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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Feuerholz, das er hereingetragen hatte, neben dem Kamin ab und machte sich auf die Suche nach seinem Hausgast. An der Tür zum Schuppen blieb er verblüfft stehen.
    Die Hände auf die Hüften gestützt, stand Elizabeth vor den wild gackernden und flügelschlagenden Hennen. „Es war nicht meine Idee!“ rief sie. „Ich mag überhaupt keine Eier. Und den Gestank von Hühnern mag ich erst recht nicht.“ Ganz langsam bewegte sie sich auf die aufgeregten Hühner zu. „Wenn ihr mir jetzt wenigstens vier Stück für die beiden Herren geben wollt, dann verzichte ich auf meine beiden und störe euch auch nicht länger.“ Vorsichtig streckte sie die Hand nach dem ersten Nest aus und schrie auf, weil die Henne sofort auf die Finger einhackte. Im nächsten Moment fuhr Elizabeth herum, weil sie Ians Stimme hinter sich hörte.
    „Sie brauchen ihre Erlaubnis nicht“, erklärte er spöttisch. „Sie müssen ihr nur zeigen, wer hier das Sagen hat.“ Er ging auf die Henne zu, zog zwei Eier unter ihr hervor und wiederholte den Vorgang bei zwei weiteren Hühnern, ohne daß einer der Vogel auch nur andeutungsweise protestiert hätte. „Waren Sie denn noch nie in einem Hühnerstall?“ Erst jetzt wurde ihm bewußt, wie hinreißend Elizabeth Cameron mit ihrem zerzausten Haar und ihren zornroten Wangen aussah. „Nein“, antwortete sie kurz. „Hühner stinken.“
    Er lachte. „Das ist es also. Die Tiere spüren, daß Sie sie nicht mögen.“
    Elizabeth merkte, daß eine Veränderung in Ians Verhalten ihr gegenüber eingetreten war. Er lächelte, scherzte sogar, aber seine Augen blieben absolut ausdruckslos. Sie hatte das Gefühl, von einem Fremden angeschaut zu werden.
    „Gott sei Dank!“ rief der Vikar aus, als die beiden mit den Eiern zurückkehrten. „Hätte es noch lange gedauert, wäre mir der Speck verbrannt.“
    „Elizabeth und ich lieben verbrannten Speck“, scherzte Ian. Sie erwiderte zwar sein Lächeln, aber ihr Unbehagen blieb.
    „Verstehen Sie zufällig etwas vom Kartenspielen?“ erkundigte sich Duncan später beim Frühstück.
    „Ja, einige Spiele kenne ich“, antwortete sie.
    „Dann könnten wir ja vielleicht ein paar Runden Whist spielen, wenn Miss Throckmorton-Jones und Jake heimkommen. Sie spielen doch Whist?“
    Elizabeth nickte. „Aaron hat es mir beigebracht, als ich zwölf Jahre alt war, aber er besiegt mich noch heute regelmäßig.“
    „Wer ist Aaron?“ fragte der Vikar lächelnd.
    „Unser Kutscher.“ Elizabeth freute sich immer, wenn sie von ihrer „Familie“ und von Havenhurst erzählen konnte. „In Schach bin ich allerdings besser. Das hat Bentner mich gelehrt.“
    „Bentner ist...“
    „Unser Butler.“
    „Verstehe“, sagte der Vikar, der plötzlich ernst geworden war. „Und wie sieht es mit Domino aus?“
    „Ja, das war Mrs. Bodleys Spezialität.“ Elizabeth lächelte. „Unsere Haushälterin. Wir haben oft miteinander gespielt, aber sie nimmt es sehr ernst und hat ihre ganz besonderen Spielstrategien. Leider kann ich mich nicht so übermäßig für flache Elfenbeinstücke mit Punkten drauf begeistern. Ich finde Schachfiguren viel interessanter. Sie veranlassen einen dazu, ernsthaft zu spielen.“
    Jetzt mischte sich auch Ian in die Unterhaltung. Er blickte seinen Onkel erheitert an. „Lady Elizabeth ist eine sehr reiche junge Dame, Duncan, falls du dir das noch nicht hast denken können.“ Seine Tonlage drückte aus, daß Elizabeth eine gehätschelte, verwöhnte Göre war, der eine ganze Armee von Dienstboten jeden Wunsch von den Augen ablas.
    Elizabeth schwieg. Sie wußte nicht genau, ob dies eine beabsichtigte Beleidigung war. Der Vikar hingegen blickte Ian an, als wollte er ihm sagen, daß ihm weder dessen Ton noch die Bemerkung selbst paßte.
    Ian begegnete dem Blick seines Onkels unbeeindruckt, aber im stillen ärgerte er sich über sich selbst. Wieso hatte er eben eine so feindselige Bemerkung machen müssen? Gestern abend hatte er sich doch endgültig entschlossen, für Elizabeth nicht mehr das Geringste zu empfinden. Dann durfte es ihm doch auch gleichgültig sein, ob sie eine oberflächliche, verwöhnte, dumme kleine Aristokratin war oder nicht.
    Eben hatte er sie aber absichtlich angegriffen, obwohl sie weiter nichts verbrochen hatte, als am Tisch zu sitzen und irrsinnig verführerisch auszusehen. So ärgerlich war Ian auf sich selbst darüber, daß er beinahe den Anschluß an das Tischgespräch verpaßt hätte.
    „Und was für Spiele haben Sie mit Ihren

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