Head over Heels - Band 1 (German Edition)
es. Mit verschränkten Armen steht er vor meinem Schreibtisch, auf dem an diesem außergewöhnlichen Tag gehörige Unordnung herrscht. Seine Augen schweifen zwar einen Moment lang über das Chaos, doch kurze Zeit später ruhen sie wieder auf meinem Gesicht, welches sich in eine steinerne, schutzsuchende Maske verwandelt hat. Wir sehen uns an und wieder ist da diese unterschwellige Spannung. Als würde sich die Luft aufladen, kaum dass wir uns im selben Raum befinden.
So aufrecht, gerade und vor allem sexy steht er vor mir. Langsam lasse ich meine Augen nach unten gleiten – ich ahne Prächtiges unter dieser braven Verkleidung, die ihn wohl in der Masse verschwinden lassen soll. Doch bei aller Liebe zum Detail, das würde ihm niemals gelingen.
„Mr. Ju... Bennet“, stottere ich und versuche, mir die Bilder von ihm in eindeutigen Posen aus dem Kopf zu schlagen. „Kann ich etwas für Sie tun?“
„Ja, das können Sie“, erwidert er selbstsicher und gelassen, was mir die Röte noch mehr ins Gesicht treibt. Rose, du bist fast vierundzwanzig Jahre alt, also benimm dich auch so!
„Und das wäre?“, frage ich, als er mich immer noch anstarrt.
„Könnten Sie mir bitte die Zahlen der Baufirma besorgen? Ich möchte einen Blick auf die Finanzierung werfen“, befiehlt er knapp und stellt sich hinter mich.
„Ich weiß aber nicht, ob ich von meinem Benutzerkonto aus Zugriff auf die Daten habe. Ansonsten kann ich in der Buchhaltung nachfragen, ob noch Belege existieren.“ Ich muss mich umdrehen, um ihm in die Augen sehen zu können. Wieder verfluche ich diese verdammte H&M-Bluse, die einen fabelhaften Blick auf meine beiden Prachtstücke bietet.
„Aber ich kann von meinem Account zugreifen?“, will er wissen.
„Ich denke schon.“
Einen Moment scheint er etwas mutlos zu sein, dann arbeiten seine Gehirnwindungen wieder. „Kann ich kurz Ihren Computer benutzen?“
Auf der Stelle mache ich meinen Platz frei. Hier werden gerade Meilensteine gesetzt, denke ich, während er sich herabbeugt. Mr. Bennet ist mir nie so nahe gekommen wie sein Sohn jetzt und hat auch niemals meinen Computer benutzt. William tippt sein Passwort ein und schon ist er angemeldet. Nun ist die Macht auf meinem Computer, denke ich und lächle.
Ich habe zwar keine Ahnung, ob er sich mit dem Programm auskennt, und wenn nicht, ob er mich um Hilfe bitten würde, aber als ich sein Profil sehe und wiederum das Aftershave rieche, ist mir alles andere egal. Er könnte das Konto unter meinem Namen plündern, ich würde nichts unternehmen, um ihn aufzuhalten.
Seine Lippen faszinieren mich. Die Oberlippe ist dünn und kaum auszumachen, die Unterlippe voller, doch die Sturheit ihres Besitzers macht sich sogar dort bemerkbar. Seine Nase ist gerade und schmal, seine Augen sind groß und seine Wimpern lang. Sehr lang und sehr vorteilhaft für einen Mann. Sein braunes Haar ist ordentlich gekämmt, perfekt und akkurat geschnitten. Ein wenig Gel scheint er verwendet zu haben, doch ansonsten wirkt es natürlich.
Mein Blick bleibt an seinem Oberkörper haften. Starke Arme befinden sich nur wenige Zentimeter neben mir. Auch ihm scheint heiß zu sein, da er seine Jacke abgelegt hat und nur in Hemd und Krawatte vor mir steht. Das Hemd ist ein Designerstück, daran besteht kein Zweifel. Es sitzt eng und ist wie für ihn gemacht. Wie so vieles auf der Welt, stelle ich etwas neidisch fest.
Er scheint die Datei gefunden zu haben und öffnet sie. Es sind mehrere Seiten, daher scrollt er nach unten.
Auch ich scrolle nach unten, oder besser nach hinten. Selbstverständlich finde ich auch seinen Arsch toll. Stramm und fest – wie erwartet. Wäre ich betrunken, sehr betrunken, oder geisteskrank, würde ich ihn kneifen. Dies ist eindeutig ein Hintern, der gekniffen werden soll. Kaum habe ich meinen Scan beendet, drängt sich ein Bild in meinen Kopf, das ihn nackt zeigt. Der stramme Hintern, die feste Brust – er geht sicher ins Fitnessstudio, jedenfalls betreibt er regelmäßig Sport. Denn nirgendwo zeichnet sich ein Fettpölsterchen ab.
Ich hebe meinen Blick wieder und sehe ihm direkt in die Augen. Mein Atem stockt, ich beginne zu schwitzen und laufe rot an. Oh Gott, kann es noch schlimmer werden? Mein Chef hat mich gerade dabei erwischt, wie ich ihm auf den Arsch glotze. Ich schließe für einen Moment die Augen, nicht zuletzt, um das eben aufgetauchte Bild aus dem Kopf zu bekommen. Als ich sie wenig später wieder öffne, keine Ahnung, woher ich die Kraft dazu
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