Havenhurst - Haus meiner Ahnen
lieber die Nase oder das Kinn zertrümmern sollte.“ Elizabeth mußte lachen. „Wenn Sie sich nicht einmal mit Lord Everly duellieren wollten, nachdem er Sie einen Betrüger genannt hatte, wollten Sie doch ganz bestimmt dem armen Lord Howard nichts antun, nur weil er hin und wieder meinen Arm berührt hat.“
„Ach nein? Meine Liebe, das sind zwei vollkommen verschiedene Dinge.“
Elizabeth strich sich verlegen das Haar aus der Stirn und blickte zum Fenster. „Es wird sicherlich schon nach drei Uhr sein. Jetzt muß ich aber wirklich gehen.“ Sie stand auf und strich sich die Röcke glatt. „Vielen Dank für einen wunderschönen Nachmittag. Ich weiß nicht, weshalb ich hergekommen bin, und ich hätte es nicht tun dürfen, aber ich bin froh, daß ich es getan habe.“
„Sie wissen es nicht?“ fragte er leise und erhob sich auch. „Ich weiß ja nicht einmal, wer Sie sind! Jetzt weiß ich zwar, wo Sie überall gewesen sind, aber ich kenne weder Ihre Familie noch Sie persönlich. Mir ist bekannt, daß Sie große Summen beim Kartenspiel einsetzen, und das mißfallt mir sehr.“ „Ich setze auch große Summen für Schiffe und Ladungen ein. Verbessert das in Ihren Augen meinen Charakter?“ „Und ich weiß ...“ Angsterfüllt sah sie, daß sein Blick wieder entschieden zu intim und sinnlich wurde. „Und ich weiß ganz genau, daß es mir höchst unbehaglich ist, wenn Sie mich so ansehen.“
„Elizabeth“, sagte er und lächelte sehr sanft. „Sie sind hier, weil wir einander beinahe schon lieben.“
„Was?“ fragte sie entsetzt.
„Und die Frage, wer ich bin, läßt sich ganz einfach beantworten.“ Er hob die Hand und streichelte Elizabeths blasse Wange. „Ich bin der Mann, den Sie heiraten werden.“
„Sie... Sie müssen verrückt sein“, flüsterte sie, aber seine Hand, die jetzt ihren Nacken umfaßte, war so sanft, und sein Lächeln war so zärtlich ...
„Sie haben vollkommen recht.“ Er neigte den Kopf, küßte sie auf die Stirn und zog Elizabeth so vorsichtig zu sich heran, als wüßte er, daß sie sich sofort heftigst wehren würde, falls er mehr täte als das. „Sie standen nicht auf meiner Rechnung, Miss Cameron.“
„Bitte“, flüsterte Elizabeth hilflos. „Bitte, tun Sie mir das nicht an. Ich verstehe überhaupt nichts mehr. Ich weiß nicht, was Sie wollen.“
„Ich will Sie.“ Mit Daumen und Zeigefinger faßte er ihr Kinn und hob sanft ihren Kopf an, so daß sie Ian in die Augen schauen mußte. „Und Sie wollen mich“, schloß er.
Elizabeths ganzer Körper bebte, als Ian seine Lippen auf ihre senkte. Sie wollte das Unvermeidliche abwenden, indem sie sich aufs Reden verlegte.
„Eine wohlerzogene englische Dame“, zitierte sie einen von Lucinda Throckmorton-Jones’ Leitsätzen, „hat keine heftigeren Empfindungen als die der Zuneigung. Wir fallen nicht der Liebe anheim.“
„Ich bin Schotte“, sagte er leise. „Schotten tun das.“ Und er küßte sie.
,,Schotte!“ rief sie, als er den Kopf wieder hob.
Über ihre entsetzte Miene mußte er lachen. „Ich sagte ,Schotte“ und nicht "Meuchelmörder“.“
Ein Schotte, der dazu auch noch ein Glücksspieler war!
Havenhurst würde unter den Hammer kommen, die Bediensteten würden fortlaufen, und die ganze Welt würde in Trümmer fallen. „Ich kann Sie nicht heiraten! Auf gar keinen Fall.“
„Doch, Elizabeth.“ Seine Lippen strichen über Elizabeths Wange zu ihrem Ohr. „Doch, Sie können.“ Mit der Zungenspitze stieß er gegen ihr Ohrläppchen und zeichnete dann die zarten Kurven der Ohrmuschel nach, bis Elizabeth vor Erregung bebte.
Sobald er ihre Reaktion spürte, schlang er den Arm fester um sie und drang mit der Zungenspitze tiefer in ihr Ohr. Verführerisch streichelte er ihren Nacken, und dann drückte er sengende Küsse auf ihren Hals und ihre Schulter. Sein heißer Atem streifte ihre Haut.
„Haben Sie keine Angst, Elizabeth. Ich höre sofort auf, sobald Sie es mir befehlen.“
Gefangen in seinen Armen, verführt von seinen Küssen und seinen zärtlichen Händen, vertraute sie seinem Versprechen. Sie schmiegte sich an ihn und sank immer tiefer in den dunklen Abgrund des Verlangens, in den er sie beide zog.
Als sie seinen Mund über ihre Wange zu ihrem Mundwinkel streifen fühlte, drehte sie den Kopf zu ihm, um seinen Kuß zu empfangen. Ihre so aufrichtige Hingabe ließ ihn beglückt aufstöhnen, und mit heißem Begehren preßte er seine Lippen auf ihre.
Elizabeth wußte nicht, wie ihr geschah, aber
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