Head over Heels - Band 1 (German Edition)
uns.“
„Und?“, bohrt sie nach.
„Und was? Warum wollen alle wissen, wie er ist? Und ja, falls du mich das auch fragen möchtest, er ist attraktiv.“
Blitzartig dreht sie sich zu mir um. „Eine gute Partie“, meint sie augenzwinkernd.
„Keine gute Partie. Er ist mächtig, reich, verwöhnt, Silikonimplantate gewohnt und aus Stein. Ich kann keine Regung an ihm erkennen.“
„Es wird schon alles gut. Er ist auch nur ein Mensch. Vielleicht war er nur nervös.“
Ich bezweifle zwar, dass dieser Begriff in William Bennets Wortschatz existiert, aber Lisa mit ihrem mütterlichen Gehabe kann ich nicht widersprechen. Und vielleicht hat sie sogar recht.
„Bei mir löst sich das Problem leichter, aber was ist mit dir?“ Ich deute auf den Laborbefund. Sofort treten ihr Tränen in die Augen und sie setzt sich zu mir.
„Er kam heute. Ich dachte, wir hätten noch eine Chance auf ein Baby.“
„Weiß Frank schon davon?“
„Nein. Er und Susi sind einkaufen gegangen. Rose, es ist nicht so, dass mir Susi nicht reicht. Ich meine, ich kann mich überhaupt glücklich schätzen, dass wir sie haben. Dr. Berg meint, es sei ein Wunder, dass es bei ihr damals geklappt hat. Ich will einfach nicht undankbar klingen.“
Ich springe auf und reiche ihr ein Taschentuch, dann setze ich mich auf ihren Schoß, fühle mich dabei seltsamerweise in die Vergangenheit zurückversetzt. Wie damals, als wir noch Teenager waren und uns über Kleinigkeiten den Kopf zerbrachen. Dann waren wir auch füreinander da und sei es, dass wir uns nur gegenseitig gehalten haben. Manchmal reichen Gesten aus, um Seelen zu heilen.
„Lisa, du klingst doch nicht undankbar“, versichere ich ihr und streiche ihr dunkles Haar, welches sie so sehr von mir unterscheidet, zurück. „Es tut mir so leid.“ Mehr will nicht über meine Lippen kommen. Außerdem habe ich das Gefühl, dass Lisa keine tröstenden Worte, sondern jemanden braucht, der ihr einfach nur zuhört.
Sie schnäuzt sich und knüllt das Taschentuch zusammen. „Es gibt immer Lösungen – Adoption, Hormone. Dr. Berg hat eine Hormontherapie empfohlen. Doch hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Und eine Adoption ist vermutlich genauso schwer, wie auf natürlichem Wege schwanger zu werden.“
Ich drücke sie an meine Brust und streiche weiterhin über ihre Haare. Langsam ebbt das Schluchzen ab und auch ihr Atem wird ruhiger. „Ich liebe dich so, Lisa. Und ich hoffe, dass alles gut wird. Ich wünsche mir so sehr, dass ihr noch ein Baby bekommt. Doch bitte, Lisa, du musst auch unbeschwert an die Sache herangehen. Ich bin bei Gott kein Arzt, aber du kennst Papa und der ist einer, und du weißt, was er immer gesagt hat.“ Mein Vater redet gern und viel über seinen Beruf – er ist Tierarzt mit Leib und Seele. Was bei einem Tier hilft, hilft beim Menschen auch, behauptet er starrköpfig. Was uns regelmäßig komische Momente beschert.
Sie kichert und küsst mich auf die Wange. „Nur dass ich keine Kuh bin“, sagt sie und streckt mir die Zunge heraus.
Ich lache ebenfalls, doch gleich darauf weinen wir gemeinsam. Ich wegen meiner Einsamkeit und wegen Lisa, die mir so leidtut, aber auch aus Freude, dass wir uns immer wieder so gut verstehen. Dass das häufig auf Kosten unserer Familie geschieht, setzt dem Ganzen die Krone auf. Sollte ich irgendwann, aus Geldmangel vielleicht, Komikerin werden, verfüge ich über genügend Stoff, um Stadien zu füllen.
Wä hrend sich Lisa die letzten Tränen aus dem Gesicht wischt, stehe ich auf und decke den Tisch. Fast schon Routine in meinem aus den Fugen geratenen Leben.
Das Haus hat zwar ein separates Esszimmer, doch wenn wir nur zu viert sind, essen wir in Lisas Traumküche, wie sie diesen Raum bezeichnet. Lisa hatte immer schon ein Händchen für Farben und Dekoration, was sich auch an dieser Küche zeigt. Für meinen Geschmack gibt es zwar ein wenig viel Türkis, doch ansonsten ist das Ganze recht ansehnlich.
Kaum haben wir den Tisch gedeckt, kommen auch schon Susi und Frank vom Einkaufen zurück. Susi stürmt in die Küche, drückt zuerst ihrer Mama einen Kuss auf die Lippen, dann mir.
„Hallo, Tante Rosie, wir waren einkaufen und Papa hat mit einer Frau gestritten“, berichtet sie mir die wichtigsten Ereignisse. Sie will sich bereits hinsetzen, folgt aber den bösen Blicken ihrer Mutter und huscht doch noch ins Bad zum Händewaschen.
„Du hast dich mit einer Frau gestritten?“, erkundigt sich Lisa, als Frank, vollgepackt mit Tüten,
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