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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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geschoben. Noch dreimal wurde die rasende Trommel gerührt, und jedesmal traf im roten Licht der Dämmerung die Keule ein anderes Haupt. Als dann der Tag begann, überblickte auf dem vorderen Teil der Plattform Bora Boras Oro-Statue in ihrer Hülle aus Bananenblättern und gekränzt mit goldenen Federn die fünf frischen Menschenopfer, die abwechselnd mit Fisch, Hai, Schildkröte und Schwein - vor ihm ausgebreitet lagen. Jedes der anderen zehn Kanus hatte unter dem Geheul der Trommeln die gleichen Opfer dargebracht, und alle legten jetzt die letzte halbe Meile auf ihrem Weg zum Tempel zurück.
    Die Reisenden in WARTET-AUF-DEN-WESTWIND näherten sich der heiligen Landungsstelle mit mannigfaltigen Gedanken, aber in einer Sache waren sie alle derselben Ansicht: Es war richtig, daß ein Gott an einem so hohen Feiertag besondere Opfer verlangte; und was die vier Sklaven anbelangte, so kümmerte sich niemand weiter um ihren Tod, vor allem, da einer von ihnen so schamlos das Tabu verletzt hatte. Sklaven waren zu Opfern bestimmt. Der Hohepriester dachte während der letzten Minuten der Fahrt, daß es in Anbetracht von Bora Boras törichter Anhänglichkeit an Tane gut sei, wenn Oro möglichst viele Opfer dargebracht wurden - zumal eines dieser Opfer, der Steuermann vom vergangenen Tag, ein berüchtigter Verehrer Tanes gewesen war. »Rotte sie aus, Wurzel und Ast«, murmelte er vor sich hin. Er betrachtete die fünf Männer, die bisher geopfert worden waren, nicht als eine übermäßige Zahl. Auch die vier anderen, denen der Tod sicher war, der Sklave mit seiner Frau und dieser oder jener, der noch auf der Versammlung getötet würde, überschritten nach seiner Ansicht nicht eine vernünftige Grenze. Oro war ein mächtiger Gott. Er hatte erreicht, was vor ihm kein anderer Gott vermocht hatte: die Vereinigung aller Inseln; und es war nur gerecht, wenn ihm besondere Ehre erwiesen würde. Gebete, Huldigungen und die Beobachtung des Tabus waren auch den anderen Göttern dargebracht worden, aber ein Herr der Götter wie Oro verdiente
    die höchsten Opfer: Haie und Menschen. Weit entfernt von der Meinung, daß ein Aufgebot von neun Opfern reichlich war, träumte er von den Zeiten, da es Bora Bora möglich sein würde, ferne Inseln zu überfallen und von dort mit dreißig oder vierzig Gefangenen zurückzukehren, die dann bei einem hohen Fest dargebracht werden    konnten.    »Wir müssen    die Inseln
    beeindrucken«, sagte er sich.
    König Tamatoas Gedanken nahmen einen anderen Weg. Der Tod des säumigen    Spähers    und des    früheren Höflings
    bekümmerte ihn zwar    wenig; auch fühlte    er sich    nicht dafür
    verantwortlich. Sie hatten versagt, und der Tod war die gewöhnliche Strafe für ein solches Versagen. Auch den vier Kadavern trauerte er nicht nach. Sklaven wurden geboren, um geopfert zu werden;    aber er    empfand    es als    persönliche
    Schmach, daß eine seiner Sklavinnen schwach gewesen war und aufgeschrien hatte, als ihr Mann zu Oro geführt wurde. Tamatoa betrachtete eine vernünftige Zahl von Opfern als das einfachste Mittel, einen steten Zustrom göttlicher Macht zu erhalten. Aber ihn beunruhigte die Tatsache, daß die Zahl der Opfer, die bei einer Versammlung dargebracht werden sollten, auf neun festgesetzt worden war, abgesehen von den andern, die der Lauf der Dinge an diesem Tag noch fordern würde. Bora Bora war keine große Insel. Seine Männer waren gezählt. Und wenn sie bisher ihre Freiheit bewahren konnten, so war das dem überlegenen Mut dieser Männer zu danken. Der König fagte sich: »Ist diese plötzliche Bekehrung zu Oro am Ende ein Plan der schlauen Leute von Havaiki, die meine Insel entvölkern und durch List erreichen wollen, was ihnen im Kampf nicht gelang?« Und noch eine weitere Folgerung erschreckte ihn: »Glaubst du, daß die Priester von Havaiki unseren Hohepriester dadurch verlockt haben, daß sie ihm eine Beförderung versprachen, wenn er Teroro und mich beseitigt hat?« Da faßte er zum erstenmal seine Verwirrung in den Worten zusammen: »König zu sein ist schwer, wenn die Götter wechseln.« Teroro sah die Dinge einfacher. Er war wütend. Seine Gedanken waren auf einen Zweck gerichtet: Den Tod der Sklaven konnte er verschmerzen, denn das war das Gesetz, das auf den Inseln galt. Aber die besten Krieger Bora Boras aus keinem anderen Grund hinzurichten, als um einem neuen Gott gefällig zu sein, das war offensichtlich nicht in Ordnung

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