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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Ihren übergroßen Appetit auf französischen Weinbrand überwunden?“
    Die alten Augen leuchteten auf bei dem Beweis dafür, daß Ians Vater seinem Sohn die Geschichte von ihm, dem Butler, weitererzählt hatte. „Willkommen daheim! Endlich willkommen daheim, Mylord“, sagte Ormsley ergriffen.
    „Ich bleibe nur wenige Stunden“, teilte Ian dem Butler zu dessen Enttäuschung mit. Ormsley führte ihn einen breiten, eichengetäfelten Flur entlang. Eine kleine Armee von Dienern und Hausmägden schwirrte scheinbar eifrig beschäftigt darin umher, und jedermann warf verstohlen neugierige Blicke auf den Ankömmling.
    Ormsley öffnete eine doppelflügelige Tür am Ende des Flurs, und Ian trat in ein großes Arbeitszimmer. In einem Sessel saß ein Mann, der sich nun, auf einen Gehstock gestützt, mühsam erhob.
    Nachdem dieser Mann sich zu seiner vollen Größe aufgerichtet hatte und sich dem Eintretenden zuwandte, traf es Ian wie ein Schlag. Der Duke of Stanhope war nämlich nicht nur von derselben stattlichen Statur wie sein Enkelsohn, sondern die Ähnlichkeit mit diesem war so frappierend, daß Ian zu seinem Verdruß glaubte, eine ältere Ausgabe von sich selbst vor sich zu haben, und das, obwohl er seinem Vater -dem Sohn des Herzogs — so gut wie überhaupt nicht ähnlich gesehen hatte.
    Der Herzog spürte, daß diese Ähnlichkeit Ians Mißmut erregte. Er lächelte. „Du wußtest es nicht?“ fragte er, und selbst seine Stimme klang beinahe wie die seines Enkelsohns.
    „Nein“, antwortete Ian kurz.
    „Dann hatte ich dir etwas voraus. Ich wußte es nämlich.“ Der Herzog stützte sich auf seinen Gehstock und blickte Ian unverwandt an.
    Ian nahm nicht zur Kenntnis, daß dieser Blick ebenso tränenverhangen war wie der des Butlers vorhin. „Ich will mich kurz fassen“, begann er, aber schon hob sein Großvater aristokratisch die Hand.
    „Ian, bitte.“ Mit dem Kopf deutete er auf einen Sessel., Auf diesen Augenblick habe ich länger gewartet, als du es dir vorstellen kannst. Ich bitte dich, raube einem alten Mann nicht die Freude daran, seinen verlorenen Enkelsohn zu Hause willkommen zu heißen.“
    „Ich bin nicht gekommen, um den Bruch der Familie zu heilen“, entgegnete Ian. „Wäre es nach mir gegangen, hätte ich keinen Fuß in dieses Haus gesetzt.“
    Diese Tonlage irritierte den Herzog offensichtlich, dennoch reagierte er nicht darauf. „Ich nehme an, du bist gekommen, um entgegenzunehmen, was dir zusteht“, begann er, doch schon wurde er von einer energischen weiblichen Stimme unterbrochen.
    Ian drehte sich um und sah hinter sich auf einem Sofa zwei alte, zerbrechliche Damen sitzen. „Also wirklich, Stanhope“, sagte die eine von ihnen, „was kannst du Höflichkeit von dem Jungen erwarten, wenn du selbst deine guten Manieren vergißt? Du hast ihm weder eine Erfrischung angeboten noch daran gedacht, uns ihm vorzustellen.“ Mit einem Lächeln wandte sie sich an den verdutzten Ian. „Ich bin deine Großtante Hortense“, teilte sie ihm mit einer geradezu majestätischen Kopfbewegung mit.
    Ian hegte für seine Tanten, die er vor vielen Jahren — und das auch nur rein zufällig — in London gesehen hatte, weder freundliche noch feindliche Gefühle. Höflich verbeugte er sich vor Hortense, die nun mit dem Kopf auf die neben ihr sitzende und offensichtlich eingenickte grauhaarige Dame deutete. „Diese Person ist meine Schwester Charity, die wieder einmal eingeschlafen ist. Es ist ihr Alter, du verstehst.“ Der graue Kopf fuhr hoch. Charity schlug die blauen Augen auf und richtete sie vorwurfsvoll auf Hortense. „Ich bin nur vier kurze Jahre älter als du, Hortense, und es ist sehr ungehörig von dir, alle Leute drauf hinzuweisen“, sagte sie gekränkt und wandte sich dann selig lächelnd an Ian. „Ian, mein lieber Junge, entsinnst du dich noch an mich?“ „Gewiß, Ma’am“, antwortete er.
    „Siehst du, Hortense, an mich erinnert er sich! Das liegt daran, daß ich in den letzten Jahren nicht so gealtert bin wie du. Das stimmt doch, nicht wahr, mein Junge?“ fragte sie Ian.
    „Ian, wenn ich dir raten darf“, mischte sich der Herzog ein, „dann beantworte diese Frage lieber nicht.“ Er blickte seine Schwestern streng an. „Meine Damen, ich muß jetzt darauf bestehen, daß ihr mich und Ian allein laßt.“
    ★
    Nachdem die alten Damen fort waren, wurde die Atmosphäre zwischen den beiden Herren wieder gespannt. Ian und der Duke of Stanhope standen sich gegenüber, zwei Männer, die

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