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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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bitten!“ Sie zog sich zur noch offenen Tür zurück und hielt ihre Jacke fest.
    „Elizabeth, ich habe Ihnen mein Wort gegeben, daß Ihnen nichts geschehen würde, wenn Sie heute herkämen.“
    Sie schloß kurz die Augen. „Ich weiß. Ebenfalls weiß ich, daß ich nicht hier sein sollte.“ Sie schlug die Augen wieder auf und blickte ihn fragend an. „Und jetzt sollte ich ganz schnell wieder gehen, nicht wahr?“
    „Unter den vorliegenden Umständen bin ich wohl nicht derjenige, den Sie fragen sollten.“
    „Ich bleibe“, entschied sie nach einem Moment. Sie knöpfte sich die Jacke auf, zog sie aus und gab sie ihm zusammen mit ihrer Kappe.
    Ian hängte alles über den Wandhaken neben dem Kamin. „Stellen Sie sich vors Feuer“, forderte er sie auf. Er ging zum Tisch und füllte die Gläser mit Wein.
    Der vordere Teil ihrer Frisur, den die Kappe nicht bedeckt hatte, war naß, und ganz automatisch zog Elizabeth die Seitenkämmchen heraus, um die dichten Strähnen ausschütteln zu können. Sie schob die Finger an den Schläfen ins Haar und hob es an, ohne sich darüber bewußt zu sein, wie verführerisch das aussah.
    Sie schaute kurz zu Ian herüber, der bewegungslos neben dem Tisch stand und sie beobachtete. Irgend etwas in seinem Gesichtsausdruck veranlaßte sie, die Hände rasch sinken zu lassen. Der Bann war gebrochen, aber Ians merkwürdiger Blick wirkte so beunruhigend in ihr nach, daß sie innerlich bebte. Ich kenne diesen Mann doch erst seit wenigen Stunden, dachte sie, und trotzdem sieht er mich so ... so intim und persönlich an. Das geht doch nicht!
    Ian reichte Elizabeth das Weinglas und deutete mit dem Kopf auf das abgewetzte Sofa, mit dem der winzige Raum beinahe überfüllt war. „Wenn es Ihnen warm genug ist - das Sofa ist sauber.“
    Elizabeth setzte sich, rückte jedoch so weit wie möglich von ihm fort und zog die Beine unter dem Reitrock hoch, um sie zu wärmen. „Wenn ich hierbleiben soll“, sagte sie unsicher, „dann sollten wir auch die Regeln der Schicklichkeit und des Anstands einhalten.“
    „Als da wären?“ Das klang ein bißchen amüsiert.
    „Als erstes sollten Sie mich wirklich nicht mit meinem Vornamen anreden.“
    „Nach dem Kuß in der Gartenlaube erscheint es mir doch ein wenig absurd, Sie jetzt Miss Cameron zu nennen.“ Eigentlich hätte sie ihm jetzt sagen sollen, daß sie Anspruch auf die Anrede „Mylady“ hatte, aber im Augenblick brachte es sie viel mehr aus dem Gleichgewicht, daß er auf die unvergeßlichen, wenn auch absolut verbotenen Minuten in seinen Armen Bezug nahm.
    „Was gestern abend geschehen ist, darf unser Verhalten heute auf keinen Fall beeinflussen“, erklärte sie streng. „Heute sollten wir uns ... doppelt korrekt verhalten, um das Geschehene wiedergutzumachen.“
    „Aha, so macht man das, ja?“ fragte er erheitert. „Ich hätte eigentlich nicht gedacht, daß Sie sich Ihre Schritte von der Konvention vorschreiben lassen.“
    Das war die beste Gelegenheit, ihn davon zu überzeugen, daß er ihre Ansicht zu respektieren hatte.
    „O doch, so ist es aber“, log sie. „Die Camerons sind die konventionellsten Menschen der ganzen Welt. Daß ich den Tod einer Entehrung vorziehe, wissen Sie ja bereits. Außerdem glauben wir Camerons an Gott und Vaterland, an Mutterschaft und König und ... und eben an Schicklichkeit und Anstand. In dieser Beziehung sind wir Camerons von einer geradezu fürchterlichen Intoleranz.“
    „Verstehe.“ Seine Lippen zuckten ein wenig. „Nun sagen Sie mir, wie kommt eine so konventionelle Person dazu, mit einem ganzen Spielsalon voller Männer die Klingen zu kreuzen, um den Ruf eines ihr Fremden zu schützen?“
    „Ach das ... das war nur meine höchst konventionelle Auffassung von Gerechtigkeit. Außerdem hat es mich furchtbar geärgert, daß keiner der anwesenden Männer Lord Everly von dem Duell abhalten wollte, und das nur deshalb nicht, weil er ihnen gesellschaftlich ebenbürtig ist, was Sie nicht sind.“
    „Gesellschaftliche Ebenbürtigkeit? Und darüber denkt eine so konventionelle Person wie Sie nach?“
    Jetzt saß Elizabeth in der Falle., Ach was. Die Wahrheit ist, meine Anwesenheit hier erfüllt mich mit Todesangst“, gestand sie. Weil ihr Herz so hämmerte und weil sie an allen Gliedern bebte, trank sie einen großen Schluck Wein in der Hoffnung, das würde ihre Nerven beruhigen.
    Ian erkannte ihre Verlegenheit, und deshalb wechselte er das Thema. „Haben Sie inzwischen noch einmal über die

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