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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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langen Verschlag in der Nähe des Tempels, in dem das riesige Doppelrumpf-Kanu ruhte. »Du möchtest doch nicht etwa, daß irgend jemand anders es lenkt?« hänselte er sie.
    Malama, deren priesterlicher Vater selber die heiligen Stämme für das Fahrzeug ausgesucht hatte, mußte nicht an dessen Bedeutung erinnert werden, und so begnügte sie sich mit der Feststellung: »Mato aus dem Norden könnte das Boot führen.«
    Da enthüllte ihr Teroro den wahren Grund, weshalb er zu der gefährlichen Versammlung wollte: »Mein Bruder könnte meine Hilfe brauchen.«
    »König Tamatoa hat viele Beschützer«, antwortete Malama. »Ohne mich könnte die Sache schiefgehen«, beharrte Teroro eigensinnig, und die kluge Malama, deren Name Mond bedeutete, das alles sehende und mitleidsvolle Gestirn, bemerkte seine Stimmung und verlegte sich auf ein anderes Argument.
    Sie sagte: »Teroro, dich verdächtigt der Hohepriester vor allen anderen des Ungehorsams gegen seinen roten Oro.«
    »Nicht mehr als die andern«, brummte Teroro. »Aber du bist
    der einzige, der seinen Unglauben zur Schau trägt.«
    »Manchmal kann ich ihn nicht verbergen«, gab der junge Häuptling zu. Heimlich blickte Malama über ihre Schulter, um zu sehen, ob ihnen nicht ein Spion des Hohepriesters zuhörte, der überall seine Leute hatte, aber heute war niemand in der Nähe, und so fuhr sie behutsam fort: »Wenn du schon in den Tempel Oros gehen willst, mußt du mir versprechen, daß du nur zu Oro betest und nur an ihn denken willst. Denke an den Steuermann, dessen Lippen beobachtet wurden.«
    »Ich war schon auf drei Versammlungen in Havaiki«, sagte Teroro. »Ich kenne die Gefahren.«
    »Aber nicht diese besondere Gefahr«, erwiderte seine Frau. »Was ist diesmal anders?«
    Wieder drehte sich Malama um, und da sie nichts Verdächtiges bemerkte, fuhr sie fort: »Hast du dich nicht gewundert, weshalb der Hohepriester zehn Tage mehr auf Havaiki verbracht hat?«
    »Ich nehme an, daß er die Versammlung vorbereitet hat.«
    »Nein. Das muß viel früher geschehen sein. Sonst könnten die Kanus aus Tahiti und Moorea morgen nicht pünktlich in Havaiki sein. Letztes Jahr hat mir eine Frau aus Havaiki anvertraut, daß die Priester dort außerordentlich viel von unserem Hohepriester halten und daß sie ihn zu einer höheren Position befördern wollen.«
    »Das wäre mir nur recht«, brummte Teroro. »Wenn er nur von dieser Insel fortkommt.«
    »Aber sie würden nicht wagen, ihn zu ihrem obersten Herrn zu machen, wenn seine Insel nicht ganz und gar bekehrt ist.«
    Während Malama sprach, begannen ihm tiefere Einsichten zu dämmern, wie das oft in der Gegenwart seiner mondgesichtigen Frau geschah. Er lehnte sich auf seinem Stamm vor und lauschte. Sie fuhr fort: »Ich vermute, auf dieser Versammlung wird der Hohepriester alles daransetzen, um den anderen Priestern zu zeigen, daß er Oro mehr ergeben ist als sie.«
    »Um sich einer Beförderung würdig zu    erweisen?« fragte
    Teroro. »Ja.«
    »Was, meinst du, wird er tun?«
    Malama zögerte, ehe sie weitersprach. In diesem Augenblick kam ein Wind auf und spülte kleine Wellen gegen ihre Füße. Sie zog die Zehen aus dem Wasser und trocknete sie mit ihren Händen. Sie sagte noch immer nichts, und Teroro führte ihren Gedanken fort: »Glaubst du, daß der Hohepriester den König opfern wird, um den anderen Eindruck zu machen?«
    »Nein«, fiel Malama ein. »Deine Füße wird er auf den Regenbogen setzen.« Teroro reckte seinen Arm hoch und langte nach der Spitze eines Brotfruchtblattes.    Dann sagte    er
    nachdenklich: »Wird denn das Töten dann ein    Ende haben?«
    »Nein«, antwortete seine Frau ernst. »Es wird weitergehen, bis all deine Freunde von der Lagune vertilgt sind. Erst dann ist Bora Bora dem neuen Gott sicher.«
    »Männer wie Mato und Pa?«
    »Sie sind verloren.«
    »Und der König nicht?«
    »Nein«, versetzte die königliche junge Frau. »Dein Bruder ist bei den Königen von Tahiti und Moorea sehr beliebt, und ein so kühner Schritt könnte nicht nur diese Könige gegen den neuen Gott kehren, sondern auch das Volk im allgemeinen.«
    »Aber mich dem Oro zu opfern, wäre erlaubt?« überlegte Teroro. »Ja. Könige sind immer geneigt, das Schlimmste von ihren jüngeren Brüdern zu glauben.«
    Teroro drehte sich um und betrachtete seine schöne Frau. Er dachte: Ich weiß ihren klugen Sinn gar nicht zu schätzen. Sie ist wie ihr Vater. Laut sagte er: »Ich habe nicht so weit gedacht wie du, Malama.

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