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Havoc - Verwüstung - Thriller

Havoc - Verwüstung - Thriller

Titel: Havoc - Verwüstung - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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explodierte keine zweihundert Meter vor dem Zug. Dabei wurden lose Schottersteine in die Luft geschleudert und eine der Schienen von den Schwellen gerissen.
    Er und Cali rannten los und stolperten leicht, als der Lokführer eine Vollbremsung auslöste. Das Quietschen der Bremsen erinnerte an Fingernägel, die über eine Wandtafel kratzen - nur um etwa das Tausendfache verstärkt. Es ging ihnen durch Mark und Bein.
    Mercer ignorierte die Schmerzen in seinem Knie, lief so gut es ging auf den Fußspitzen und achtete darauf, im gleichen Rhythmus wie sein Herzschlag zu atmen. Neben ihm bewegte sich Cali mit der Eleganz einer geborenen Sportlerin, den Kopf hoch erhoben und den Mund leicht geöffnet. Er wusste, dass sie um einiges schneller hätte rennen können, aber sie war offenbar entschlossen, sich nach seinem Tempo zu richten. Sie sprangen wie olympische Hürdenläufer auf den nächsten Waggon, ohne dabei einen Deut langsamer zu werden.
    Hinter ihnen rollte die Lokomotive auf die Gleislücke zu, während ihre altersschwachen Bremsen sich bemühten, ihre Masse unter Kontrolle zu halten. Es war ein aussichtsloser Kampf. Die einhundertachtzig Tonnen schwere TEM16-Diesel-Elektrolokomotive war noch mit knapp vierzig Stundenkilometern unterwegs, als sie den Explosionskrater und das geborstene Gleis erreichte. Als die Räder auf ihrer rechten Seite auf nackten Untergrund gerieten, sanken sie ein und pflügten eine zehn Meter lange Furche ins Erdreich, bevor
die Lokomotive auf die Seite kippte. Die Kupplung zum ersten Waggon des Zuges wurde zur Seite gerissen, der Waggon schwenkte abrupt herum und zerbrach in der Mitte, während er auf das Heck der Lokomotive prallte.
    Cali und Mercer sprangen auf den nächsten Waggon und spürten unter ihren Fußsohlen die Vibrationen der Zerstörung. Keiner der beiden wagte einen Blick nach hinten.
    Der zweite Waggon wurde losgerissen und schob sich auf den ersten, während der Bauch der Lokomotive aufriss, viertausend Gallonen Dieseltreibstoff herausströmten und sich zu einem kleinen See sammelten.
    Sie steigerten ihr Tempo noch, rannten schneller, als sie es anfangs für möglich gehalten hatten, während der Lärm der Vernichtung hinter ihnen überhaupt nicht nachzulassen schien.
    Obwohl der Zug erheblich langsamer geworden war, setzten sie auf den vorletzten Waggon auf, und zwar nur einen winzigen Moment bevor sich der Waggon, von dem sie abgesprungen waren, in die anderen Wagentrümmer bohrte. Der Waggon hatte offenbar einen Konstruktionsfehler, denn als er aufprallte, schob er sich zieharmonikaartig zusammen, als bestünde er nicht aus Stahl, sondern aus Papier.
    Die Lücken zwischen den Waggons betrugen nur knapp anderthalb Meter, doch als sich Cali und Mercer dem Waggonende näherten, gab Mercer bereits den Befehl zum Springen, obwohl sie noch anderthalb Meter Dach vor sich hatten.
    Cali gehorchte, und als sie von dem Waggon absprangen, prallte er auf den Waggon vor ihm. Die Kupplung zum letzten Waggon brach, während der zweite Waggon vom Gleis gezogen wurde, wie in Zeitlupe auf die Seite kippte und einen Wirbelsturm aus Schottersteinen entfachte, als er über den Gleiskörper ratterte.

    Sie landeten hart auf dem letzten Waggon und wurden durch die Wucht des Aufpralls von den Füßen gefegt. Mercer blickte zurück. Da der vorherige Wagen vom Gleis katapultiert worden war, hatte der letzte Waggon freie Bahn zu dem Gewirr der ineinander verkeilten Güterwagen. Er war ausreichend abgebremst worden, daher legte er einen Arm um Cali, und zusammen blieben sie stehen, während er auf den Trümmerhaufen prallte. Der größte Teil der Energie war von den vorderen Waggons so absorbiert worden, dass sie den Aufprall lediglich als einen leichten Ruck spürten.
    Cali und Mercer schauten einander überrascht an und brachen in schallendes Gelächter aus.
    »Ich glaube, das ist unsere Haltestelle«, meinte Mercer, und Cali lachte noch heftiger.
    Aber ihr Lachen erstarb, als beide gleichzeitig brennenden Treibstoff rochen. Sie kämpften sich hoch und rannten zum Ende des Waggons. Cali stieg als Erste die Leiter hinunter, Mercer folgte ihr dichtauf. Dabei presste er die Füße von außen gegen die Leiterstangen, so dass er daran wie ein U-Boot-Fahrer hinunterrutschen konnte. Sie rannten noch zweihundert Meter weiter, ehe sie sich umwandten.
    Stellenweise hatten sich gleich drei Waggons übereinander geschoben. Zwei waren aufs Dach gekippt, und Mercer und Cali konnten in diesem Augenblick

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