Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
Vom Netzwerk:
nicht davon überzeugen konnte, daß sie die Wahrheit sagte, könnte sie ihnen vielleicht glaubhaft machen, daß sie als Frau viel zu dumm war, um sich eine solche Geschichte auszudenken. „Ja, Mylord, ich kann es nicht leugnen. Ich meine, seine Grausamkeit.“
    Sutherlands Miene hellte sich auf, und wieder erhob sich gespanntes Gemurmel auf den Rängen. „Sie geben also zu, daß dies ein grausamer Mann ist?“
    „Jawohl“, erklärte Elizabeth mit Nachdruck.
    „Meine liebe, arme Frau, können Sie uns einige Beispiele seiner Grausamkeit geben?“
    „Ja, und dann werden Sie auch verstehen, wie böse er sein kann, und warum ich mit Robert — also mit meinem Bruder - davongelaufen bin.“ Wenn ihr doch jetzt nur etwas Vernünftiges einfiele, das Ian nicht zum Nachteil gereichte! Sie erinnerte sich an seine Worte in jener Nacht, als er sie in Havenhurst aufgesucht hatte.
    „Also reden Sie“, forderte Sutherland sie auf. Alles lauschte gespannt. „Wann war Ihr Ehegatte zum letzten Mal grausam zu Ihnen?“
    „Kurz bevor ich floh, hat er damit gedroht, mir mein Nadelgeld zu streichen, weil ich zuviel ausgegeben hatte und dies nicht zugeben wollte.“
    „Und Sie befürchteten, er würde Sie deshalb schlagen?“ „Nein, ich befürchtete, er würde mir bis zum nächsten Quartal nichts mehr geben.“
    Jemand lachte höhnisch. Das Lachen wurde aber sofort wieder unterdrückt. Sutherland blickte finster, und Elizabeth redete weiter.
    „Mein Gatte und ich, wir stritten uns darüber — über mein Nadelgeld, meine ich. Das war zwei Nächte, bevor ich mit Robert davongelaufen bin.“
    „Wurde Ihr Ehegatte während dieser Diskussion gewalttätig? War das die Nacht, in der Ihre Dienstboten Sie weinen gehört haben?“
    „Ich glaube ja.“
    „Weshalb haben Sie geweint?“
    „Ich war in einer so fürchterlichen Bedrängnis“, sagte sie, und das war schließlich nicht einmal gelogen. „Ich wollte mit Bobbie fortgehen, aber dazu mußte ich meinen schönen Smaragdschmuck verkaufen, den mein Gemahl mir geschenkt hatte.“ Vertrauensvoll neigte sie sich dem Lordkanzler entgegen. „Ich wußte ja, daß er mir neuen kaufen würde.“ Leises Gelächter kam von den Rängen.
    Lord Sutherland hingegen lachte keineswegs. Er spürte, daß sie ihn täuschen wollte, aber mit typisch männlicher Überheblichkeit traute er ihr nicht zu, daß ihr das gelingen würde. „Ich soll also glauben, Sie haben Ihren Schmuck aus einem plötzlichen Einfall heraus verkauft, weil sie den frivolen Wunsch hatten, mit einem Mann fortzulaufen, von dem Sie behaupten, er wäre Ihr Bruder?“
    „Du liebe Güte, ich weiß doch nicht, was Sie glauben sollen. Ich weiß nur, daß es so war.“
    „Madam! Der Juwelier hat ausgesagt, Sie seien den Tränen nahe gewesen, als sie den Schmuck anboten. Wie kann jemand den Tränen nahe sein, der Frivolitäten im Sinn hat?“ Verständnislos blickte Elizabeth ihn an. „Ich mochte meinen Schmuck doch so gern!“
    Gelächter in allen Tonlagen war die Quittung für diese Bemerkung. Elizabeth wartete, bis es sich gelegt hatte und schaute dann Sutherland vertrauensvoll an. „Mein Gatte hat oft gesagt, Smaragde passen so gut zu meinen Augen. Ist das nicht süß?“
    Lord Sutherland knirschte tatsächlich mit den Zähnen. Peterson Delham hingegen beobachtete Elizabeth genau; sein Blick wirkte beinahe bewundernd.
    Der Anklagevertreter hob die Stimme. ,Aha! Und nun sollen wir wohl glauben, daß Sie eigentlich gar keine Angst vor Ihrem Gatten hatten.“
    „Aber selbstverständlich hatte ich Angst. Ich habe doch eben erklärt, wie grausam er sein konnte. Und als Bobbie mir dann seinen geschundenen Rücken zeigte, mußte ich doch denken, daß ein Mann, der seiner Frau das Nadelgeld streicht, zu allem fähig ist.“
    Das höhnische Gelächter dauerte diesmal noch länger als zuvor. Sutherland unterbrach den Lärm mit seiner durchdringenden Stimme. „Und außerdem sollen wir glauben, daß Sie mit einem Mann, der angeblich Ihr Bruder war, fortgelaufen sind, und es sich irgendwo in England bequem gemacht haben?“
    Elizabeth nickte nachdrücklich. „Ja, in Helmshead. Ein ganz entzückendes Dorf direkt am Meer! Ich fand es dort so friedlich ... bis ich in der Zeitung las, daß mein Gemahl vor Gericht stand. Bobbie meinte, ich sollte nicht nach London zurückkehren. Er nahm es noch immer übel, daß er auf eines der Schiffe meines Gatten gebracht worden war. Aber ich wollte herkommen.“
    „Und weshalb wollten Sie

Weitere Kostenlose Bücher