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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Schiffsbewegung schien sich auf die Stelle zu konzentrieren, wo die beiden Männer arbeiteten. Abner erinnerte sich an die Bitte des alten Walfischers: »Ich möchte nicht ohne Bibel Kap Hoorn umsegeln.« Und er begann, um die Errettung dieser beiden tapferen Männer zu beten, in deren Händen das Schicksal der Brigg nun lag. Und während sie durch den grauen Himmel geschleudert wurden, folgten ihnen seine verzweifelten Gebete.
    »Versucht es noch einmal mit dem Seil!« rief Janders, nachdem zwei der entscheidenden Minuten verstrichen waren. Dieses Mal brüllten die Matrosen laut, und das Tau gab nach. Langsam kroch das hintere Hauptsegel an dem schwankenden Mast hinauf. Geheimnisvoll fing sich der Sturm in der dreieckigen Segelfläche, und die Abtrift des Schiffes hörte auf. »Ich spüre, daß sie Kurs hält«, brüllte Janders. »Sie hält Kurs«, antwortete Collins.
    »Kommt sie von den Evangelisten frei?« wollte sich Janders versichern.
    »Sie kommt frei«, antwortete Collins mürrisch und verbarg die Erregung seines Herzens.
    Und als die letzten gefährlichen Minuten verstrichen, hielt die THETIS sicher ihren nördlichen Kurs. Dann näherte sie sich den drohenden Felsen, und alle an Deck sahen, daß sie ihnen nur um Haaresbreite entgingen. »Der Herr der himmlischen Heerscharen ist mit uns!« jauchzte Abner mit unziemlicher Freude.
    Aber Kapitän Janders hörte nicht auf ihn. Er starrte gebannt vor sich hin und weigerte sich, einen Blick auf die Evangelisten zu werfen. Er suchte den Ozean ab, wo er endlich sein Schiff auf seinen neuen und letzten Kurs setzen konnte. Minuten verstrichen, eine Viertelstunde, eine halbe Stunde, und noch immer heftete er seinen Blick beharrlich auf den wogenden Ozean, bis er schließlich mit einer raschen Wendung die Brigg herumwarf und sie auf einen südlichen Kurs setzte, der sie durch die letzten Riesenwellen und gefährlichen Wirbel führen sollte. Dann rief er: »Laßt die beiden Männer herunterkommen.« Und Cridland faßte mit dem alten Walfischer nach ihrer schwindelnden Luftfahrt wieder festen Fuß auf Deck. »Gott sei gepriesen«, murmelte Abner.
    Doch in diesem Augenblick, als er in den Jubel des Schiffes hätte miteinstimmen können, war Abner ernst und dachte wie benommen: Vor zwei Tagen, als wir einen hilfreichen Wind im Rücken hatten, waren wir unfähig, etwas zu erreichen. Aber heute, da uns der Sturm ins Gesicht stand, konnten wir gegen ihn ankämpfen. Er überblickte prüfend die Brigg, um das Geheimnis zu entdecken, weshalb ein kleines Schiff aus Neu-
    England direkt auf das Herz eines Sturms zuhalten und sich Meter um Meter seinen Weg erkämpfen konnte. Und obwohl er nicht die Technik verstand, die Kapitän Janders angewandt hatte, so verstand er doch die Männer und alle Menschen und sich selbst. Wie seltsam ist es, dachte er in dem heulenden Sturm, daß wir den Sturm bezwingen, wenn er uns ins Gesicht steht.
    Als dann Kapitän Janders Abner losband, sagte der Seemann wie benommen: »Ich wollte nicht der Kapitän sein, von dem man in Boston sagte: >Er versuchte das Kap Hoorn zu umsegeln, fuhr aber statt dessen um das Kap der Guten Hoffnung.««
    »Niemand wird das von Ihnen sagen, Herr Kapitän«, sagte Abner stolz. Die Luken wurden geöffnet, und Collins rief den Missionaren die gute Botschaft zu: »Wir sind gerettet!«
    Alle, die sich auf den Beinen halten konnten, drängten an Deck, und Kapitän Janders sagte in dem kalten Wind: »Herr Pastor, durch Gottes Gnade sind wir hindurchgelangt. Wollen Sie beten?« Aber zum erstenmal auf dieser Fahrt war Abner so erschüttert, daß er keine Worte fand. Seine Augen standen in Tränen, und er konnte nur an Cridland und den Walfischer denken, die durch die Luft gepeitscht worden waren, als sie mit ihrer Arbeit das Schiff vor dem Untergang bewahrten, und an Kapitän Janders, der den Sturm besiegt hatte. So las John Whipple die donnernden Verse aus dem Psalm, den die Seeleute lieben:
    »Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken, wenngleich das Meer wütete und wallte und von seinem Ungestüm die Berge einfielen.. Der Herr Zebaoth ist mit uns; der Gott Jakobs ist unser Schutz.«
    Dann bemerkte man, daß Kapitän Janders verschwunden war, und nun kletterte er durch die Luke mit einem Armvoll Bücher an Deck. »Gestern versprach ich Pastor Hale, daß ich meine Bücher

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