Head over Heels - Gaby Band 1 (German Edition)
braven Geschäftsführer gereift, der nebenbei im Begriff steht, sich ernsthaft an eine Frau zu binden. Nun bin wohl ich das schwarze Schaf der Familie Bennet.
Meine Mutter seufzt . „Denkst du, ich habe mir die Art und Weise ausgesucht, wie wir heute leben? Denkst du nicht, ich hätte euch Kindern viel Leid erspart, wenn es in meiner Macht gestanden wäre?“
„Du vergleichst Äpfel mit Birnen“, brumme ich und nehme einen Schluck Wein, der eine angenehme Süße in meinem Mund verbreitet. „Wieder einmal soll ich auf die Erfüllung meiner Wünsche und Träume verzichten, weil mein Vater sich wie ein Schwein benommen hat und wir nun alle stillhalten müssen, damit bald Gras über die Sache gewachsen ist. Er ist dein Problem. Nicht ich. Du beschäftigst dich immer nur damit, was die Leute denken, vergisst aber völlig, was deine Tochter möchte. Und wenn du wirklich nur mein Bestes im Sinn hast, dann versuche einfach, mir keine Steine in den Weg zu legen.“
Der Verlauf des Gesprächs hat längst eine Richtung genommen, die mir überhaupt nicht gefällt. Weg von meinen Zukunftsplänen hin zum Leben meiner Mutter. Zu einem unzufriedenen Leben. Daraus macht sie kein Geheimnis – zumindest nicht mir gegenüber.
„Ich habe das G efühl, mich ständig im Kreis zu drehen. Immer wieder muss ich das machen, was die Leute von mir erwarten. Ich bin keine Maschine. Ich möchte endlich ich selbst sein.“
„Gaby“, redet Mutter sanft auf mich ein. „Niemand verlangt Unmenschliches von dir. Niemand. Es geht doch nur darum, dass du dich nicht kopfüber in ein dummes Abenteuer stürzt, das du später bereust. Ich liebe dich doch.“
„Das hilft mir auch nicht weiter .“ Meine Worte müssen ihr Herz durchbohren. Doch sie versteht es nicht anders. Manchmal muss ich ihr mit aller Brutalität vor Augen führen, was ich möchte.
Jetzt gelingt es auch meiner Mutter nicht mehr länger, die aufkeimende Wut hinter der gutbürgerlichen Fassade zu verstecken. Sie schließt die Augen, schüttelt unwillig den Kopf und trommelt mit ihren Fingern ungehalten auf die Tischplatte. „Du bist stur und uneinsichtig. Was erwartest du als Antwort?“
„ Hallo? Noch einmal – ich bin erwachsen. Ich erwarte gar keine Antwort von dir. Geschweige denn brauche ich deine Zustimmung, wenn ich in meinem Leben eine Veränderung vornehmen möchte. Ich wollte dich lediglich über meine Pläne in Kenntnis setzen.“
„Dein Bruder wird ebenfalls wütend sein.“
„Soll er. Noch einmal – es ist nicht euer Problem. Ich bin seit geraumer Zeit volljährig, erledige meinen Einkauf selbstständig, kann kochen, putzen – kurz gesagt, ich bewältige meinen Alltag.“
Mich würde es nicht wundern, wenn man uns aus dem Restaurant wiese, was meiner Mutter bestimmt einen Schlaganfall bescheren würde. Doch ich bin zu aufgeregt, um mir Sorgen um andere zu machen.
Es ist wie immer. Mom wird ihre Meinung nicht ändern. Ich meine ebenfalls nicht. Irgendwann werden wir nur noch schweigen, um uns nicht gegenseitig an die Kehle zu gehen. Im Moment kann ich nur schwer an mich halten. Wie sie ihr Kinn nach oben schiebt, um mir ihre Willenskraft und Stärke zu demonstrieren! Ich pfeife darauf und trinke mein Glas leer.
„Auf m eine Unterstützung darfst du nicht zählen.“
Fassungslos starre ich sie an. Auf i hrem Gesicht hat sich ein siegessicheres Lächeln ausgebreitet, während sie sich erneut in die Speisekarte vertieft.
Sie ahnt, was in mir vorgeht. Nein, sie ahnt es nicht nur, sie weiß es. Vielleicht sogar besser als ich. Früher oder später werde ich meinen Ausbruchsversuch abblasen und wieder meine Rolle als braves Töchterchen spielen. So ist es doch immer gewesen, nicht wahr, Beverly?
Nicht dies es Mal. Dieses Mal wird deine kleine Gaby kämpfen. Nicht nur um ihre eigene Freiheit. Sie kämpft für alle Mädchen, denen die Bürde einer jahrhundertealten Familientradition auf den Schultern lastet. Sie kämpft für ein Leben, das viel zu lange von den Idealen der Mutter dominiert worden ist. Mit einem Vierteljahrhundert auf dem Buckel muss ich mich endlich dazu aufraffen, in die Fußstapfen des großen Bruders zu treten, das eigene Ding durchzuziehen und nicht irgendwann reumütig an Mutters Herd zurückzukehren.
Jedes Problem lässt sich mit der richtigen Menge an Kuchen, Torten und anderen Süßigkeiten, die zur Stimmungsaufhellung beitragen, lösen. Ein Leitsatz, den Ilka und ich bei jeder sich bietenden Gelegenheit in die Tat umsetzen.
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