Head over Heels - Band 1 (German Edition)
nehme, ruhen seine Augen noch immer auf mir. Diesmal erkenne ich eine deutliche Regung – er ist entweder stinksauer oder es macht ihn scharf, mich ertappt zu haben.
„Der Drucker ist dort drüben.“ Ich weise in die Richtung, in der das Gerät steht, und hoffe, dies ist Erklärung genug.
William leckt sich über die Lippen, was in meinem Bauch komische Gefühle entstehen lässt.
„Danke, Rose.“ Seine Maske sitzt wieder perfekt. Ich kann nichts aus diesem Satz herauslesen. Sicher zieht er meinen Namen unnötig in die Länge, dies scheint ihm Spaß zu machen. Das Geräusch des Druckers ertönt im Hintergrund und als würde ich einen Schuss erwarten, zucke ich zusammen, was ihm ein leichtes Grinsen auf die Lippen zaubert. In einer fast schon göttlichen Pose schlendert er zum Drucker, schnappt sich die Unterlagen, kommt jedoch noch einmal zu mir zurück, um sie zusammenzuheften – wir besitzen in dieser Firma ja schließlich nur eine einzige Klammermaschine. Und als würde er solch rege Entgleisungen täglich erleben, reicht er mir den geborgten Gegenstand zurück, wobei ich demonstrativ aus dem Fenster sehe und ihn gänzlich ignoriere, bis er mein Büro verlassen hat.
Ich mache mich wirklich zum Idioten, denke ich, wütend auf mich selbst.
Endlich ist er weg. Noch drei Stunden! Ich hoffe nur, er braucht meine Hilfe nicht noch einmal an diesem Tag.
Ich fasse es einfach nicht. Reichen so wenige Worte aus, um mich verrückt zu machen? Doch vor allem, plant er dies alles oder geschieht es unabsichtlich – seinerseits? Vielleicht ist das einfach seine Art und Weise, auf Frauen zuzugehen. Prolo-Syndrom oder weiß Gott, was er hat. Vermutlich geht er davon aus, dass jede Frau auf diesem Planeten mit ihm vögeln möchte, verzichtet auf den netten Teil des Sichkennenlernens und stürzt sich gleich auf das Eingemachte. Als ich den Kopf an meine Nackenstütze lehne, bin ich mir jedoch nicht sicher, ob ich genügend Waffen für diesen Kampf zur Verfügung habe. Geschweige denn, für was ich überhaupt kämpfe. Sicher nicht für das Recht der Frau.
2. Kapitel
Ich sehe auf die Uhr am Bildschirm meines Computers – es ist bereits nach fünf. Ich bin eine Stunde länger geblieben als sonst. Der Grund dafür ist ganz einfach jener, dass ich mich komischerweise heute auf nichts konzentrieren konnte. Bennet kam zwar kein weiteres Mal, doch ich spüre seine Anwesenheit im angrenzenden Zimmer. Ich weiß, wie wenig Mr. Bennet Unachtsamkeit und Fehler ausstehen kann, und fahre den Computer schnell herunter. Nachdem ich meinen Blazer wieder angezogen und mir meine Tasche geschnappt habe, verlasse ich das Büro. Debby, die Empfangsdame, ist bereits nach Hause gegangen, deshalb ist es still in der Chefetage. Mit dem Aufzug fahre ich ins Erdgeschoss, grüße im Hinausgehen Louis, den Sicherheitsmann, dann stürze ich mich ins Gedränge, das wie immer um diese Zeit in der Broad Street herrscht.
In einer langen Schlange schieben wir uns alle gleichzeitig in Richtung Liverpool Street, von wo aus ich mit der Tube heimfahre. Auch am Bahnhof Liverpool Street ist die Hölle los und ich erwische gerade noch die Bahn in Richtung Epping. Die ist zwar auch rappelvoll, doch ich mag nicht noch länger warten.
Die Fahrt dauert kurz, nur sieben Stationen, und ich bekomme sogar einen Sitzplatz – ein Wunder. Obwohl der Tag heute ruhig war, wir hatten keine wichtigen Meetings oder Besprechungen, die ich vorbereiten musste, was Mr. Bennet ausdrücklich angeordnet hat, da er seinem Sohn den Einstieg so leicht wie möglich machen wollte, ruht mein Kopf müde an der Glasscheibe. Schemenhaft nehme ich die Leute um mich herum wahr. Immer wieder kommt mir William Bennet in den Sinn. Als würde er mich verfolgen. Dabei weiß ich gar nicht, was ich an ihm gefressen habe. Er ist weder besonders nett zu mir, noch ist er außergewöhnlich unfreundlich. Eigentlich hat er mich so behandelt wie vermutlich jeden anderen auch. Warum setzen sich in meinem Kopf dann nur solche Hirngespinste fest? Vielleicht sollte ich Naomis Rat befolgen und am Samstag wirklich zu der Geburtstagsfeier gehen, mich volllaufen lassen und mit irgendeinem Kerl in die Kiste springen.
Besser als dieses Hinwarten, was mit meinem untreuen On-Off-Freund wird, ist es allemal.
Denn Taylor, besagter On-Off-Freund, ist schuld daran, dass ich in dieser Bahn sitze und nicht zu mir nach Hause, sondern zu meiner Schwester fahre. Meine große
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