Havoc - Verwüstung - Thriller
äußerst wichtig.«
»Dann … wird es auch gemacht«, entschied Ira mit Nachdruck.
Buffalo, New York
Mercer öffnete die Tür des Cessna-Citation-Privatjets, sobald die Räder zum Stillstand kamen. Nebel, der allmählich in Regen überging, fegte über den Niagara International Airport in Buffalo hinweg und ließ die Rollbahnbeleuchtung in der Ferne verschwimmen. Die Morgendämmerung war nicht mehr als eine rötlich schimmernde Verheißung am östlichen Horizont. Er ergriff seine Reisetasche, machte sich jedoch keineswegs die Mühe, sich die Kapuze seiner North-Face-Regenjacke über den Kopf zu ziehen. Kaum war er aus dem Flugzeug gestiegen, als auch schon erste Regentropfen wie Diamanten in seinem dichten Haar glitzerten.
»Dr. Mercer?«, rief eine Männerstimme von der Rückseite des Flughafengebäudes.
»Ich bin Mercer, ja«, rief er zurück und schlenderte über das Rollfeld, wobei er den Jets, die rundum geparkt und einige Millionen Dollar teuer waren, kaum Beachtung schenkte. Ein kehliges Grollen verschluckte den nächsten Satz des Mannes, als sich eine Boeing 737 in den nächtlichen Himmel hievte. »Was haben Sie gesagt?«, fragte Mercer, als er den Schutz eines gläsernen Vorbaus erreichte, durch den er das Gebäude betreten konnte.
»Ich sagte, draußen wartet ein Wagen, der Sie zu den Docks bringt.«
»Vielen Dank«, sagte Mercer und folgte dem Angestellten der Privatjetfirma durch die Lounge. Sie schritten durch das Flughafengebäude, das um diese Zeit verlassen wirkte, und
gelangten schließlich zu einem Ausgang. Eine schwarz glänzende Limousine stand mit laufendem Motor am Bordstein, ihr Fahrer hielt sich hinter dem Lenkrad bereit.
Mercer wartete gar nicht erst darauf, dass ihm der Chauffeur die Tür öffnete. Er tat es selbst, dann warf er seine Reisetasche auf die Rückbank und schwang sich auf den Beifahrersitz. »Guten Morgen«, begrüßte er den Fahrer, der sichtlich erschrak. »Ich bin für die ganze Chauffeur-Nummer nicht wichtig genug, deshalb setze ich mich zu Ihnen nach vorn.«
»Da kommt einer mit einem Privatjet an und meint, er sei nicht wichtig, und tut sogar so, als wäre er eine ganz kleine Nummer … Aber von mir aus, okay, mir soll’s egal sein.« Der Fahrer legte den Gang ein und lenkte den großen Lincoln aus der Parkbucht vor dem Flughafengelände. Es dauerte nicht lange, und sie waren auf der Route 33 nach Westen und zu einem Industriegebiet mit zahlreichen Lagerhäusern unterwegs, das sich am Niagara River entlang erstreckte.
Als der Wagen zwischen zwei Wellblechschuppen hindurchrollte und auf das Dock fuhr, erblickte Mercer eine dichte Menschentraube, die sich um das Landende der Gangway einer großen Schute mit flachem Rumpf drängte. Das Licht einer Straßenlaterne ließ ihre Gesichter wie scharfkantige Reliefs erscheinen. Auf der Schute befand sich ein Kran mit einer veränderten, eher von runden Elementen geprägten Silhouette. Das Gebilde erinnerte ihn weniger an einen Lastkran als an den geduckt wirkenden Turm eines modernen Schlachtpanzers. Die Schute war mit einem kleinen Schlepper mit seitlich am Rumpf angebrachtem Auspuff vertäut, so dass das Schiff von der Wasserlinie bis zu seiner Radarschüssel nicht höher als drei Meter maß.
Zwischen den Leuten dort konnte Mercer Cali Stowe erkennen. Sie überragte die anderen um einige Zentimeter. Als
er aus der Limousine stieg, sah sie zu ihm herüber und winkte. Sie trug eine dunkle Windjacke, ihr rotes Haar hatte sie unter eine Baseballmütze gestopft. Ihre Jeans waren gerade eng genug, um die Konturen ihrer schlanken Beine erahnen zu lassen.
Mercer angelte sich seine Reisetasche aus dem Fond der Limousine, bedankte sich bei dem Fahrer und näherte sich dann der Gruppe. Der Regen hatte aufgehört, und das Morgengrauen schien es plötzlich ganz eilig zu haben. Die Luft war sauber und frisch und mit dem würzigen Geruch des Lake Erie gesättigt.
»Willkommen in Buffalo«, empfing Cali den frühen Ankömmling.
Seit dem Treffen mit Ira Lasko vor vier Tagen war es das erste Mal, dass sie sich sahen, und er musste den Impuls unterdrücken, ihr zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange zu geben. Wären sie in diesem Moment allein gewesen, er hätte es sicher getan.
»Kommen Sie, ich mach Sie miteinander bekannt«, sagte sie. »Philip Mercer, das ist mein Boss, Cliff Roberts.« Da Cali und Ira vom Direktor des Nuclear Emergency Search Team nur eine geringe Meinung hatten, wusste Mercer, dass auch er ihn nicht
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