Havoc
sicher gewesen, sterben zu müssen, dass der Schmerz diesmal nicht aufhören würde. Und doc h …
Es war vorbei. Benommen nahm er das Chaos wahr, das um ihn herum herrschte. Grendel brüllte. Scratch und Miss Benjamin kreischten. Und er hörte noch jemande n …
Tall Jake. Tall Jake wimmerte .
Seth stützte sich mühsam auf alle viere und kämpfte gegen den Schwindel an, der ihn zu überwältigen drohte. Zuerst sah er nur verschwommene Flecke, aber dann begriff er ganz allmählich, was auf dem Dachboden vor sich ging.
Tall Jake stand schwankend vor ihm und presste sich die Handballen auf die Augen. Irgendetwas in seinem Gesicht hatte sich verändert. Da, wo vorher runzlige bleiche Haut gewesen war, hingen jetzt schwarze und verkohlte Fetzen. Er winselte wie ein gequältes Tier und stolperte blind durch den Raum.
Seth sah, dass Scratch und Miss Benjamin vor Tall Jakes Gemälde mit Grendel rangen. Auf dem Porträt glänzte ein frischer weißer Farbstrich über Tall Jakes Gesicht und Grendel hielt einen tropfenden Pinsel in der Hand.
Miss Benjamin und Scratch versuchten Grendel zurückzuhalten, aber er erwies sich als stärker. Mit einer einzigen Drehung schleuderte er Miss Benjamin von sich und fuhr noch einmal mit dem Pinsel über das Bild. Diesmal quer über die Brust. Seth sah, wie im selben Moment auf der Brust des echten Tall Jake eine schwelende Wunde aufbrach. Sie sah aus wie in Feuer geworfenes Papier, das sich an den Rändern kräuselt. Tall Jake brüllte und schlug wie ein Wahnsinniger auf seinen Brustkorb ein, um die Glut zu löschen.
Haltet ihn auf!, schrie er Scratch und Miss Benjamin an. Seht ihr denn nicht? Er übermalt mich! Tall Jake kämpfte verzweifelt um sein Leben. Scratch und Miss Benjamin klammerten sich mit ihrem ganzen Gewicht an Grendel und diesmal gelang es ihnen, den Pinsel aus seinen Fingern zu winden.
Seth sah sich panisch um. Er musste eingreifen! Irgendwo musste der Cutter liegen, mit dem Justin sich auf Tall Jake gestürzt hatte, aber er konnte ihn nirgends entdecken.
Da! Grendels Tuschefüller. Er lag neben ihm auf dem Fußboden.
Ächzend versuchte er sich aufzurichten, danach zu greifen, aber er hatte keine Kraft mehr. Und dann drang plötzlich ein anderes Geräusch an seine Ohren. Kady weinte. Sie lag zu einer Kugel zusammengerollt am Boden, hatte die Hände vors Gesicht geschlagen und schluchzte.
Rasende Wut packte ihn. Tall Jake hatte Kady verletzt. Niemand verletzte ungestraft seine Freundin. Er konzentrierte sich auf seinen Hass, spürte, wie ihm die Wut neue Kräfte verlieh, griff nach dem Füller und sprang auf.
Ein dumpfer Schlag ertönte, als Scratch und Miss Benjamin Grendel zu Boden drückten. »Wir haben ihn!«, triumphierte Scratch.
Tall Jake taumelte immer noch blind über den Dachboden. Ich bringe ihn um. Ich bringe ihn um! Wo ist er? Bringt ihn zu mir!
Seth rannte, den Füller wie einen Dolch in der erhobenen Hand haltend, auf Tall Jake zu. Sein Feind hörte ihn kommen und wirbelte herum, doch im selben Augenblick rammte Seth ihm den Stift durch den Mantelkragen tief in den Hals.
Plötzlich herrschte gespenstische Stille. Tall Jake stand da wie erstarrt. Blinde Augen sahen Seth aus einem verbrannten Gesicht an. Scratch und Miss Benjamin blickten mit offenem Mund zu ihm auf und selbst Grendel hatte aufgehört, sich zu wehren, als würde er spüren, dass etwas Entscheidendes passiert war.
Die Stelle, an der Seth den Füller in den Hals gerammt hatte, fing langsam an zu glühen und zu verkohlen wie Papier. Tall Jake stolperte rückwärts und stieß einen ohrenbetäubenden Schrei aus, als erste Flammen aus der Wunde schlugen und sich das Feuer vom Kragen über sein Gesicht ausbreitete und sich nach unten in die Arme fraß. Er fiel auf die Knie und brach dann hilflos auf dem Boden zusammen. Unbarmherzig fraß sich die Glut über seinen Rücken und seine Beine, bis er schließlich komplett in Flammen stand. Alles Kämpfen und Schreien war vergebens. Er verbrannte bei lebendigem Leibe und seine Bewegungen wurden immer schwächer.
Plötzlich ertönte von der anderen Seite des Raums ein Schrei. Miss Benjamin starrte fassungslos auf ihre Hände, die vor ihren eigenen Augen zu Staub zerfielen.
»Nein! Nein, das ist ungerecht! Warum ich? Ich habe doch gar nichts getan!«, kreischte sie hysterisch. Aber all ihr Flehen und Fluchen half nichts. Ihre Maske fiel und das Gesicht der adretten englischen Lady verwandelte sich in Sekundenschnelle in die ziegenäugige
Weitere Kostenlose Bücher