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Havoc

Havoc

Titel: Havoc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Sanatorium gewesen. Die Fenster waren blind und an der Fassade rankten sich Kletterpflanzen empor. Die Steine waren mit Moos und Flechten bewachsen und der Putz bröckelte. In der Einfahrt lagen zerbrochene Schindeln, die vom Dach heruntergeweht worden waren. Alles in allem sah der Bau ziemlich heruntergekommen aus.
    Vor dem Gebäude befand sich ein weitläufiger, aber vollkommen verwilderter Park, in dem das Gras hüfthoch stand. Das gesamte Grundstück war von dicht stehenden Bäumen umgeben, deren Äste sich unter der Last des starken Regens bogen und deren Blätter unheilvoll rauschten.
    Alicia öffnete die Tür, kletterte aus dem Wagen, streckte ihre schmerzenden Glieder und blickte sich dann ängstlich um. Nirgendwo ein Lebenszeichen.
    Schnell huschte sie zum überdachten Eingangsportal des Hauses und drückte die Klinke der schweren Eichentür hinunter. Sie war unverschlossen und ließ sich mit einem leisen Knarren öffnen. Mit klopfendem Herzen trat sie ins Haus.
    3
    Alicia stand in einem großen, halbrunden Raum, der früher wohl einmal der Empfangsbereich gewesen war. Hinter einer Theke befanden sich verstaubte Regale, in denen sich alte Ordner und Unterlagen stapelten. Es war kalt und zugig und ein unangenehm modriger Geruch lag in der Luft. Von der Decke tropfte Wasser, das sich in kleinen Lachen auf dem Boden sammelte.
    Von der Eingangshalle gingen mehrere Türen ab, aber nur zu einer davon führte ein Pfad aus feuchten Fußspuren. Alicia zögerte. Scratch zu folgen, bedeutete, mit ihrem Leben zu spielen, aber wenn sie mehr über die geheimnisvolle Comicwelt herausfinden wollte, war das die einzige Möglichkeit.
    Auf Zehenspitzen lief sie zu der mit Metallblech beschlagenen Tür und öffnete sie vorsichtig. Sie führte in einen Flur mit stockfleckigen Wänden hinaus, von denen der Putz abbröckelte. Der Boden sah aus, als wäre er seit einer Ewigkeit nicht mehr gefegt worden. Die hintere Hälfte des Flurs war durch ein massives Metallgitter vom vorderen Teil abgetrennt. In das Gitter war eine Tür eingelassen, die jedoch nicht verschlossen war. Dahinter führte der Flur an einer Reihe von Türen entlang, die mit kleinen, runden Fensterchen versehen waren. Durch ein Bullauge lugte Alicia in eines der winzigen Zimmerchen: kahle, mit Kritzeleien bedeckte Wände und ein fest mit der Wand verschraubtes Bett ohne Matratze. Es sah aus wie eine Gefängniszelle. Aber keine von ihnen schien belegt zu sein.
    Was war das für ein merkwürdiges Haus?
    Plötzlich hörte sie Stimmen durch die leeren Gänge des Gebäudes hallen und ging ihnen nach. Nach ein paar Metern kam sie an einem Raum vorbei, der wie ein Schwesternzimmer aussah, dahinter machte der Flur eine Biegung. Alicia spähte um die Ecke und blickte durch eine offen stehende Flügeltür am Ende des Ganges in einen großen Saal, vermutlich eine Art Gemeinschaftsraum. Sie konnte nur wenig erkennen, weil durch die verschmutzten Fenster kaum Tageslicht hereinfiel. Als sie sich etwas weiter vorbeugte, kam eine fette Gestalt in ihr Blickfeld.
    Icarus Scratch. Er unterhielt sich mit jemandem. Alicia blieb wie angewurzelt stehen und lauschte.
    »Ich weiß genau, dass sie es waren. Diese widerwärtigen, nichtsnutzigen Blage n – Seth Harper und Kady Blake!«
    » Er könnte es gewesen sein, aber sie ganz bestimmt nicht«, fauchte eine Frau, die Alicia nicht sehen konnte. »Sie ist die ganze Zeit über in Malice gewesen und macht uns dort erhebliche Schwierigkeiten.«
    »Hätte ich die Kleine doch nur früher erkannt, als sie damals in meinen Laden kam! Ich hatte gleich das Gefühl, dass ich sie schon einmal in einem der Comics gesehen hatte, aber es ist nun mal nicht so einfach, jemanden wiederzuerkennen, den man nur von einer Zeichnung kenn t …« Scratch schnaubte und ging aufgebracht im Zimmer auf und ab. »Trotzdem frage ich mich, wie ich sie überhaupt vergessen konnte. Immerhin ist sie die Anführerin von Havoc gewesen!«
    »Und nach der kleinen Vorstellung im Terminus ist davon auszugehen, dass sie es bald wieder sein wird.«
    Scratch stieß einen unterdrückten Fluch aus.
    »Wenigstens wissen wir, dass sie jetzt beide in Malice sind«, sagte die Frau. » Hier werden sie uns jedenfalls erst einmal keinen Ärger mehr machen können.«
    »Aber was, wenn sie Komplizen haben, Miss Benjamin? Diesem Seth ist es vor ein paar Tagen in Hathern irgendwie gelungen, dem Schleicher zu entgehen. Das kann er unmöglich ohne fremde Hilfe geschafft haben.«
    Der Schleicher?

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