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Hawkings neues Universum

Hawkings neues Universum

Titel: Hawkings neues Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH und Co. <Stuttgart>
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das Aussortieren der passenden aus vielen möglichen Lösungen. Das mag für abgeschlossene Systeme mit wenigen möglichen Zuständen gelingen, nicht jedoch für realistische Systeme – nicht zuletzt wegen der quantenphysikalischen Verschränkung mit ihrer Umgebung.“ Das heißt, Schulmans Betrachtung könnte einfach zu grob sein, da er die Zustände durch makroskopische Parameter nur unvollständig charakterisieren kann. „Außerdem muss man annehmen, dass im kosmologischen Rahmen die Gravitation eine wichtige Rolle spielt.“ Daher stellt sich die Frage, ob die Anfangs- und Endbedingungen wirklich miteinander kompatibel sind. Zehs Rechnungen zeigen, dass dies viel schwieriger ist, als Schulmans Modell annimmt.
Paradoxe Gegenzeiten
    Wenn Bereiche mit gegenläufigen Zeitpfeilen miteinander wechselwirken können, ohne dabei ihre Zeitrichtungen zu zerstören, wäre im Prinzip eine Kommunikation zwischen ihnen möglich. Dadurch entsteht jedoch das klassische Problem der Zeitparadoxien. Und das versetzt Theoretische Physiker in Alarmbereitschaft.
    Angenommen, Alice sieht, dass Regen durch das geöffnete Fenster in Bobs Zimmer prasselt. Der Zeitpfeil bei Bob ist dem bei Alice entgegengesetzt, so dass für sie in Bobs Welt die Wirkungen vor den Ursachen kommen. Da Alice nicht möchte, dass Bobs neuer Teppich beschädigt wird, könnte sie ihm funken, er solle sein Fenster schließen. Wenn Bob den Rat empfängt und befolgt, bevor es bei ihm zu regnen beginnt, bliebe sein Teppich verschont. Doch hätte Alice dann überhaupt beobachten können, wie es in Bobs Zimmer regnet? Und wenn Bobs Fenster geschlossen gewesen wäre, hätte sie ihm keine Nachricht senden müssen. Aber dann wäre er nicht vom Regen gewarnt worden und hätte das Fenster offen gelassen, und Alice hätte von der Überschwemmung doch erfahren ...
    Solche Zeitparadoxien, die Ursache und Wirkung auf den Kopf stellen, sind eine fundamentale Bedrohung für die Ordnung des Universums – oder jedenfalls der Physik. Wissenschaftler haben daher nach Auswegen gesucht. Auch Lawrence Schulman, der mit seinen Computersimulationen für die Möglichkeit zeitverkehrter Kontakte argumentiert hat, will Zeitparadoxien nicht gelten lassen: Entweder sind wir vom Schicksal verdammt, keine Paradoxien erzeugen zu können – „in mathematischer Hinsicht gibt es dann einfach keine Lösung“. Das heißt, die Widersprüche existieren in der Natur gar nicht, weil zum Beispiel die Nachricht von Alice nicht durchkommt beziehungsweise Bob ihr nicht glaubt. Oder die Natur macht widerspruchsfreie Kompromisse: „Bob lässt das Fenster einen Spalt weit offen, weil er frische Luft haben möchte, und nimmt dabei in Kauf, dass sein Teppich ein bisschen feucht wird.“
    Aber ein solches Selbstkonsistenz-Prinzip, das auf den ersten Blick attraktiv ist und die Grundlage vieler origineller Science-Fiction-Erzählungen über Zeitreisen darstellt, wirft bei genauerer Betrachtung ebenfalls Probleme auf. „Es scheint dem Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik zu widersprechen. Alle irreversiblen Effekte, die bei Zeitparadoxien entstehen müssten, werden außer Acht gelassen“, kritisiert H. Dieter Zeh. Insofern ist die Widerspruchsfreiheit der Zeitreisen oft trügerischer Schein. Die Widersprüche werden hier nur versteckt, nicht beseitigt. „Für Schulmans Paradoxien ist dies natürlich trivial, denn er will den Zweiten Hauptsatz ja gebietsweise außer Kraft setzen. Dort geht es dann aber um die Konsistenz zweier entgegengerichteter Zeitpfeile unter realistischen Bedingungen, also um die Vereinbarkeit der Anfangs- und Endbedingungen. Vollständige Anfangsbedingungen würden die Endbedingungen freilich festlegen, wenn der Determinismus gilt.“
    Unter der Annahme, dass kein ominöser, antiphysikalischer Freier Wille existiert, argumentiert Zeh – wie es in einem anderen Zusammenhang auch Stephen Hawking tat – für die Unmöglichkeit von Zeitreisen und somit Zeitparadoxien: „Da Geometrie und Materie laut Albert Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie dynamisch miteinander verbunden sind, müssen Randbedingungen, die zu einem Zeitpfeil führen, auch die Zeitordnung schützen – also die Abwesenheit von Zeitschleifen garantieren, die laut Allgemeiner Relativitätstheorie im Prinzip möglich wären. Außerdem ignorieren die exotischen klassischen Raumzeiten mit geschlossenen Zeitkurven wie viele clevere Detektivgeschichten einfach den Rest der Wirklichkeit – in diesem Fall die

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