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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Geschwistern gespielt?“ fragte Duncan gerade.
    „Ich hatte nur einen Bruder, und der war die meiste Zeit entweder auf der Schule oder in London.“
    „Aber es wird doch noch andere Kinder in der Nachbarschaft gegeben haben.“
    Elizabeth schüttelte den Kopf. „Wir hatten nur wenige Kätner, und keiner von denen hatte Kinder in meinem Alter. Wissen Sie, Havenhurst besitzt kein ordentliches Bewässerungssystem. Mein Vater fand, es sei die Kosten dafür nicht wert. Deshalb sind die meisten unserer Kätner auf fruchtbaren Boden umgezogen.“
    „Wer waren denn Ihre Gefährten?“
    „Hauptsächlich die Dienstboten. Aber wir hatten manchmal viel Spaß miteinander.“
    „Und jetzt?“ fragte der Vikar beharrlich weiter. „Womit unterhalten Sie sich jetzt dort?“
    „Meistens bin ich vollauf damit beschäftigt, mich um das Anwesen zu kümmern.“
    „Das hört sich beinahe so an, als bereite Ihnen das Freude“, bemerkte Duncan lächelnd.
    „O ja, das tut es auch. Und wissen Sie, was mir am allermeisten Spaß macht? Das Feilschen beim Einkäufen“, gestand sie. „Bentner sagt, dafür hätte ich ein ganz besonderes Talent.“
    „Das Feilschen?“ Duncan verstand nicht ganz.
    „Ja. Ich nenne es aber jemanden beim Handel zu Vernunft und Einsicht bringen.“
    Elizabeth erwärmte sich richtig für ihr Thema. „Wenn beispielsweise der Dorfbäcker ein einziges Küchlein herstellen wollte, dann braucht er dafür, sagen wir, eine Stunde, und die meiste Zeit davon benötigt er für das Bereitstellen, Abwiegen und Mischen der einzelnen Zutaten und dafür, hinterher alles wieder fortzuräumen.“
    Da der Vikar ihr bis hierhin offensichtlich folgen konnte, sprach sie weiter. „Wenn dieser Bäcker nun zwölf Küchlein herstellen müßte, würde er dafür nicht zwölfmal so lange brauchen, weil er die Zutaten ja nur einmal bereitstellen, abwiegen, mischen und wieder forträumen muß, nicht wahr?“
    „Das stimmt.“
    „Sehen Sie!“ sagte Elizabeth fröhlich. „Und weshalb sollte ich da für zwölf Küchlein zwölfmal soviel zahlen wie für eines? Und dabei haben wir noch nicht einmal berücksichtigt, daß der Bäcker für zwölf Küchlein die Zutaten in größeren Mengen einkauft, und in solchen Fällen bekommt er von seinen Lieferanten Preisnachlässe. Ich finde also, wenn ich zwölf Küchlein kaufe, muß er mir mindestens den Preis für eines erlassen“, schloß sie. „Vorausgesetzt natürlich, er ist verständig genug, das zu begreifen.“
    „Das ist ja erstaunlich“, sagte der Vikar ehrlich beeindruckt. „So habe ich das noch gar nicht gesehen.“
    „So sieht es leider der Dorfbäcker auch nicht“, gab Elizabeth leise lachend zu. „Aber er wird schon noch dahinterkommen.“ Etwas später dachte sie daran, daß sie mit ihren Ausführungen vielleicht zu viel von ihrer Lage preisgegeben hatte. „Es dreht sich nicht um die Kosten“, sagte sie rasch, „sondern um das Prinzip, Sie verstehen?“
    „Gewiß“, antwortete Duncan sofort. „Ihr Daheim muß wunderbar sein. Immer wenn Sie davon sprechen, lächeln sie.“
    „Es ist auch wunderbar.“ Elizabeths Lächeln wurde noch strahlender. „Havenhurst ist ein herrlicher Ort. Ringsum gibt es Hügel, hübsches Parkland und Gärten, und jedesmal wenn man hinschaut, sieht man etwas Schönes.“
    Während Ian seinen Teller und den Kaffeebecher nahm und aufstand, fragte Duncan: „Wie groß ist das Haus?“
    „Es hat einundvierzig Räume.“
    „Und ich möchte wetten“, sagte Ian, der jetzt Teller und Becher neben den Spülstein stellte, Jeder dieser einundvierzig Räume ist mit Pelzen ausgelegt und mit faustgroßen Edelsteinen angefüllt.“ Er blieb stehen und betrachtete sein Spiegelbild in der Fensterscheibe.
    „Selbstverständlich“, sagte Elizabeth scheinbar frohgemut. Sie warf einen Blick auf Ians starren Rücken und weigerte sich einfach, sich von diesem höchst unangebrachten Seitenhieb bedrücken zu lassen. „Wir haben dort auch Gemälde von Rubens und Gainsborough, und persische Teppiche gibt es natürlich auch.“ Alles das hatte es tatsächlich einmal gegeben, bevor sie es im vergangenen Jahr verkaufen mußte, um die vielen Schulden zu bezahlen.
    Zu ihrer maßlosen Verblüffung drehte sich Ian zu ihr um. „Ich entschuldige mich, Elizabeth“, sagte er mit finsterer Miene. „Meine Äußerungen waren unangebracht.“ Damit machte er kehrt und ging zur Tür, wobei er noch bemerkte, er beabsichtigte, den ganzen Tag bei der Jagd zu verbringen.
    Der

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