Head over Heels - Band 1 (German Edition)
vom Schreibtisch weg und drehe mich in Richtung Fensterfront.
Ich habe nicht gedacht, dass es mich so erschüttern würde. Er war ein Arschloch. Er ist ein Arschloch. Du hast etwas Besseres verdient, kommen mir William Bennets Worte in den Sinn. Habe ich das?
Mittlerweile bin ich an dem Punkt angekommen, an dem ich nicht mehr denken kann. Ich zittere am ganzen Körper. Mein Atem wird immer wieder von Schluchzen unterbrochen. Im nächsten Moment klopft es an die Tür. Jegliche Farbe weicht aus meinem Gesicht. Als es wieder klopft und ich William meinen Namen rufen höre, überlege ich, ob es sinnvoll ist, mich tot zu stellen. Vielleicht nicht tot, aber so tun, als sei ich nicht hier. Doch sicher hat ihm Debby gesagt, dass er mich im Büro antrifft. Oder er hat mein Türenschlagen gehört. Im schlimmsten Fall hat er mein Weinen vernommen.
„Rose, alles in Ordnung?“, hakt nun auch Debby nach.
Ich beiße die Zähne zusammen, hole tief Luft und bemühe mich, mit kräftigem, konstantem Tonfall zu sprechen. „Alles in Ordnung. Mir geht es gut.“
Nicht schlecht, denke ich stolz, da man meinen Gemütszustand kaum ausmachen kann.
„Ich muss Sie kurz sprechen.“ Bennet, der steht immer noch draußen?
„Können Sie später noch einmal kommen? Ich ... ähm … telefoniere gerade.“
Eine Notlüge, nur eine klitzekleine Notlüge. Die darf man sich doch wohl erlauben.
Doch Bennet scheint sich nicht darum zu kümmern. Er reißt die Tür auf, wobei ich einen Blick auf Debby erhasche, die mich mit großen Augen ansieht, ehe Bennet meinen einzigen Fluchtweg mit seinem Körper versperrt. Ich sollte mich eigentlich umdrehen, doch ich erstarre. Mein Gesicht muss fürchterlich aussehen. Rot, geschwollen, überall verlaufene Schminke. Doch was soll´s. Einmal am Tiefpunkt angekommen, sollen sich doch alle an meinem Leid ergötzen.
„Rose, um Himmels willen. Was ist passiert?“, fragt er und kommt auf mich zu.
„Nichts. Gar nichts.“ Ich will stark sein. Ihn so wenig wie möglich ansehen, doch unter seinen Blicken löse ich mich auf. Ich verliere meine Contenance und beginne wieder zu weinen. Die Hände schlaff an seinem Körper nach unten baumelnd, den Kopf leicht schief gelegt und zum ersten Mal richtig menschliche Gefühlsregungen ausstrahlend, beobachtet William mich. Fast so, als würde er überlegen, ob er näher kommen soll oder nicht. Beißt sie? Kratzt sie?
„Meine Nase läuft.“ Es ist der dümmste Satz, der mir einfällt.
„Hier“, flüstert er, reicht mir ein Taschentuch, kommt dabei um den Tisch herum und kniet sich vor mich hin. „Hat Ihnen jemand etwas angetan?“
Ich schüttle zwar den Kopf, empfinde es jedoch als unaufrichtig. „Oder doch. Ich weiß es nicht.“
Bennet scheint zwar nicht überfordert zu sein, trotzdem merke ich die Spannung, die auf seinem hübschen Gesicht liegt. Am liebsten würde ich mich ihm an den Hals zu werfen, um mir den Kummer von der Seele zu heulen. Doch ich bezwinge den Impuls und konzentriere mich auf meine Atmung. Langsam bekomme ich sie wieder unter Kontrolle. Mein Puls rast zwar noch immer, aber nach und nach fange ich mich.
„Atmen Sie ruhig. Wollen Sie etwas trinken?“
„Nein danke.“
Er sieht auf meine Hände, die auch diesen Baumwollfetzen zerlegen – eine alberne Angewohnheit. Dann nimmt er meine Finger zwischen die seinen, streicht sanft darüber und es hilft, ich merke, wie sich die letzte Verkrampfung löst. „So ist es besser“, flüstert er. „Wer hat Ihnen etwas getan?“
„Nicht in dem Sinne. Ich hatte nur eine Auseinandersetzung. Es geht schon wieder – Flugzeug unter Kontrolle.“ Oh Gott, versuche ich gerade, witzig zu sein und aus meinem Leben eine Satire zu machen?
„Die Maschine sieht aber noch ziemlich mitgenommen aus.“
Er hat vermutlich recht. Ich muss wie eine Mischung aus Graf Dracula und Scream wirken. „Reden Sie.“
„Ich habe mich gerade mit Taylor, meinem Freund, also Ex-Freund, getroffen und mit ihm Schluss gemacht. Das war´s.“
Bennet sieht mich schief an und scheint wütend zu sein. Ich hoffe, nicht auf mich, weil ich wegen dieser Kleinigkeit, die es für ihn sicher ist, ein solches Theater mache. Reflexartig will ich ihm meine Finger entziehen, doch er klammert sich daran, als wäre er derjenige, der Hilfe benötigt. „Das war eine sehr kluge Entscheidung, Rose. Hat er Sie betrogen?“
Einen Moment glaube ich wieder, über die Klippe zu stürzen. Atmen. Atmen, sage ich mir vor. So gelingt es mir dann
Weitere Kostenlose Bücher