Havenhurst - Haus meiner Ahnen
geschlafen.“ „Sehr gut, ja.“
„Wie wäre es mit einem Schluck Kaffee?“ erkundigte sich Jake. Er eilte zu der auf dem Herd stehenden Kanne, füllte einen Becher mit dem dampfenden Getränk und kehrte damit zum Tisch zurück.
„Kaffee ist ein heidnisches Gebräu“, teilte Lucinda ihm mit. „Als zivilisierter Mensch bevorzuge ich Tee.“
„Ich würde aber gern Kaffee trinken“, erklärte Elizabeth hastig, was ihr Jakes dankbares Lächeln eintrug.
Er stellte den Becher vor sie hin und kehrte zum Herd zurück. Davor blieb er einen Augenblick unschlüssig stehen, blickte von den Eiern zu der dicken Speckscheibe und dann zu der gußeisernen Pfanne, die schon glühend heiß war. Offensichtlich wußte er nicht, womit er anfangen sollte.
„Packen wir’s an“, sagte er, streckte die Arme vor sich aus, verschränkte die Finger und ließ die Knöchel schauerlich knacken. Dann griff er das Messer, säbelte wild entschlossen an dem Speck herum und stapelte schließlich die Scheiben in die Pfanne.
Eine Minute später zog der Duft gebratenen Specks durch den Raum, und Elizabeth lief schon das Wasser im Mund zusammen. Unterdessen nahm Jake in jede Hand ein Ei, schlug beide am Pfannenrand auf und goß das Flüssige auf den Speck. Sechs weitere Eier folgten. Dann drehte er sich um.
„Meinen Sie, ich hätte den Speck noch ein bißchen durchbraten lassen sollen, bevor ich die Eier draufgegeben habe, Miss Elizabeth?“
„Ich ... also, so genau weiß ich das auch nicht“, gab sie zu und übersah geflissentlich Ians spöttische Miene.
„Vielleicht wollten Sie es sich einmal anschauen“, schlug Jake vor und schnitt inzwischen das Brot in Scheiben.
Elizabeth blieb nichts übrig, als aufzustehen und über Mr. Wileys Schulter zu lugen.
„Wie sieht es aus?“ fragte er.
Es sah aus wie rohe Eier in Bratfett auf rohem Speck — unappetitlich. „Köstlich“, antwortete Elizabeth.
„Und das Brot? Kommt das oben drauf?“ wollte Jake wissen.
„Nein!“ wehrte Elizabeth rasch ab. „Das muß separat aufgetragen werden.“
„Sepa... was?“
„Sie meint ,extra oder ,allein“, übersetzte Ian, der die Vorgänge am Herd mit spöttischem Interesse verfolgt hatte.
„Nun, so allein auch wieder nicht.“ Elizabeth war stolz auf ihre Kenntnisse. „Auf das Brot kommt Butter.“
„Natürlich! Daran hätte ich auch denken können“, sagte Jake mit einem verlegenen Blick zu Elizabeth. „Ich hole sofort welche aus dem Kühlfaß. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, inzwischen auf die Pfanne aufzupassen ...“
„Das macht mir überhaupt nichts aus“, versicherte Elizabeth, woraufhin Jake erleichtert verschwand.
Elizabeth konnte förmlich fühlen, wie sich Ians Blicke in ihren Rücken bohrte, aber sie kam zu dem Entschluß, daß sie endlich etwas unternehmen mußte, um die Lage wenigstens so weit zu verbessern, daß ihr und Lucinda erlaubt wurde, eine ganze Woche hierzubleiben. Wenn nicht, würde es ernsthafte Schwierigkeiten mit Onkel Julius geben.
Plötzlich kam ihr die Erleuchtung. Da sich in der Pfanne voraussichtlich innerhalb der nächsten Minuten nichts abspielen würde, drehte sich Elizabeth unvermittelt zu Ian um. „Mr. Thornton, ich habe den Eindruck, dieses Haus war seit einiger Zeit unbewohnt.“
„Sehr scharf beobachtet, Miss Cameron.“
„Häuser haben die Angewohnheit, einzustauben, wenn sich niemand um sie kümmert.“
„Noch so eine scharfsinnige Feststellung.“
„Müssen Sie es mir denn so schwer machen?“ rief Elizabeth ungehalten.
Ian hätte das junge, zornige Mädchen beinahe angegrinst. „Ich bitte um Verzeihung“, sagte er statt dessen gespielt ernst. „Reden Sie weiter. Was sagten Sie gerade?“
„Nun, ich dachte, da Lucinda und ich praktisch hier gestrandet sind und außer Zeit nichts in den Händen haben ... also ich dachte mir, daß dieses Haus hier die Hand einer Frau gebrauchen könnte.“
Unvermittelt sprang Ian auf und packte Elizabeth beim Arm. „Miss Cameron, ich glaube, wir beide haben etwas miteinander zu besprechen. Unter vier Augen.“
Er deutete auf die offene Tür und zerrte Elizabeth praktisch hinter sich her. Draußen zog er sie noch ein paar Schritte weiter vom Haus fort und ließ dann ihren Arm los. „Also lassen Sie hören.“
„Hören? Was denn?“
„Eine Erklärung. Die Wahrheit, falls Sie wissen, was das ist. Gestern haben Sie eine Pistole auf mich gerichtet, und heute sind Sie von der Idee beseelt, mein Haus zu reinigen. Ich will wissen,
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