Head over Heels - Gaby Band 1 (German Edition)
gegriffen, um auf die SMS mit der Adresse des Treffpunktes zu antworten. Nicht dass ich mich bedankt hätte – ich hatte vor abzusagen.
Mal ehrlich – was erhoffe ich mi r? Seine Läuterung? Eine Begegnung mit einem völlig anderen Menschen? Es ist schwer, Daniil in eine Schublade zu stecken. Er scheint mir unberechenbar und eigen zu sein. Es ist nicht einmal die Angst vor ihm selbst. Viel mehr gruselt es mich vor mir. Was ein einziger Gedanke im Kopf eines Menschen anrichten kann! Er kann dich dazu bringen, deine hart erkämpfte Selbstständigkeit aufzugeben.
Als ich meinen Kopf hebe und das Ladenschild über mir erblicke, sehe ich mich nach dem Taxi um, das mich hergebracht hat. Es ist weg. Klar. Aber was soll ich hier?
In e iner Bäckerei? Bin ich hier wirklich richtig?
Auf der Suche nach einem Restaurant oder einer Bar gehe ich ein paar Meter die Straße hoch. Nichts. Außerdem stimmt die Adresse. Ich will gerade mein Handy zücken, als jemand meinen Namen ruft. Da es eindeutig dieses lang gezogene, freche „Abigail“ ist, weiß ich sofort, wer der Rufer auf der Straße ist.
Daniil kommt aus der Bäckerei, die um diese Uhrzeit eigentlich geschlossen haben müsste, und läuft auf mich zu. Perplex bleibe ich stehen, starre ihn an und umklammere den Griff meines Regenschirms, als könnte ich sonst ausrutschen.
„Hey“, begrüßt er mich und streckt mir seine Hand entgegen.
Ich ergreife sie, setze mein freundlichstes Lächeln auf und hoffe, dahinter meine Nervosität verstecken zu können.
„Ko mm mit rein.“ Er packt mich am Oberarm und zieht mich mit. Daniil weiß, was er will, macht daraus gar kein Geheimnis. Eigentlich mag ich seine Art nicht, doch hat er etwas an sich, das es ihm ermöglicht, jeden Fehler gutzumachen. Mal schauen, was mich an diesem Abend erwartet.
Im Inneren der Bäckerei angekommen, nimmt er mir den Schirm ab, verschwindet damit in einer dunklen Ecke, während ich mich aus meiner hellblauen Strickjacke schäle. Als er zurückkommt, mir die Jacke wortlos abnimmt und s ie über eine der unzähligen Sessellehnen hängt, ist es mir zum ersten Mal, seitdem ich vor zehn Minuten von ihm begrüßt worden bin, möglich, ihn genauer unter die Lupe zu nehmen. Ich frage mich, wie es ihm jetzt geht. Was er sich erwartet. Aus seiner Haltung, seinen Gesten, sogar aus seiner Kleidung erhoffe ich mir, Erkenntnisse zu gewinnen. Doch nichts. Er sieht aus wie immer. Zumindest wie jedes Mal, wenn ich ihn gesehen habe. Doch ebenso, wie ich mir meiner Wirkung auf Männer bewusst bin, scheint es Daniil zu ergehen. Denn wie wäre es sonst zu erklären, dass er auch heute seine Unterarme auf eindeutige Weise zur Schau stellt.
Mann , Gaby, das sind Unterarme! Doch auch der Rest ist nicht zu verachten. Seine Haare stehen wie immer ungebändigt nach allen Seiten ab. Ich möchte auf der Stelle hingehen und ihn kämmen. Die beiden obersten Knöpfe seines weißen Hemdes stehen offen und gewähren mir Einblicke, mit denen ich nicht gerechnet habe. Es fällt mir schwer, mich zu konzentrieren, als er auf eine Tür deutet, aus der ein einsamer Lichtstrahl fällt. Ich gehe vor ihm her, spüre seine Blicke, die meinen Rücken zu durchbohren scheinen. Einmal mehr bereue ich die Wahl meiner Kleidung.
Die schwarzen Pumps sind zu hoch, das schwarze Kleid ist zu kurz und der strenge Zopf, der Stärke und Geradlinigkeit ausstrahlen soll, passt auch nicht besonders gut. Daniils Blicke können gar nicht genug von meinen textilfreien Körperstellen bekommen. Und davon habe ich so einige mitgebracht.
Vor der Tür bleibe ich stehen, lasse Daniil den Vortritt und erwidere sein stummes Lächeln. Wir sind wohl beide auf der Jagd. Uns ist bewusst, was wir hier treiben. Es ist verboten, falsch und Ilka gegenüber unfair. Ich kann nicht einmal sagen, wann der Funke übergesprungen ist. Nicht erst heute, auch wenn mich sein Anblick, dieser puren Sex ausstrahlende, fast ohnmächtig werden lässt. Vielleicht ist es aber auch das Ungewisse, das uns hinter dieser Tür erwartet, die Daniil nun öffnet.
Mein e Nippel versteifen sich, als er nach meiner Hand greift, um mich zu einem Tisch zu führen, auf dem zig Teller stehen. Daniil lächelt schief und platziert mich auf einem der beiden Stühle. Er nimmt mir gegenüber Platz, wobei der Tisch so schmal ist, dass sich unsere Knie berühren und der Hitzewelle in meinem Körper keine Chance zum Abflauen eingeräumt wird. Während er uns Wein einschenkt, dabei noch immer kein Wort sagt
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