Head over Heels - Band 1 (German Edition)
oder ist die Wohnung von mir und meinem Ex-Freund. Wir haben noch ein paar Dinge zu klären, ehe ich wieder einziehe oder unsere Lebensgemeinschaft auflöse.“
Rose, du hättest es nicht besser ausdrücken können. Es klingt … vernünftig und erwachsen. Keine Tränen, kein Betrug, kein Herzschmerz. Als hätten wir uns einfach auseinandergelebt.
„Und wovon machen Sie Ihre Entscheidung abhängig?“
Da wir bei einer Ampel halten müssen, sieht er mir direkt in die Augen und ich muss arg an mich halten, um ihm nicht die ganze Geschichte auf die Nase zu binden. Doch da wir höchstens zwanzig Minuten unterwegs sind, ich nicht vor ihm heulen will und ihm das Ganze sowieso am Arsch vorbeigeht, entscheide ich mich für eine kleine Notlüge. „Ich brauche einfach Zeit zum Nachdenken und um herauszufinden, ob ich ihn vermisse. Wenn ja, dann stehen die Chancen für ihn gut. Das ist alles.“
Er nickt und scheint mir zu glauben. „Wie lange leben Sie schon bei Ihrer Schwester?“
Verdammt. „Rund zwei Monate.“
Sein Grinsen lässt mich meine Hände zu Fäusten ballen. Ja, ja, ja, Mr. Bennet hat mich also durchschaut. Kann ihm doch egal sein, wie ich lebe, denke ich schmollend.
„Sie scheinen ihn aber nicht gerade schmerzlich zu vermissen. Zwei Monate können lang sein, wenn man getrennt ist und sich doch so sehr liebt.“
„Sprechen Sie aus Erfahrung?“, kontere ich schnell.
Wollen wir doch mal in Mr. Bennets Leben herumstochern.
„Ich? Gott behüte! Ich bin froh, wenn ich mir über solche Dinge nicht den Kopf zerbrechen muss. Verstehen Sie mich nicht falsch, Rose, aber Frauen sind in dieser Hinsicht komplizierter als Männer.“
Frauenfeind, denke ich und werfe ihm einen bösen Blick zu. „Glauben Sie, man kann Frauen und Männer in solch simple Schubladen stecken? Frauen sind Heulsusen, rennen einem nach und wollen immer nur Liebe, Beziehung und Hochzeit, während Männer die ‚Vernünftigen’ sind, schnell und gut leben wollen und Frauen nur ausnutzen und es als die normalste Sache der Welt erachten, sich anderweitig zu vergnügen.“
Er lacht herzhaft auf, was nicht dazu beiträgt, dass ich mich beruhige. „Klingt plausibel“, setzt er dem Ganzen die Krone auf.
Eine Zeit lang ist es still, ich sehe aus dem Fenster und hoffe, dass wir bald da sind. Eigentlich hatte ich die Fahrt ja nutzen wollen, um mich in seine Psyche hineinzudenken. Mehr von ihm zu erfahren. Ich bin nicht klüger geworden, aber er hat mich seziert wie einen Frosch. Und nun kann er frei auf mein Herz sehen, welches zu explodieren droht.
„Dann hat er Sie also betrogen?“, setzt er der Stille ein Ende.
Ich schreie fast auf, da mich diese Erkenntnis so sehr trifft.
„Ich habe es mir gedacht, weil Sie sagten, ein Mann dürfe sich anderweitig vergnügen und findet das nicht weiter schlimm.“
„Ich meinte damit aber eher Sie“, fahre ich ihn an.
„Und mit der Heulsuse, die nur Liebe und Beziehung will, sich selbst?“
Rose, beruhige dich, denke ich und atme flach. Er dreht dir eben jedes Wort im Mund um. Das tut er doch die ganze Zeit. Also such dir eine Wunde und bohr darin herum. Aber als ich ihn ansehe, kann ich einfach keine Wunde entdecken. Er ist so stolz, hübsch, reich, charmant – na ja, meistens. Irgendeine Leiche musste doch auch William Bennet im Keller haben! Und ich würde sie ausgraben, mit Spaten und Schaufel in der Hand.
„Es tut mir leid, Rose. Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist“, entschuldigt er sich und ich nehme es ihm komischerweise tatsächlich ab. „Wenn Sie meine Meinung zu der Sache hören wollen, als männliches Pendant sozusagen, dann vergessen Sie den Kerl.“
Mischt sich mein Boss gerade wirklich in mein Liebesleben ein, oder träume ich?
Hier werden gerade Grenzen überschritten, die dem Arbeitsamt sicher nicht gefallen dürften.
Er sieht zu mir, als suche er in meinem starren Gesicht nach einer Regung. Nun bin also ich diejenige, die zu Stein erstarrt ist. „Da Sie mit ihm zusammenleben, dürfte es schon ziemlich ernst gewesen sein. Also keine kurzfristige Affäre. Wenn ich mich mit einer Frau auf so etwas einlassen würde, dann meine ich es ernst. Es wird Sie zwar überraschen, das lese ich in Ihrem Gesicht, aber selbst für mich wäre Monogamie in einer Beziehung wichtig.“
„Überraschen?“, frage ich sarkastisch. Mein Weltbild wird gerade auf den Kopf gestellt. Doch er betonte auch, wenn er eine Beziehung haben sollte, was in diesem Leben wohl nicht mehr der
Weitere Kostenlose Bücher