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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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nichts.
    »Können Sie die drei Striche noch in den Wind drehen, Collins?«
    »Das kann ich!« Und die knarrende THETIS verbiß sich noch fester in den Sturm.
    »Werden wir von den Felsen freikommen, wenn wir diesen Kurs halten, Collins?«
    »Wenn wir diesen Kurs halten, ja, Herr Kapitän.« Voller Spannung standen die beiden Männer da und versuchten an irgendeinem Zeichen zu entdecken, daß die Brigg in die großen Wellentäler abglitt. Aber sie hielt ihren Kurs. Eine Minute verging, dann eine zweite und dritte, und schließlich rief der Kapitän über das Deck: »Wir halten auf die Felsen zu. Seid bereit, euch loszubinden und spannt die Taue.« Kaum je sah sich eine Gruppe von Seeleuten einem schärfer umrissenen Problem gegenüber. Wenn der Wind anhielt und der Kiel des Schiffes weiter seinen Weg durch die Wellen schnitt, mußte dieser Kurs die THETIS gerade noch an den Vier Evangelisten vorbeiführen, und die Durchfahrt war vollbracht. Dann konnte das Schiff, wenn nötig, die ganze Nacht durchsegeln, bis es den Sturmherd hinter sich gebracht hatte. »Jetzt ist es Zeit zum Beten, Herr Pastor«, brüllte Janders durch den Sturm, und Abner, der an den Fockmast festgebunden war, betete nur, daß das gegenwärtige Verhältnis von Schiff und Meer und Wind erhalten bleiben möge.
    Dann kam Collins ruhige Warnung: »Sie gleitet ab, Herr Kapitän.«
    »Ich fühle, wie sie abgleitet, Collins«, antwortete Janders, und er verbarg seine Furcht hinter einem grimmigen Gesicht. »Sollen wir das Toppsegel ein wenig höher in den Wind stellen?«
    »Ziehen Sie es ganz hinauf, Collins.«
    »Es könnte fortgerissen werden in diesem Wind, Herr Kapitän.« Kapitän Janders zögerte, beobachtete, wie seine Brigg vom Kurs abglitt und rief: »Wir müssen dieses Segel setzen! Wenn es hält, kommen wir durch. Wenn es davonfliegt, kann man nichts andern Dann sind wir ohnehin verloren.« Er drehte sich herum, wo seine Männer angebunden standen und rief ihnen Befehle zu, worauf sie das hintere Toppsegel höher in den Wind zogen, um der Abtrift durch das Meer entgegenzuwirken. Aber als die Männer zogen, verklemmte sich das Tau im obersten Block, und das Segel schlug gefährlich im Wind, so daß die THETIS verloren schien. »Du und du, ihr klettert hinauf und macht das Tau frei!« brüllte Janders. Cridland und der alte Walfischer, die sich festgebunden hatten, um sich auf dem stürmischen Deck zu halten, schnitten sich los und ergriffen die Wanten, die zur Spitze des Fockmasts führten.
    Sie kletterten wie Affen mit Händen und Füßen an den Seilen hinauf, während sich der Mast in dem eiskalten Sturm bog. Sie kletterten höher und höher, während ihr Schiff nach den Klippen abtrieb. »Möge Gott sie beschützen«, betete Abner.
    Die THETIS geriet nun in einen Bereich des Meeres, wo die Wellen mit besonderer Wildheit auf sie eindrangen, da sie von den Vier Evangelisten auf Steuerbord zurückgeschleudert wurden. Das kleine Schiff schlingerte von einer Seite auf die andere, wurde hierhin und dorthin gerissen, und der Topp des Hauptmastes, wo die beiden Matrosen arbeiteten, schwankte in einem Winkel von mehr als hundert Grad hin und her. Am Ende einer jeden Pendelbewegung schlug der Mast blitzschnell zurück, als wollte er die beiden Männer abschütteln, die sich an seinen Seilen zu schaffen machten. Bei dieser verzweifelten Luftfahrt verlor Cridland seine Mütze. Er griff danach, und von unten sah es aus, als wäre er fortgeschleudert worden. »Gott, erbarm Dich seiner Seele!« schrie Abner auf. Aber nur die Mütze war verloren.
    »Versucht es noch einmal mit dem Seil!« rief Kapitän Janders. »Sie sind noch nicht klar!« brüllte der Zweite Offizier durch den Sturm.«
    »Treiben wir auf die Felsen zu, Collins?«
    »Ja, Herr Kapitän.«
    »Sollen wir mehr Leute hinauf schicken?«
    »Mehr ist nicht zu machen«, antwortete Collins.
    So starrten die beiden Seeleute vor sich hin in den Sturm, fühlten das Schiff unter sich und beteten. »Versucht es noch einmal mit dem Seil!« rief Janders. Aber das Seil gab noch nicht nach. Janders preßte seine Hände zusammen, holte tief Luft und sagte resigniert: »Wir haben noch ungefähr acht Minuten, Collins. Wir waren nicht unvernünftig.«
    An dieser Stelle vergaß Abner ganz die beiden Seeleute in seiner Nähe und beobachtete allein die beiden Matrosen, die noch immer in fürchterlichen Bögen durch den Himmel jagten. Eiskalter Regen und Sturm heulten ihnen um die Ohren. Das Ungestüm der

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