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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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nichts, das Ian davon abhalten könnte, sich alle möglichen Freiheiten herauszunehmen, das war etwas ganz anderes. Das war viel gefährlicher, viel beängstigender. Andererseits konnte sie es Ian nicht verübeln, wenn er sie nach ihrem Verhalten in England beurteilte und jetzt glaubte, sie sei zu allem bereit.
    Mit großer Mühe hielt sie sich davor zurück, der Anziehungskraft dieses Mannes zu unterliegen. „Mr. Thornton“, begann sie leise.
    „Mein Name ist Ian“, unterbrach er sie sofort. „In Anbetracht unserer langen Bekanntschaft und dessen, was sich zwischen uns ergeben hat, ist es doch wohl ein wenig kindisch, mich ,Mr. Thornton zu nennen, nicht wahr?“ Elizabeth ignorierte seinen Ton, bewahrte Haltung und fuhr mit ihrer Erklärung fort. „Bis vor kurzem habe ich ausschließlich Ihnen die Schuld an den Vorgängen jenes Wochenendes gegeben. Inzwischen sehe ich die Dinge ein wenig klarer. Ich habe erkannt, daß mein Verhalten an jenem Abend, als wir uns im Garten begegneten und ich Sie bat, mich zum Tanzen aufzufordern, töricht... nein, schamlos war.“
    Sie hätte sich jetzt damit entschuldigen können, daß sie sich damals nur wegen einer Wette ihrer Freundinnen so verhalten hatte, aber das hätte Ian wohl als beleidigend empfunden, und es hätte alles vermutlich noch schlimmer gemacht. Das wollte sie nicht.
    „Bei jedem unserer folgenden Treffen habe ich mich dann wie eine schamlose Dirne benommen“, fuhr sie stockend fort. „Ich kann Sie also nicht dafür verurteilen, daß Sie mich auch für eine solche Person gehalten haben.“
    „Ach ja?“ fragte er ironisch. „Habe ich Sie dafür gehalten, Elizabeth?“
    Ihn mit seiner tiefen Stimme in der Dunkelheit ihren Namen aussprechen zu hören, das verwirrte ihre Sinne fast genauso wie sein merkwürdiger Blick. „Natürlich“, antwortete sie. „Was hätten Sie denn sonst von mir halten sollen?“
    Die Hände noch immer in den Hosentaschen, drehte sich Ian jetzt zu ihr herum. „Dafür habe ich Sie nicht gehalten. Ich habe Sie für eine ungewöhnlich schöne und berauschend unschuldige junge Dame gehalten. Hätte ich damals im Garten geglaubt, Sie wüßten, was Sie tun, wenn Sie mit einem Mann meines Rufes flirten, dann hätte ich Ihr Angebot angenommen, und wir hätten den ganzen Ball verpaßt. Das gilt erst recht für unser Treffen in der Waldhütte.“
    „Es war dumm von mir, daß ich nicht sofort wieder davongelaufen bin, als ich sah, daß Sie sich in dieser Hütte befanden. Ich weiß auch nicht, weshalb ich geblieben bin.“
    „Sie sind aus demselben Grund geblieben wie ich auch“, erklärte Ian. „Sie begehrten mich, und ich begehrte Sie. So wie ich Sie jetzt auch begehre.“
    Elizabeth beging den Fehler, Ian anzuschauen. Sein Blick bannte sie. Ihr Umschlagtuch, das sie mit beiden Händen festgehalten hatte, glitt ihr jetzt aus den kraftlosen Fingern und rutschte ihr von den Schultern, ohne daß sie es merkte.
    „Keinem von uns beiden nützt es etwas, weiterhin so zu tun, als hätte dieses Wochenende in England niemals stattgefunden“, sagte er. „Der gestrige Tag hat bewiesen, daß es nicht so ist. Wir haben nichts von alledem vergessen. Ich habe wahrend der ganzen Zeit an Sie gedacht, und ich weiß sehr genau, daß Sie auch an mich gedacht haben.“
    Elizabeth schaffte es zwar nicht, den Blick von ihm zu wenden, aber nach dem, was er eben gestanden hatte, wollte sie auch nicht lügen. „Gut, Sie haben gewonnen. Ich habe weder Sie noch jenes Wochenende jemals vergessen. Wie hätte ich das auch tun können?“ fügte sie trotzig hinzu.
    Ian lächelte, und seine Stimme schien sich in Samt zu verwandeln. „Kommen Sie her, Elizabeth.“
    „Weshalb?“
    „Damit wir beenden können, was wir damals begonnen haben.“
    Schreckensstarr und gleichzeitig aufs höchste erregt, blickte sie ihn an. Dann schüttelte sie heftig den Kopf.
    „Ich werde Sie nicht bedrängen“, sagte er ruhig. „Ich werde Sie auch nicht dazu zwingen, in meiner Umarmung etwas zu tun, das Sie nicht tun wollen.“
    „Überlegen Sie es sich gut“, warnte er. „Wenn Sie nämlich jetzt zu mir kommen, werden Sie sich hinterher nicht einreden können, daß irgend etwas gegen Ihren Willen geschehen ist oder daß Sie nicht gewußt haben, was folgen würde. Gestern wußten wir beide nicht, was geschehen würde. Jetzt jedoch wissen wir es genau.“
    Eine tückische kleine Stimme in ihrem Inneren drängte Elizabeth, zu gehorchen. Eine andere Stimme warnte sie davor, noch

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