Havoc
dran.«
Kady schlang beide Arme um Seth, der sein Gesicht an ihrem Hals vergrub und sie fest an sich drückte. Am liebsten hätte er sie nie mehr losgelassen.
Von der Innigkeit seiner Umarmung überrascht, löste sie sich von ihm und warf ihm einen verwunderten Blick zu.
»Wo sind wir hier?«, fragte Seth, bevor sie etwas sagen konnte.
»Wir mussten aus Akropolis fliehen«, erzählte Kady. »Die Katzen auch. Wir waren dort nicht mehr sicher.«
»Ich hatte zum Glück eine Zeltplane und Schnur in meinem Beutel. Wir haben von den Bäumen in der Grotte ein paar Äste abgebrochen und daraus eine Trage gebaut«, ergänzte Justin. »Die Katzen haben sich geweigert, dich auf ihrem Rücken zu tragen. Das ist anscheinend unter ihrer Würde.«
»Wir haben uns bei ihnen nicht gerade beliebt gemacht«, warf Kady ein. Tatyana rieb sich an ihrem Bein. »Okay, mit einer Ausnahme.«
»Was haben wir denn getan?«, fragte Seth, erstaunt über diese neue Wendung der Ereignisse.
»Wir haben unabsichtlich ihr Versteck verraten«, sagte Kady. »Grendel hat uns letzte Nacht offenbar beobachtet. Einer ihrer Boten kam und hat die Königin der Katzen gewarnt. Jetzt weiß Tall Jake, dass wir in Akropolis nach ihr gesucht haben. Er will seine Armee schicken, um die ganze Stadt nach ihr zu durchkämmen. Wahrscheinlich sind sie jetzt schon dort.«
»Komisch. Dabei hätte ich gedacht, dass die Mosaikmonster ihm schon längst gesagt haben, dass sich die Königin der Katzen immer noch dort versteckt hält.«
Justin zuckte mit den Schultern. »Warum sollten sie? Das sind Monster. Wer sagt, dass sie überhaupt sprechen können? Wahrscheinlich ist Tall Jake nie mehr in Akropolis gewesen, seit er alle von dort vertrieben hat.«
»Dann ist die Königin der Katzen also aus ihrem Versteck geflohen?«, fragte Seth.
»Genau«, bestätigte Kady.
»Und wir sind schuld daran?«
»Ja.«
»O h …«
»Sie hat gesagt, dass sie dich sehen will, sobald du aufwachs t …«
»Darf ich vorher nicht mal frühstücken?«
»Ich befürchte eher, dass wir das Frühstück sein werden«, meinte Justin düster.
»Lass sie lieber nicht warten«, warnte Kady. »Sie ist ziemlich zickig. Eben eine echte Königin. Man muss auch vor ihr knien und so.«
»Das ist echt das Allerletzte«, knurrte Justin. »Ich hab keine Lust, vor irgendjemandem zu knien.«
»Meinst du, mir gefällt das? Aber in diesem Fall bleibt uns nichts anderes übrig. Wir brauchen sie und immerhin hat sie dir das Leben gerettet«, mahnte Kady streng.
Als Seth versuchte aufzustehen, fuhr es ihm so schmerzhaft in den Rücken, dass ihm für einen Moment die Luft wegblieb. »Ich glaub nicht, dass ich jemals wieder hochkomme, wenn ich vor jemandem in die Knie gehen muss«, stöhnte er.
2
Die Königin der Katzen und ihr Gefolge hatten ihr Lager in einer Höhle auf dem Berg aufgeschlagen, in der sie vor dem Regen geschützt waren. Der Eingang lag hinter herabhängenden Schlingpflanzen versteckt und die Königin hatte dafür gesorgt, dass selbst diese primitive Unterkunft so etwas wie herrschaftliche Pracht ausstrahlte: Die Ränder der Höhle waren mit Bahnen aus metallisch glitzernden Steinchen dekoriert, die in der Nachmittagssonne funkelten. Sie selbst thronte, umringt von Dutzenden von Katzen in allen Größen und Farben, in der Mitte. Rechts und links von ihr hielten riesige Tiger mit silberglänzendem Fell Wache.
Kady, Seth, Justin und Tatyana waren am Eingang von Andersen und Marlowe in Empfang genommen worden, die sie jetzt unter den misstrauischen Blicken der anderen Katzen durch die Höhle zur Königin eskortierten. Seth hatte noch nie so viele Katzen auf einmal gesehen. Sie waren überall, leckten sich die Pfoten, gähnten oder tigerten träge auf und ab. Die Katzen beobachteten sie aus den Augenwinkeln, als würden sie sich jeden Moment auf sie stürzen und sie in Stücke reiße n – wenn sie nicht so träge gewesen wären. Seth konnte sich in diesem Moment lebhaft vorstellen, wie sich eine Maus fühlen musste.
Die Königin der Katzen sah ihnen mit ungerührtem Blick entgegen. Als ihre Wachen ein Stück zur Seite rückten, um ihnen Platz zu machen, bemerkte Seth, dass die Skulptur mit dem Shard zwischen den Pfoten der Königin lag.
»Du hast ihr die Skulptur gegeben?«, flüsterte er Kady erstaunt zu.
»Sagen wir lieber, sie hat sie sich genommen.« Kady zuckte mit den Achseln. »Ich konnte nichts dagegen tun.«
Tatyana kauerte sich sofort unterwürfig vor der Königin auf den
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