Havoc
ernannt. Dadurch wurde sie so etwas wie die inoffizielle Anführerin, auch wenn niemand das offen zugegeben hätte. Welcher Erwachsene nahm schon gern Befehle von einem Mädchen entgegen?
Als sie durchs Lager gingen, stieß Justin zu ihnen. »Was dagegen, wenn ich mitkomme?«, fragte er. »Es ist ein bisschen langweilig, darauf zu warten, von Tall Jakes Zombiearmee in Stücke gerissen zu werden.«
»Klar, das muss echt wahnsinnig langweilig sein«, sagte Kady trocken.
2
Sie fanden die Königin der Katzen und die Laq in der Mitte eines Kreises aus riesigen verwitterten Felsbrocken, der auf einem Hügel errichtet worden war. Einige der Steine waren von Blitzen gespalten worden, sodass man in das geschwärzte Innere blicken konnte. Sechs große Raubkatzen patrouillierten als Wachen um den Kreis herum.
Am Rand des Steinkreises blieb Kady stehen, wandte sich zu Seth um und legte ihm eine Hand auf den Unterarm.
»Du musst das, worum sie dich bitten werden, nicht tun«, sagte sie mit besorgtem Gesichtsausdruck.
»Du kennst mich«, entgegnete Seth und verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. »Man nennt mich nicht umsonst Sir Knight .« Er wandte den Blick ab und sagte leise: »Ich tue, was ich tun muss.«
Dann straffte er die Schultern und trat in den Steinkreis. Seine beiden Freunde blieben außerhalb stehen.
Die Raubkatzen kniffen misstrauisch die Augen zusammen, ließen ihn aber passieren. Die Königin der Katzen thronte wie eine Sphinx in der Mitte. Statt ihrer Juwelen hatte sie jetzt eine prächtige Rüstung angelegt. Die Laq stand aufrecht da wie eine wunderschöne Statue aus purem Eis.
Als die Königin der Katzen Seth ansah, hielt er ihrem Blick ruhig stand.
Du solltest vor mir niederknien.
»Sollte ich?«, entgegnete Seth kühl. In ein paar Stunden würden sie womöglich alle tot sein. Nein, er würde ganz bestimmt nicht vor ihr niederknien. Sie war nicht seine Königin. Und wahrscheinlich hätte er sich noch nicht einmal vor der englischen Königin niedergekniet.
Die Königin wandte empört den Kopf ab, während die Laq ihn mit ihrem feinen Lächeln bedachte. Sie verstand ihn und das erfüllte ihn mit einem unerklärlichen Glücksgefühl.
Du hast den Tempel von der Blutbestie befreit und uns den Shard gebracht, mein Held. Jetzt habe ich eine letzte Bitte an dich.
Seth wartete stumm ab.
Niemand kann vorhersagen, ob wir die bevorstehende Schlacht gewinnen werden. Tall Jake hat einen grossen Vorteil. Er tritt uns auf seinem eigenen Territorium gegenüber und hat mit dem Haus des Todes eine nahezu uneinnehmbare Festung im Rücken. Sollten wir ihm überlegen sein, wird er sich dorthin zurückziehen. Die auf dem Dach aufgestellten Kanonen werden dafür sorgen, dass ein Angriff auf die Mauern des Hauses des Todes viele von uns das Leben kosten wird.
»Und was ist der Plan?«
Der Plan ist, das Haus des Todes zu zerstören, während er abgelenkt ist. Doch dazu benötigen wir deine Hilfe.
Seth verstand. »Die Route durch die Fabrik. Sie waren damals in Birmingham dabei, als ich und Alicia die Verbindung zufälligerweise entdeckt haben.«
So ist es. Du kennst den Hintereingang zum Haus des Todes. Tall Jake weiss zwar, dass du in seine Festung eingedrungen bis t – er hat zweifellos den Comic gelese n –, aber er weiss nicht, wie .
Die Laq hielt ein kleines Kästchen in die Höhe, das etwa die Größe einer Zigarettenschachtel hatte, und reichte es Seth. Es bestand aus zusammengeschweißten Metallhülsen, auf denen in der Mitte eine Art Zifferblatt angebracht war. Zwischen den Hülsen befanden sich zwei Glasröhrchen. In dem einen flackerte ein grelles Licht, das andere war so unendlich dunkel, dass Seth Angst bekam, in die Schwärze gesogen zu werden, wenn er zu lange hineinschaute.
Das Universum besteht aus vielen verschiedenen Elementen , sagte die Laq. Einige sind nicht dazu bestimmt, sich zu vermischen. Wenn es dennoch geschieht, dan n … Sie blies in ihre Handfläche und spreizte die Finger, um eine Explosion anzudeuten.
»Sie wollen, dass ich das Ding in das Haus des Todes schmuggle?«
Die Laq nickte. Wir können nicht in eure Welt reisen, denn dort sind wir kaum mehr als ein schwacher Schatten unserer selbst und praktisch machtlos. Nur Katzen besitzen die Fähigkeit, mühelos zwischen Welten und Geschichten hin und her zu wandeln und selbst unter ihnen gelingt es nur den Allerkleinsten.
Die Königin der Katzen schnurrte stolz.
Es ist einfacher, dich zu schicken, Seth, denn du stammst aus
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