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Havoc

Havoc

Titel: Havoc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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seine Haut war runzlig und bleich. Eine Gesichtshälfte war merkwürdig verzogen und sah aus wie geschmolzenes und wieder erstarrtes Kerzenwachs. Das waren die Narben seines ersten Kampfes mit dem Shard. Doch auch die jüngste Schlacht hatte ihre Spuren hinterlassen: Er ging vornübergebeugt und presste sich eine Hand gegen die Rippen.
    Trotzdem bot Tall Jake selbst als geschlagener Feldherr nach wie vor einen furchterregenden Anblick. Seine Auge n – gelbe, sternförmige Pupillen in blutroten Tümpel n – sprühten vor Bösartigkeit und seine Lippen zogen sich über den langen weißen Zähnen zurück, als er höhnisch hervorstieß: Ihr Kinder seid wie Kletten. Man wird euch einfach nicht los .
    »Diebe seid ihr. Tückische Schlangenbrut«, kreischte Scratch mit seiner hohen Fistelstimme. »Ein hinterhältiges Pack!«
    Seth hatte Todesangst, war jedoch fest entschlossen, sie sich nicht anmerken zu lassen. »Woher wussten Sie, dass wir herkommen würden?«
    Man wird nicht Alleinherrscher von Malice, wenn man es nicht versteht, seine Feinde zu durchschauen und ihnen immer einen Schritt voraus zu sein, erwiderte Tall Jake gelassen.
    »Sie haben aber nicht vorausgesehen, dass wir Ihr Haus in die Luft jagen würden«, warf Justin trotzig ein.
    Tall Jake bedachte ihn mit einem finsteren Blick.
    Nein, sagte er langsam. Das habe ich in der Tat nicht vorausgesehen. Und wie du dir vielleicht vorstellen kannst, macht mich das umso wütender.
    Als Justin sich unauffällig nach einer Fluchtmöglichkeit umsah, stellten sich Scratch und Miss Benjamin ihm in den Weg. Seth und die anderen drängten sich dicht neben Grendel zusammen, dessen Füller unablässig über das Papier kratzte.
    Was wisst ihr denn schon über die Laq? , fragte Tall Jake. Oder über die Königin der Katzen? Glaubt ihr etwa, die beiden werden Malice besser regieren, als ich es getan habe? Bildet ihr euch ein, ihr hättet das Land in ein neues Zeitalter der Demokratie und des Friedens geführt? Pah! Er schnaubte verächtlich. Ihr seid nichts als naive Kinder, die sich in Dinge einmischen, von denen sie nichts verstehen.
    »Ich weiß, dass Sie Jugendliche entführt und umgebracht haben!«, rief Seth wütend. »Ich weiß, dass Sie meinen Freund Luke auf dem Gewissen haben!«
    Tall Jake kicherte hinter dem hochgestellten Kragen seines Mantels. Warum müsst ihr die Schuld immer auf andere schieben? Warum übernehmt ihr eigentlich nie selbst die Verantwortung für euer Handeln?
    »Sie sind schuld!«
    Oh nein, da irrst du dich. Ich habe nie jemanden nach Malice geholt, der mich nicht ausdrücklich darum gebeten hat. Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich jeden holen werde, der das Ritual durchführt. Und trotzdem wurde ich immer wieder gerufen. Ihr wolltet es nicht anders.
    »Das ist keine Entschuldigung dafür, dass Sie sie umgebracht haben.«
    Ich habe auch nicht vor, mich zu entschuldigen. Aber Tatsache ist, dass ich sie nicht umgebracht habe. Ich habe sie an meinem Spiel teilnehmen lassen, weil sie mich darum gebeten haben. Einige scheiterten an der Herausforderung, ander e – wie ihr selbs t – haben sie gemeistert.
    Inzwischen war er ihnen so nahe gekommen, dass ihnen aus seinem Mantel ein süßlich verwester Geruch entgegenwehte. Leichengeruch.
    Ihr Menschenkinder müsst schon sehr gelangweilt und verzweifelt sein, wenn ihr mir so bereitwillig in die Falle lauft.
    Seth spürte eine unfassbare Wut in sich aufsteigen. Tall Jake machte es sich wirklich verdammt einfach. Aber das Schlimmste daran war, dass er tief im Inneren wusste, dass dieser Mörder in gewisser Weise sogar Recht hatte. Er hatte tatsächlich mit offenen Karten gespielt. Alle, die nach Malice geholt worden waren, hatten selbst darum gebeten und waren gewarnt gewesen. Nur hatten die meisten den Warnungen keinen Glauben geschenkt. Und wessen Schuld war das?
    Nein! Er durfte sich auf diese kranken Gedankenspiele gar nicht erst einlassen. Was Tall Jake getan hatte, war und blieb ein Verbrechen.
    Ihr seht gerne zu, wie andere leiden, nicht wahr? Deshalb ergötzt ihr euch ja auch so an den Gameshows im Fernsehen. Für euch gibt es nichts Schöneres, als zuzusehen, wie andere erniedrigt und gequält werden. Ihr hungert nach Schmerz. Deswegen lest ihr meinen Comic und macht mich dadurch stärker. Bald werdet ihr mich so stark gemacht haben, dass ich diese Welt beherrschen werde. Er beugte sich vor und sein Gesicht verzerrte sich zu einer höhnischen Grimasse. Ich gebe euch nur, wonach ihr

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