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Havoc

Havoc

Titel: Havoc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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rappelte sich auf, schob die Zweige beiseite und trat aus dem Gebüsch. Die abgestellten Züge versperrten ihm die Sicht und machten es ihm unmöglich, sich einen Überblick zu verschaffen. Überall waren dunkle Schatten, in denen alles Mögliche lauern konnte.
    Seth griff hinter sich und zog die Taschenlampe aus dem Seitenfach des Rucksacks, schaltete sie aber noch nicht ein, damit niemand auf ihn aufmerksam wurde. Außerdem spendeten die Straßenlaternen genug Licht, sodass er sich fürs Erste auch ohne Taschenlampe zurechtfand. Trotzdem war es ein beruhigendes Gefühl, etwas in der Hand zu halten, das ihm notfalls als Waffe dienen konnte.
    Falls er hier allerdings auf etwas treffen sollte, was Ähnlichkeit mit der Bestie aus dem Haus in Kensington hatte, würde ihm eine Taschenlampe wenig nützen.
    Er schlich sich über das Gelände, stieg über Gleise und blieb immer wieder stehen, um auf irgendwelche ungewöhnlichen Geräusche zu horchen. Aber da war nichts als nächtliche Stille. Die Waggons, die in Dreierreihen miteinander verkuppelt waren, standen so ungeordnet in der Gegend herum, dass sie fast eine Art Hindernisparcours bildeten. Die Gleise verschwanden in den dunklen Tunneleingängen.
    Die Tunnel. Seth warf einen Blick auf die gähnenden, tiefschwarzen Mäuler, die sich am anderen Ende des Geländes öffneten, und beschloss, sich zunächst einmal im Freien umzusehen. In die Tunnel würde er sich erst wagen, wenn ihm gar nichts anderes mehr übrig blieb.
    Er spähte um die Ecke eines Waggons und huschte, als er nichts Beunruhigendes entdeckte, zur nächsten Wagenreihe weiter.
    Plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen. Hinter einem der Waggons, auf die er gerade zuging, hatte er etwas gehört, was wie das Wimmern eines verletzten Hundes klang.
    Die Taschenlampe fest in der Hand, schlich er sich näher, schlüpfte zwischen zwei Eisenbahnwagen hindurch, stieg über die Kupplung und lugte vorsichtig um die Ecke.
    Ein paar Meter von ihm entfernt saß ein Mädchen zusammengekauert auf den Stufen einer Waggontür und wickelte sich einen Streifen Stoff ums Schienbein. Im Halbdunkel bildete er sich für einen Augenblick ein, Kady vor sich zu sehen. Sie hatte die gleichen langen blonden Haare und trug eine Strickmütze. Aber dann wurde ihm klar, dass sie es nicht sein konnte. Das Mädchen war völlig abgemagert und verschwand fast in seiner dicken orangen Daunenjacke. Das leise Wimmern kam von ihr. Sie weinte. Seth beobachtete, wie sie den Stoffstreifen um ihr Bein wickelte und vor Schmerz das Gesicht verzog, als sie ihn festzurrte.
    Was macht dieses Mädchen hier? Sie schien in seinem Alter zu sein und machte einen ziemlich verwahrlosten Eindruck. Wahrscheinlich ein Straßenkind. Trotzdem blieb er misstrauisch. Seit seiner Begegnung mit Miss Benjamin wusste er, dass Äußerlichkeiten täuschen konnten.
    Er beobachtete, wie sie sich mühsam von der Treppe erhob und das Bein zu belasten versuchte. Sie schrie auf und verzog wieder das Gesicht. Nach drei Schritten knickte sie ein und ließ sich stöhnend zu Boden sinken.
    Seth gab sich einen Ruck. Er konnte nicht einfach dastehen und tatenlos zusehen, wie jemand litt. Kady nannte ihn nicht umsonst Sir Knight .
    »Hey!«, rief er leise.
    Das Mädchen sah erschrocken auf. Als sie ihn zwischen den Waggons hocken sah, stand sie panisch auf und wich zurück.
    »Warte doch! Ich tu dir nichts!«, rief er und trat aus dem Dunkel, um ihr zu zeigen, dass er harmlos war. Sie blieb stehen und musterte ihn misstrauisch.
    »Ich hab gesehen, dass du verletzt bist. Wie ist das passiert?«, flüsterte er.
    »Ich bin gebissen worden«, fauchte sie. »Wieso flüsterst du?«
    »Schscht.« Er legte einen Finger an die Lippen. »Und wo?«
    »Das siehst du doch, du Idiot. Am Bein«, fauchte sie. Offensichtlich hatte sie jetzt keine Angst mehr vor ihm.
    »Nein, ich meine, wo ist es passiert? Hier auf dem Gelände?«
    Sie nickte und deutete vage auf die Tunnel. »Da hinten. Ich glaub, es war ein Hund. Es war zu dunkel, um etwas zu erkennen.«
    Seth dachte an die Jugendlichen, die angeblich hier zerfleischt worden waren. Waren sie in die Tunnel gegangen?
    »Du solltest ins Krankenhaus«, sagte er.
    »Vergiss es. Ich halte nichts von Krankenhäusern.«
    Als Seth auf sie zugehen wollte, streckte sie abwehrend die Hände aus. »Bleib, wo du bist!«
    »Okay, okay«, sagte er und hob beide Arme, um ihr zu zeigen, dass er nur eine Taschenlampe bei sich trug.
    Sie hüpfte auf einem Bein zu der Stelle

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