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Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Knopf
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- USB -Stick und löschte dann die Datei auf meinem PC so gründlich es ging, ohne ihn tatsächlich in einen Schmelzofen zu werfen.
    Meine letzte Amtshandlung an diesem Tag war ein Blick in mein Mail-Konto, wo ich eine Nachricht in MrPbodys Posteingang fand, von »EichenWrite«:
    »Ja.«
    Ich antwortete mit der Beschreibung einer Parkbank in Norwalk mit Aussicht auf den Long-Island-Sund und bot ihm mit dem Kommentar »Suchen Sie sich einen aus« drei verschiedene Termine zur Auswahl an.
    Er schickte mir den Termin seiner Wahl umgehend zurück, begleitet von der Bitte um weitere Informationen. Ich schrieb: »Bis dann.«
    Dann brach ich auf und tat etwas, von dem ich eigentlich nicht wusste, wie man das machte: eine Perücke kaufen. Den Laden hatte ich gefunden, indem ich nach Perücken für Chemotherapie-Patienten suchte in der Annahme, dass diese eher praktisch denn glamourös sein würden. Im Prinzip erfüllte die Auswahl meine Erwartungen, weshalb ich ein Dutzend in verschiedenen Schnitten und Farben kaufte.
    Wieder zu Hause, probierte ich eine Art Michael-Landon-Feudel, der nur ein leichtes Nachbessern der Säume erforderte. Dazu setzte ich meinen L.L. Bean-Hut und eine klobige Sonnenbrille auf. Ein bisschen zu albern. Ohne Hut war es auch nicht viel besser. Deshalb versuchte ich es mit einer Baseballkappe, die Haare nach hinten gestrichen und am Nacken herausschauend, was den Zweck zu erfüllen schien.
    Meine Verabredung mit Henry Eichenbach sollte am nächsten Morgen um zehn Uhr stattfinden, deshalb verbrachte ich den Rest des Tages damit, neue Geräte zu installieren, das Haus mit diversen Notwendigkeiten auszustatten und mit der Ausarbeitung eines möglichst effizienten häuslichen Arbeitsplans. Da ich jahrelang von zu Hause aus gearbeitet hatte, während meine Frau ihrem zeitraubenden Bürojob nachging, war die Haushaltsführung mir zugefallen. Florencia war eine ordentliche Person, aber sie hätte nie mein Niveau an Pedanterie erreicht, mit der ich diese Aufgabe anging.
    Sie spottete immer, sie wäre Julia Roberts in
Der Feind in meinem Bett,
aber sie hatte es gern sauber, ordentlich und effizient, ohne sich selbst darum kümmern zu müssen. Wir passten in allen Bereichen der Arbeitsteilung geradezu absurd gut zusammen, quälend gut, dachte ich, als ich in dieser Nacht im Bett lag, trotz all meiner Anstrengung, nicht an solche Dinge zu denken.
     
    Ich hatte die Parkbank am Strand von Norwalk gewählt, weil es dort unmöglich war, mein Gesicht von vorn zu fotografieren, es sei denn, der Fotograf befand sich draußen auf einem Boot. Weiter im Meer lagen die Thimble Islands, Erhebungen am Horizont, aber zu weit entfernt für alles außer einer Satelliten-Überwachungskamera.
    Die Bank war nach Westen ausgerichtet, östlich davon stand ein fensterloser Backsteinbau, in dem sich Toiletten befanden.
    Vor dem vereinbarten Zeitpunkt wartete ich im Outback – verschmolzen mit der Menge der Autos und Lastwagen, deren Fahrer hier parkten, um aufs Wasser zu schauen, während sie eine rauchten, etwas aßen oder einen Kaffee tranken – und hielt nach Henry Ausschau.
    Bemerkenswerterweise war er pünktlich. Er sah sich nicht nach einer Rückendeckung um, ebenfalls bemerkenswert. Selbstverständlich bin ich kein Überwachungsexperte, aber ich besitze einige Erfahrung, wie Menschen denken und sich verhalten. Es ist beinah unmöglich, nicht verstohlen in die Richtung einer Person zu schauen, von der man glaubt, dass sie einen beobachtet. Henry schaute sich ganz offen um, auf der Suche nach dem Typ, der ihn bei der Parkbank treffen sollte.
    Seine Erscheinung enttäuschte mich. Volles lockiges, aber kurz geschnittenes graues Haar, dicke schwarze Brille und ein grusliges graues Ziegenbärtchen. Gesicht und Körper waren füllig, besonders an Wangen und Hintern. Nichts davon hatte irgendetwas mit seinen Fähigkeiten oder seiner Integrität als Journalist zu tun, deshalb schüttelte ich meinen ersten Eindruck ab und schlenderte hinüber zur Parkbank.
    Ich trug einen leichten Mantel, den breiten Kragen am Hals hochgeschlagen, die untere Gesichtshälfte von einem Schal verdeckt, Kappe, Perücke und Sonnenbrille verbargen den Rest. Nicht gerade die einfallsreichste Verkleidung, aber sie erfüllte ihren Zweck.
    »Entweder geben Sie mir das Aufnahmegerät, oder ich muss Sie filzen«, sagte ich, als ich mich neben ihn setzte. Ich sprach heiser und langsam, wie Clint Eastwood, den ich zu Florencias Begeisterung häufig nachgeahmt

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