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Havoc

Havoc

Titel: Havoc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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runzelte die Stirn. »Können Sie das vielleicht so erklären, dass es auch ein einfacher Junge aus dem Londoner East End versteht?«
    Sehr gern , sagte die Laq lächelnd. Auch wenn die Königin der Katzen vielleicht nicht einverstanden sein wird. Sie zieht es vor, die Augen vor der Wahrheit zu verschliessen, und ist überzeugt davon, dass es Malice schon immer gegeben hat. Sie glaubt, eure Welt und die unsere hätten seit jeher nebeneinander existiert. Doch da irrt sie sich.
    Du sagst nichts, was ich nicht schon gehört hätte, sagte die Königin der Katzen steif. Und schon damals waren es Lügen.
    Die Laq warf den Kopf in den Nacken und lachte. Wie ich sehe, hat sich an deiner Einstellung nichts geändert. Hör es dir trotzdem noch einmal an. Vielleicht lernst du ja dieses Mal etwas hinzu.
    Sie wandte sich wieder an die Jugendlichen. Seth wurde kalt, als ihr Blick auf ihn fiel.
    Am Anfang war Grendel. Mit ihm und nur mit ihm begann unsere Welt. Ich weiss nicht, wo er herkam. Ich weiss auch nicht, wer oder was er ist. Ob er ein Gott is t … oder ein Narr. Aber er besitzt zweifellos eine ausserordentlich starke Vorstellungskraft. Eine Fantasie, die eine ganze Welt erschaffen und jeden Quadratzentimeter bis ins kleinste Detail ausgearbeitet hat. Er skizzierte, zeichnete und malte, probierte hier etwas aus, veränderte da eine Kleinigkeit und irgendwann nahm diese Welt so perfekte Formen a n – glaubte er so sehr dara n –, dass sie im Inneren seines Kopfes real wurde. Von da an begann sie ein Eigenleben zu führen und entwickelte sich unabhängig von ihm weiter.
    Die Königin der Katzen schnaubte und legte den Kopf auf ihre Pfoten. Lügen, sagte sie. Alles Lügen. Diese Welt ist im Bauch der Ersten Katze entstanden und sie hat sie auch geboren.
    Hast du irgendeinen Beweis dafür, dass diese Erste Katze tatsächlich existierte?, fragte die Laq.
    Ich brauche keine Beweise. Ich habe meinen Glauben.
    Warum glaubst du dann deine Geschichte und nicht meine, wenn es für keine von beiden einen Beweis gibt?
    Weil meine Geschichte stimmt.
    Glaubst du so sehr daran, dass du dein Leben für die Erste Katze hingeben würdest? Dass du in ihrem Namen töten würdest, wenn sie dich darum bitten würde?
    Natürlich. Ich würde keinen Moment zögern.
    Seht ihr? Die Laq wandte sich wieder ihren Zuhörern zu und deutete auf die Königin der Katzen. Der Glaube kann auch gefährlich sein.
    Die Königin der Katzen zeigte ihre Reißzähne, schwieg aber.
    »Und was ist mit Tall Jake? Ich meine, der ist doch real oder?«, fragte Kady. »Ich habe ihn zwar noch nie gesehen, aber ich habe in unserer Welt seine Stimme gehört.«
    Nachdem Tall Jake mich und die anderen der Sechs gestürzt und die Herrschaft über Malice übernommen hatte, liess ihm eine Frage keine Ruhe: Wer hatte ihn erschaffen? Er regierte zwar über diese Welt, aber dennoch liess ihn das Gefühl nicht los, dass es da noch einen anderen gab, der über ihm stand. Mithilfe seiner Zauberkräfte und seines Geheimwissens fand er einen Weg, seinen Schöpfer zu treffen. Die Laq legte eine Kunstpause ein und zog eine Augenbraue noch. Nach allem, was meine Spione mir berichtet haben, war er alles andere als beeindruckt.
    »Aber wie ist es möglich, dass eine Fantasiegestalt in die reale Welt gelangen kann?«
    Wie es möglich ist, darfst du mich nicht fragen, antwortete die Laq. Aber es ist so geschehen. Tall Jake erschien auf dem Dachboden von Crouch Hollow. Wie mir erzählt wurde, trat er aus seinem eigenen Bild heraus. Damals war er kaum mehr als ein Schatten, der auf dem Dachboden hauste. Bis Icarus Scratch ihn dort fand.
    »Scratch«, murmelte Seth. »Dieser lispelnde Fettsack. Wenn ich den Kerl in die Finger bekomm e …«
    Tall Jake brauchte Menschen, die an ihn glaubten. Er hatte erkannt, dass er immer stärker werden würde, je mehr Gläubige er um sich scharte, und Icarus wusste, wie viel Macht ein geschickt gestreutes Gerücht besitzt. Die beiden schlossen einen Pakt. Sie suchten die Gläubigen unter den Kindern, weil ihr Geist offener ist als der von Erwachsenen. Kinder wollen glauben. So entstand die Idee, einen Comic zu drucken.
    »Aber warum entführt er die Jugendlichen nach Malice und tötet sie dort?«, fragte Seth.
    Wenn Malice ein ganz normales Comicheft wäre, würde sich niemand dafür interessieren. So aber ist es ein gefährlicher Comic, um den sich ein düsteres Geheimnis rankt. Etwas, was es eigentlich gar nicht geben dürfte. Scratch wusste, dass die

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