sie stand auf, und ihr Herz schlug beinahe schmerzhaft, als Delham mit lauter, bis zu den höchsten Rängen durchdringender Stimme verkündete: „Meine Herren, wir rufen nunmehr in den Zeugenstand ... die Marchioness of Kensington!“
    Für alle in der Kammer kam das absolut unerwartet. Jedermann beugte sich erregt und interessiert auf seinem Sitz vor, und die Spannung war beinahe körperlich fühlbar.
    Elizabeth sah das alles nicht. Sie hatte nur Augen für Ian. Sein Körper schien kaum merklich zu erstarren, sein Blick richtete sich auf ihr Gesicht, und dann zeigte seine Miene nichts als eiskalte Wut.
    Mit

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