Havoc
Herrschaft unzählige Feinde gemacht.
»Aber womit sollen wir kämpfen?«, fragte Kady zweifelnd.
»Gute Frage. Mit Stöcken und Ästen können wir schlecht in die Schlacht ziehen«, sagte Justin.
»Kommt mal mit.« Dylan grinste. »Ich zeig euch was.«
Kady und Justin folgten ihm in das Untergeschoss der Tauchstation, wo Dylan eine schwere Stahltür öffnete, die in einen kleinen Raum führte.
»Meine Schatzkammer«, verkündete er stolz.
Kady sah sich staunend um. Der nur spärlich beleuchtete Raum war bis zur Decke mit allen möglichen Utensilien gefüllt. Helme von Regulatoren, Rüstungen, die nicht aussahen, als wären sie für Menschen bestimmt, mechanische Geräte für die unterschiedlichsten Zwecke, Dampfzylinder von Lokomotiven und diverse Maschinenteile. In den Regalen entdeckte sie Camping-Kochgeschirr und Vorratsdosen und an den Wänden stapelten sich Holzkisten.
»Wo hast du das ganze Zeug her?«, rief Justin und sah sich begeistert um. Für ihn als leidenschaftlichen Mechaniker gab es nichts Schöneres als alte Maschinen und Ersatzteile.
»Getauscht, geklaut, gekauft oder erbettelt«, erzählte Dylan. »Ich tausche schon seit einiger Zeit Sachen mit den anderen Gruppen aus der Gegend und in der Stadt gibt es haufenweise Händler.«
»Ich weiß nicht, ob es so viel bringt, wenn wir Tall Jakes Armee in der Schlacht mit Müll bewerfen«, meinte Kady skeptisch.
»Hey! Das ist kein Müll!« Justin tauchte mit empörtem Gesicht hinter einem Haufen alter Getriebe und Zahnräder auf.
»Erinnert ihr euch noch an die Blocker, die wir im Terminus eingesetzt haben?«, fragte Dylan. »Das sind nicht die einzigen Waffen, die wir haben. Vor einer Weile haben wir einen Waggon mit Nachschub für Tall Jakes Sicherheitsdienst gekapert und eine ganze Menge nützlicher Sachen erbeutet.«
»Ich hab davon gehört!«, rief Justin. »Ihr habt damals einen Teil der Gleisstrecke lahmgelegt und euretwegen musste der gesamte Zugverkehr eingestellt werden. Ich war mit Seth noch im Uhrenturm, als es passierte!«
Dylan zuckte mit den Schultern. »Davon weiß ich nichts. Aber ich weiß, dass wir die hier haben!«
Er nahm etwas von der Wand, was aussah wie eine mittelalterliche Lanze aus Metall. Nur war sie kürzer und mit einem Griff versehen, aus dem dicke Kabel hingen, die in einem schweren Tornister endeten.
»Was ist das? Ein Flammenwerfer?«, fragte Justin mit leuchtenden Augen.
»Schön wär’s. Das ist eine Elektrolanze. Ich hab insgesamt zwölf Stück davon, also ungefähr eine für jedes Mitglied von Havoc, dem ich zutraue, auf dem Schlachtfeld zu kämpfen. Die anderen sollten zur eigenen Sicherheit lieber hierbleiben.«
»Und was können die Dinger?«, fragte Justin, der sich gleich einen den Tornister umhängte und die Lanze in die Hand nahm.
»Im Inneren des Griffs befindet sich ein Auslöser, wenn du den drückst, kannst du deinem Gegner einen elektrischen Schlag verpassen, der ihn sofort bewusstlos macht.«
»Für wie lange?«
»Einer der Jungs, der auf dem Raubzug dabei war, hat sich aus Versehen damit in den Fuß geschossen. Der war für vierundzwanzig Stunden ausgeschaltet.«
»Wieso haben wir die damals nicht im Terminus eingesetzt?«, fragte Kady.
Dylan schüttelte den Kopf. »Die Teile sind ziemlich auffällig. Man kann sie nicht einfach unter den Klamotten verstecken.«
»Und warum hast du mir die Kammer nicht schon längst gezeigt?«
Dylan zuckte mit den Schultern. »Ihr wart so sehr damit beschäftigt, eure Reise nach Akropolis zu planen.«
Plötzlich schoss ein greller Blitz durch den Raum. Kady und Dylan zuckten zusammen und hielten sich die Hände vor die Augen. Als sie es wagten, sie wieder runterzunehmen, sahen sie, dass um einen der Kistenstapel blaue Stromblitze zuckten. Justin setzte die Lanze vorsichtig ab.
»Ups«, sagte er und grinste verlegen. »Na ja. Jetzt wissen wir wenigstens, dass sie funktionieren.«
3
In den darauffolgenden zwei Wochen ging Kady mit Dylan von Ort zu Ort und versuchte möglichst viele Unterstützer zusammenzutrommeln, die bereit waren, gegen Tall Jake in den Kampf zu ziehen. Gelegentlich kehrten die beiden kurz zur Tauchstation zurück, um zu schlafen und sich über den Stand der Vorbereitungen zu informieren. Seth sah seine Freundin nur noch selten. Er verbrachte die meiste Zeit mit Justin und fühlte sich immer elender.
Es dauerte lange, bis er begriff, was der Grund für seine deprimierte Stimmung war. Es war weder die Angst vor der
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