Head over Heels - Band 1 (German Edition)
Und auch als ich mich zu meinem Sessel begebe, folgen mir seine Augen. Ich schlucke und versuche, den Kampf zu gewinnen. Wer wird zuerst wegsehen?
„Sie trinken doch Rotwein?“, unterbricht Lisa unser gegenseitiges Ringen um die Vormachtstellung.
Er lenkt seine Aufmerksamkeit auf meine Schwester, die den Wein ausschenkt. „Aber natürlich. Machen Sie sich nur keine Umstände! Ich kann nicht lange bleiben.“
Ach ja, sein Treffen mit Miss Hope. Ich beiße mir auf die Zunge, um den Grund seines Termindrucks für mich zu behalten. Immerhin will ich Lisa und Frank nicht in Verlegenheit bringen.
Nachdem Frank die Gläser ausgeteilt hat, nehmen alle einen Schluck. Ich einen größeren, als sich schickt – das brauche ich jetzt.
Die nächsten Minuten lausche ich den beiden Männern, die uns die wildesten Geschichten aus ihrer Zeit in Eton erzählen. Wobei mich überrascht, woher Franks Eltern das Geld genommen haben, um ihrem Sohn eine derart teure Schule zu finanzieren. Als wir im Jahr 2012 ankommen und Bennet erklärt, welche Neuerungen er in der Firma einführen will, horche ich gespannt auf. Immer wieder sieht er mich an, als erwarte er jeden Moment Widerspruch. Doch ich kehre meine beste Seite hervor und schweige. Er erzählt von Begegnungen mit anderen Junior-Geschäftsführern, die ihre Aufgabe hervorragend meistern, und dass er es ebenso gut hinbekommen will. Ich erkenne die Entschlossenheit hinter diesen Worten und glaube tatsächlich, dass er es schaffen wird. Er ist stark und hat er sich etwas in den Kopf gesetzt, dann will er es auch haben.
„Und mein Vater hat mich nicht enttäuscht, als er mir von Roses Kompetenz erzählte“, beendet er den Vortrag über die besten Mitarbeiter der Firma. Mich wundert wirklich, dass ich in dieser Liste vorkomme.
Lisa zwinkert mir verschwörerisch zu und ich weiß, in welche Richtung ihre Gedanken gerade wandern.
Bennet leert sein Glas und sieht zur Wanduhr. Halb sieben. Er muss sich beeilen, um den Termin mit Miss Hope nicht zu verpassen. Wir wollen doch nicht, dass die Ärmste auf ihn warten muss.
„Darf ich Ihnen nachschenken?“, fragt Lisa schüchtern.
„Nein danke, sehr freundlich, aber die Arbeit ruft.“
„Du arbeitest heute noch?“, will Frank wissen.
Ich bitte dich, denke ich und umfasse die Lehne. Miss Hope zu vögeln ist doch keine Arbeit. Sie wird sich ihm bereitwillig anbieten.
„Nur ein Essen. Vielleicht können wir auch einmal ein Abendessen einrichten. Tut gut, mit einem alten Freund zu plaudern“, sagt er zu Frank gewandt.
„Ja, mich würde es auch freuen.“
„Wie sieht es diese Woche aus? Ich fürchte, die nächsten werden stressiger.“
Lisas Augen beginnen zu leuchten und ich kann mir denken, wie sie sich bereits in einem teuren Restaurant sitzen sieht. Sie wird an diesem Tag unausstehlich sein, da sie nicht wissen wird, was sie anziehen soll, was sie reden soll, was sie …
„Donnerstag?“, schlägt Bennet mit Blick auf sein iPhone vor.
Frank schaut zu Lisa, die bedauernd den Kopf schüttelt. „Diese Woche haben wir keinen Babysitter. Laura ist auf einem Schulausflug.“
„Ich kann doch aufpassen“, mische ich mich ein.
Bennet sieht mich nahezu enttäuscht an, ehe er zu Frank und Lisa blickt, die beide enthusiastisch verneinen. „Du wirst doch mitkommen. Ich will nicht, dass du dich einsperrst. Wie lange warst du schon nicht mehr weg? Nein, ich werde schon jemanden finden“, plappert Lisa drauf los und bedenkt gar nicht, dass sie Bennet gerade in mein tristes, einsames Leben eingeweiht hat. Während er vermutlich von Party zu Party springt.
Er wird sich kaputtlachen.
„Dann Donnerstag. Vier Personen?“, nagelt Bennet mich fest.
Völlig überfahren merke ich, wie Lisa und Frank zustimmen und mich immer tiefer in den Sumpf ziehen, aus dem ich doch eigentlich fliehen will.
„Ich werde Ihnen morgen die Lokalität und die Uhrzeit nennen, Rose.“
„In Ordnung“, murmle ich und habe das Gefühl, dass ich an diesem Abend nichts runterbringen werde.
Bennet erhebt sich und verabschiedet sich. Zuerst von Lisa, dann von Susi, die nun etwas mehr Vertrauen zu ihm gefasst hat, da sie sogar lächelt, kaum zu glauben, aber seine Wirkung macht sogar vor kleinen Mädchen nicht halt. Zuletzt kommt er zu mir. „Gute Nacht, Rose. Schlafen Sie gut“, sagt er so leise, dass nur ich es verstehe, nimmt dabei meine Hand und drückt sie leicht.
„Viel Spaß mit Miss Hope“, entgegne ich und versuche so, die Gefühle, die seine
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