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Havoc

Havoc

Titel: Havoc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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dich machen?«
    Aber Seth konnte nicht anders, als ihn fest an sich zu drücken. Bis zu diesem Moment war ihm selbst nicht klar gewesen, wie viel Angst er tatsächlich davor hatte, ganz allein ins Haus des Todes zu gehen. Mit Justin war er im Uhrenturm, in der Oubliette und in Akropolis gewesen. Gemeinsam konnten sie alles schaffen. Justin war der Freund, den er sich immer gewünscht hatte. Verlässlich wie ein Uhrwerk und immer auf seiner Seite. Es gab nicht viele Menschen wie ihn.
    Nachdem Justin sich schließlich aus der Umarmung befreit hatte, sah Seth Kady an. Sie erwiderte traurig seinen Blick.
    »Ich kann nicht mit euch gehen«, sagte sie leise. »Ich werde hier gebraucht.«
    »Ich weiß.« Seth nickte. Es kam ihm vor, als müssten sie in letzter Zeit ständig Abschied voneinander nehmen. Aber auch diesmal brachte er es nicht über sich, ihr seine wahren Gefühle zu zeigen, und sagte bloß: »Tja, dan n … bis später, oder?«
    »Ja, genau«, murmelte Kady. »Bis später.«
    Tatyana stieß ihn sanft mit dem Kopf an. Seth kniete sich hin und rieb seine Stirn an ihrer.
    »Du musst hierbleiben und auf Kady aufpassen«, sagte er. »Sorg dafür, dass sie die Schlacht heil übersteht.«
    Die Säbelzahntigerin nickte.
    Dann stand Seth auf, warf einen letzten Blick auf Kady und ging zusammen mit Justin in den Kreis zurück.
    »Darf mein Freund mitkommen?«, fragte er die Laq.
    Ja.
    »Un d … ä h … wäre es nicht gut, wenn wir irgendwelche Waffen hätten?«, fragte Justin. Er dachte an die Elektrolanzen, mit denen sie so lange trainiert hatten.
    Waffen sind zu empfindlich. Sie wür-den den übertritt in eure Welt nicht überstehen.
    Justin fluchte leise. »Dann dürfen wir uns eben einfach nicht erwischen lassen, was?«
    »Werden wir uns denn erinnern?«, fragte Seth. »Nachdem ihr uns zurückgeschickt habt, meine ich? Ich will nicht schon wieder mein Gedächtnis verlieren.«
    Ich werde dafür sorgen.
    Seth und Justin sahen sich an. Justin zuckte mit den Achseln.
    »Okay, dan n …«
    Seth wandte sich an die Laq. »Wir sind bereit.«
    Ja , sagte sie. Das seid ihr.
    Und bevor sie begriffen, was sie damit sagen wollte, waren sie auch schon auf dem Weg.
    3
    Es fühlte sich an, als würden sie ruckartig aus dem Schlaf hochschrecken. Seth zog keuchend Luft ein, riss den Kopf hoch und war woanders.
    Es dauerte einen Augenblick, bis er das verlassene Fabrikgelände in Birmingham wiedererkannte. Er stand auf dem Brachland innerhalb des umzäunten Grundstücks. Die Luft roch hier ganz anders als in Malice: schwerer und öliger, vermischt mit Abgasen von Autos und Fabrikschloten. Es war Abend, und in der Dämmerung wiesen die Straßenlaternen der nahe gelegenen Straße den Weg Richtung Stadt.
    Justin stand neben ihm und sah sich angewidert um.
    »Krass«, sagte er. »Es ist sogar noch schlimmer als in meiner Erinnerung.«
    »Ja, aber fairerweise muss man sagen, dass das auch nicht gerade die schönste Ecke von England ist«, sagte Seth.
    »Da könntest du Recht haben.« Justin zog eine Portion Schleim hoch und spuckte ihn aus. »Wie kommt’s, dass du dich hier auskennst?«
    »Ich war schon mal hier. Mit einem Mädchen aus meiner Schule. Alicia.« Er stockte kurz. »Vielleicht sollte ich sie schnell anrufen und ihr sagen, dass es mir gut geht. Meinst du, dafür haben wir noch Zeit?«
    »Nein«, sagte Justin. »Die Leute in Malice verlassen sich auf uns. Wir bringen es lieber so schnell wie möglich hinter uns, okay?«
    Seth nickte. Justin hatte Recht. Außerdem hatte er sowieso kein Handy und konnte sich nicht vorstellen, dass es in der Nähe ein Münztelefon ga b – abgesehen davon, hatte er auch gar kein englisches Geld bei sich. »Gibt es nicht irgendetwas, was du gern machen würdest, während wir hier sind? Jemanden anrufen oder so? Ich meine, wenn du könntest.«
    Justin scharrte mit der Schuhspitze über den Boden. »Ich will nichts weiter, als so schnell wie möglich wieder zurück, Alter.«
    »Ich würde meinen Eltern schon gern sagen, dass ich noch lebe.« Aber nach dem, was letztes Mal passiert war, wagte Seth es sowieso nicht, sie anzurufen. Und falls Tall Jake sie tatsächlich in seiner Gewalt hatte, war es ohnehin besser, wenn er es nicht wusste. Andernfalls würde er alles daransetzen, sie zu rette n – und das war genau das, was Tall Jake wollte.
    Justin erriet seine Gedanken und schlug ihm tröstend auf die Schulter. »Sieh es von der positiven Seite. Wie oft hat man schon die Chance, die Festung seines

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