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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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hob ihn heraus und klappte ihn auf.
    Das erste Blatt war eine meisterlich ausgeführte Bleistiftzeichnung, die ein hübsches junges Mädchen mit langem, im Wind wehenden Haar vor dem Hintergrund des Meers zeigte. Das Mädchen saß mit untergeschlagenen Beinen im Sand und beugte sich über eine Seemuschel, die genauso aussah wie die, die Elizabeth in der Kiste gefunden hatte. Auf der nächsten Zeichnung war dasselbe Mädchen zu sehen, das dem Zeichner verschwörerisch zulächelte, als teilte es mit ihm ein Geheimnis.
    Es gab noch weitere Zeichnungen. Sie zeigten ein glücklich lächendes Paar, das Elizabeth für Ians Eltern hielt, und es gab Skizzen von Schiffen, Bergen und von einem Hund. Ein Labrador, erkannte Elizabeth sofort. Die Ohren aufgestellt, den Kopf zur Seite geneigt, der Blick aufmerksam, schien das Tier darauf zu warten, auf seinen Herrn zuspringen zu dürfen.
    Die Zeichnungen waren mit so großem Können und mit so viel Gefühl ausgeführt, daß Elizabeth sie lange voller Bewunderung anschaute. Nachdem sie sich von ihrem Staunen erholt hatte, nahm sie den letzten Gegenstand aus der Kiste.
    Es handelte sich um ein winziges Ledersäckchen. Sie knotete das Zugband auf, drehte den kleinen Beutel um, und heraus fiel ein schwerer Ring. Sie traute ihren Augen nicht. Eingelassen in den schweren, massiven Goldreif sah sie einen riesigen, rechteckig geschliffenen Smaragd und in diesem eingelegt befand sich das in feinster Goldarbeit gefertigte Abbild eines springenden Löwen.
    Elizabeth war keine Juwelenexpertin, aber sie bezweifelte keinen Augenblick, daß ein so hervorragend gearbeiteter Ring ein Vermögen wert war. Anscheinend jedoch hatte Ian in seiner Kindheit diesem Gegenstand keinen größeren Wert beigemessen als den drei grauen Steinen. Sie war sich indessen sicher, daß er seinen Wert jetzt erkennen würde, wenn er das Schmuckstück nun wiedersähe. Dann würde er sicherlich auch der Meinung sein, daß ein solcher Gegenstand sicherer aufbewahrt werden sollte.
    Sie beschloß also, Ian den Ring zu bringen und auch den Zeichenblock mitzunehmen, denn sie fand, daß die wunderbaren Skizzen es verdienten, gerahmt zu werden, statt hier draußen womöglich zu zerfallen.
    Sie löste die lange Schleife aus ihrem Haar, band sie sich um die Taille und schob den Skizzenblock darunter. Den Ring steckte sie sich an den Daumen. Dann kletterte sie aus dem Baumhaus.
    Ian war von den Wäldern im Westen auf sein Haus zugekommen und hatte aus der Entfernung Elizabeth um den Baum herumgehen und dann verschwinden sehen. Jetzt deponierte er das erlegte Wild im Schuppen, wollte ins Haus treten, schlug dann aber die Richtung zum Baum ein.
    Dort angekommen, blieb er stehen, schaute den moosigen Abhang hinunter, der zum Bach führte, und fragte sich, wie Elizabeth hier so schnell hatte hinunterklettern können, daß sie jetzt schon nicht mehr zu sehen war.
    Über ihm raschelte etwas in den Zweigen. Ian blickte hinauf und traute seinen Augen nicht. Ein langes, wohlgeformtes nacktes Bein erschien zwischen den Ästen. Zehen tasteten nach einem tieferen Ast. Ein zweites Bein folgte nach, und ein Paar Füße schien in der freien Luft zu schweben.
    Ian wollte die Hände schon nach den Hüften ausstrecken, die sich ja zweifellos über den Beinen im Blattwerk befinden mußten, aber er ließ es. „Was zum Teufel machen Sie da oben?“ fragte er streng.
    „Ich steige hinunter, wie Sie sehen“, kam die Antwort von oben. Die Zehen des linken Fußes wackelten, ertasteten dann eine der Lattenstufen und fanden darauf Halt.
    Elizabeths Wagemut — von ihrer Geschicklichkeit gar nicht zu reden - verblüffte Ian, der schon zurücktreten wollte, um sie ihren Abstieg allein bewältigen zu lassen. Doch da gab das verrottete Brett nach.
    „Hilfe!“ schrie sie und fiel im selben Augenblick aus dem Baum direkt in ein Paar starke Hände, die sie von hinten bei der Taille festhielten.
    Mit ihrem Rücken fühlte Elizabeth, wie sie an Ians hartem Oberkörper, an seinen Hüften und dann an seinen Schenkeln hinunterrutschte. Alles war ihr schrecklich peinlich — daß sie so ungeschickt zu Boden gegangen war, daß sie in Ians Kindheitsschätzen gewühlt hatte und daß sie der intime Kontakt mit ihm so in Verlegenheit brachte.
    Sie holte tief Luft. „Ich habe in Ihren Dingen herumgeschnüffelt.“ Sie schaute ihm direkt ins Gesicht. „Ich hoffe, Sie sind nicht böse.“
    „Weshalb sollte ich böse sein?“
    „Ich habe Ihre Zeichnungen gesehen.“ Da

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