Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)
auf der Fahrt durch Stamford nach Hot Spots. Ich testete ein halbes Dutzend Verbindungen, während ich vor diversen Hotels, Restaurants und Cafés parkte, dann war ich zuversichtlich, alles für einen optimalen Empfang eingerichtet zu haben.
Vor einem auftauchenden Starbucks parkend, eröffnete ich mit der Identität eines meiner toten Kameraden ein Mail-Konto bei einem der großen Provider und nannte mich »MrPbody«. Ich hoffte, dass Evelyn den professoralen Hund Mr. Peabody aus
Rocky & Bullwinkle
erkennen würde, wenn er unerwartet in ihrem Mail-Eingang auftauchte, schließlich hatte sie mich während meiner Kindheit häufig so genannt.
Danach begann ich zu surfen und tippte »organisiertes Verbrechen, Connecticut« in die Google-Suchmaske. Natürlich erwartete ich nicht, dass sofort eine Bildergalerie von Killern aus Connecticut aufpoppte, aber ich wusste nur sehr wenig über Verbrechen, organisiert oder nicht, und irgendwo musste ich anfangen.
Eine der Gefahren, denen Rechercheure ausgesetzt sind, ist die natürliche Neigung, die vielfältigen vom Kino in die Welt gesetzten Vorurteile für bare Münze zu nehmen. Ich hatte mich darauf trainiert, alle vorgefassten Annahmen zu jedem Thema, über das ich minimales empirisches Wissen besaß, auszublenden. Ich tat immer so, als sei ich ein Marsmensch, ein vor kurzer Zeit eingetroffener Außerirdischer, der gesandt worden war, um die seltsamen Verhaltensweisen der Erdlinge zu untersuchen.
Meine jetzige Rolle war noch besser – ein Mann, der gerade aus einem hundert Jahre währenden Koma erwacht und eine Menge aufholen muss.
Die ersten drei Google-Seiten enthielten reichlich Informationen, die zu lesen oder für zukünftige Studien herunterzuladen fast eine Stunde dauerte, danach wurden sie spärlicher. Ich klickte mich trotzdem durch die Seiten, da ich gelernt hatte, dass sich lohnendes Material manchmal erst nach zwanzig, dreißig oder gar hundert Seiten fand. Der Suchalgorithmus von Google war ein Wunder an Geschwindigkeit und Effizienz, aber nicht allwissend. Der beste Stoff verbarg sich häufig tief im Innern der Suche, wo die weniger Besessenen sich gar nicht erst die Mühe machten nachzusehen.
Und dieses Mal war keine Ausnahme.
Auf Seite dreiundsechzig entdeckte ich einen Artikel des Ehemaligenmagazins der University of Michigan, der von der Pensionierung eines FBI -Agenten namens Shelly Gross berichtete. Er hatte seine letzten zehn Berufsjahre dem Aufbau von Spezialeinheiten gegen das organisierte Verbrechen gewidmet, zuletzt in Connecticut, wo er beschloss, sich in Rocky Hill niederzulassen, eine Tatsache, die von einem Nachruf auf seine Frau in der
Rocky Hill Post
untermauert wurde.
Der einzigartige Erfolg des Connecticut-Projekts wurde von mehreren Quellen bestätigt. Shelly war nicht namentlich erwähnt, aber ich fand ziemlich viel über die Art der Verbrechen, die diese Spezialeinheit im Visier hatte, und die Methoden, mit denen sie kriminelle Vorhaben ernsthaft behinderte.
Von dort ging ich zur Personensuche über, die innerhalb kurzer Zeit Resultate zum einzigen in Connecticut lebenden Shelly Gross ausspuckte. Außerdem versuchte ich, drei der Bandenchefs zu lokalisieren, die nach meiner ursprünglichen Recherche über einen langen Zeitraum tief in staatliche Unternehmen verstrickt gewesen waren, doch wenig überraschend enthüllten die der Öffentlichkeit zugänglichen Seiten nur wenig. Es gab andere legale professionelle Suchprogramme, um Personen ausfindig zu machen, aber es hatte mich nie gereizt, sie zu verwenden, weil ich davon ausging, dass die Kosten niemals den verbesserten Nutzen rechtfertigen würden.
Jetzt schob ich diese Bedenken beiseite, was mich sehr rasch zu einer Liste mit drei überambitionierten Dreckskerlen führte: Ronny DeSuzio, Ekrem Boyanov und meinem Liebling Sebbie »The Eyeball« Frondutti. Er war ein unternehmungslustiger Unterboss, der in Connecticut eine Zweigstelle für eine der führenden New Yorker Mafiafamilien aufgebaut hatte. Er besaß eine Vorliebe für das Nachtleben und hatte durch Akquisition und Einschüchterung eine Kette von Restaurants, Strip-Lokalen, Nachtclubs und anderen Amüsierbetrieben im ganzen Staat sowie in Massachusetts und Rhode Island übernommen.
Dadurch verfügte Sebbie über unterschiedliche Einkommensströme, sowohl legale als auch illegale – einschließlich unkontrolliertem Glücksspiel, Prostitution, Drogenhandel und Zigarettenschmuggel –, die so miteinander verwoben waren,
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