Hawaii
zwanzig Zentimeter im Durchmesser hatte, in so aufreizend schnellen Wirbeln geschlagen, daß ein Mann ihrem Zwang kaum widerstehen konnte. Größere Trommeln fielen ein, und bald begann ein anderer von Teroros Männern mit einem dunklen Havaiki-Mädchen zu tanzen und unter den zotigen Rufen der lüsternen alten Frauen hinter den Büschen zu verschwinden. Ein solcher Inseltanz wurde sinnlos, wenn nicht auf seinem Höhepunkt Mann und Weib so sehnsüchtig nacheinander verlangten, daß sie in die Umarmung getrieben wurden.
Teroro allein wurde von dem Geheimnis und der Freude dieser Nacht nicht ergriffen. Er blickte nicht einmal auf, als eine der Frauen rief: »Ich wußte doch immer, daß mit den Männern von Bora Bora nichts anzufangen ist. Tetua, tanze hinüber und sag mir, ob er was kann.« Ein zauberhaftes junges Mädchen tanzte fast über Teroros Zehen und strich mit ihrem Körper dicht an ihm vorüber. Als er sie unbeachtet ließ, lief sie lachend in den Feuerkreis zurück und rief: »Er kann nichts!« Das Gekicher der alten Weiber übertönte die Trommeln: »Ich wundere mich nur, wie sie in Bora Bora Kinder bekommen. Da müssen schier Männer von Havaiki nachts hinüberschwimmen.«
Bei diesem Spott mußte Teroro gegen seinen Willen lächeln; denn die Inselbewohner lieben den scharfen Witz und freuen sich darüber, auch wenn er gegen sie gerichtet ist. Als die alte Sängerin sah, daß sie Teroros Gleichgültigkeit gebrochen hatte, rief sie leidenschaftlich: »Auweh! Wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre, könnte ich dir zeigen, wozu die Männer da sind!« Als die Menge jubelte, rief sie: »Ich kann es auch jetzt noch!« Und sie begann einen übertriebenen Hula. Ihr weißes Haar flatterte in der Nacht, und ihre Hüften wurden von der Erinnerung an vergangene Heldentaten der Liebe in Bewegung gebracht. So kam sie auf ihn zu und hätte wer weiß was für Possen mit ihm getrieben, wenn nicht in diesem Augenblick ein angesehener Häuptling Havaikis, der dicke Tatai, der den Tempel hütete, hinzugetreten wäre und ruhig gesagt hätte: »Wir möchten, daß du mit uns ißt, Teroro.« Er führte den jungen Königssohn von dem Feuer fort, aber das bissige Mundwerk der Alten scholl ihnen nach: »Oh, jetzt verstehe ich alles. Er liebt die Männer.«
Der dicke Tatai lachte und sagte: »Nur der Tod bringt dieses
Weib zum Schweigen.« Er führte Teroro an den Rand des Dorfes zu seinem ausgedehnten Familienanwesen, das auf drei Seiten von mannshohen Felsen umschlossen war und sich nur nach dem Ozean öffnete. Als er die Umfriedung betrat, sah Teroro in der Düsternis der Nacht acht oder neun Grashütten und vermochte sie wohl zu unterscheiden: Das Hauptschlafhaus, das Frauenhaus, die Frauenküche und die verschiedenen Wohnungen der Lieblingsfrauen des Häuptlings. Tatai führte seinen Gast zu dem Bezirk der Männer, und dort war unter dem Mondlicht und beim Gesang der Wellen das Mahl bereitet.
Teroro hatte kaum das heiße Schweinefett von seinen Fingern geleckt, als von einem Ende des abgeschlossenen Bezirks eine kleine Trommel, die mit Holzstöcken wie wild geschlagen wurde, ihr aufreizendes Klappern herübersandte, in das sich das stete Dröhnen größerer Trommeln mischte. - Warum macht sich Tatai die Mühe, mir ein Fest zu geben? fragte sich Teroro und schob die Reste fort. Er wanderte zu der Gruppe hinüber, die an einem Feuer saß und beobachtete beiläufig die Gestalten, die sich von den sanften Schatten der Nacht abhoben. Es waren Frauen der Häuptlinge Havaikis. Mit weniger rauhen Stimmen, als er sie auf dem Dorfplatz vernommen hatte, begannen sie, die sehnsüchtigen Weisen der alten Liebeslieder zu singen, und die Bitterkeit wich aus seinem Herzen.
»Wenn die donnernde Brandung Und der aufgehende Mond Und die schwankende Palme Und der hochfliegende Vogel Und der träge Fisch Alle von Liebe sprechen, So schreie ich in die Nacht: Wo bist du, Geliebte?«
Teroro sah, wie sich bei den Klängen dieser sehnsüchtigen Inselweise und im Rhythmus des Hula der Häuptlinge ein schlankes, schmalhüftiges Mädchen von vierzehn Jahren mit blauschwarzen Haaren, das bis zu den Knien herabfiel, auf ihn zubewegte. Sie wiegte sich sanft, und ihre dunklen Augen blickten zu Boden. Aber als der schmerzliche Gesang endete, hob sie die Finger ein wenig, um das Zeichen zu einem schnelleren Rhythmus zu geben, mit dem die Trommel sogleich begann.
Jetzt tanzte sie auf den Zehenspitzen. Ihre Knie und Ellbogen vollführten die seltsamsten
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