Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Knopf
Vom Netzwerk:
darauf.
    »Schick es hierhin. Dann habe ich deine Mail-Adresse, und wir können in Kontakt bleiben. Es sei denn, du willst nicht.«
    »Ich glaube schon. Die Geschworenen beraten noch. Meine Mutter sagt immer, ich würde zu viel nachdenken. Hältst du das für möglich? Was meint sie wohl damit?«
    »Mich hat man derselben Sache bezichtigt. Ich habe es immer Hyper-Analyse-Syndrom genannt. Sag deiner Mutter, dass du sie liebst und dass sie sich über etwas anderes Gedanken machen soll, die Zinsstrukturkurve zum Beispiel, oder über invasive Arten.«
    Natsumi war sehr ausdrucksvoll, aber ich konnte ihre Miene nur schwer deuten. Zum Teil lag es an der Natur ihrer Gesichtszüge, anders als meine und jenseits meiner Erfahrung. Ich dachte, dass es vermutlich einfach war, ihren fröhlichen Charme zu überschätzen oder die gelegentliche Verwirrung oder das Staunen in ihrem Gesicht falsch zu deuten. Ich fragte mich, ob ich sie dazu bringen konnte, mit mir ein tiefschürfendes Eins-zu-eins-Gespräch zu führen, damit ich ihr Mienenspiel besser verstehen konnte.
    »Was?«, fragte sie.
    »Was meinst du mit ›was‹?«
    »Warum siehst du mich so an?«
    »Weil ich nichts Ergiebigeres sehe.«
    »Ist das nun ein Kompliment? Ich bin nicht sicher«, sagte sie.
    »Da du schon zugegeben hast, dass du zu viel nachdenkst, habe ich versucht, anhand deines Mienenspiels und deiner Gesten zu ergründen, worüber du nachdenkst. Ich glaube, erfolglos.«
    »Das versuche ich bei dir auch, mit ebenso wenig Erfolg«, sagte sie.
    Ich spürte, wie der Raum sich um mich schloss, nicht zum ersten Mal an diesem Abend. Ich fühlte mich bloßgestellt und war gleichzeitig fasziniert. Es fiel mir schwer, den Grund für diese räumliche Desorientierung zu benennen; die potenzielle Enttarnung des Mannes im Trenchcoat oder diese sympathische Asiatin, die ein einzigartiges Talent zu besitzen schien, meine reflexartigen Selbstschutzmechanismen zu unterlaufen.
    »Ich gehe lieber nach Hause«, sagte ich. »Ich bin wirklich müde.«
    »Ich hoffe, das liegt nicht an der Gesellschaft.«
    »Kaum. Du bist äußerst hilfreich und freundlich gewesen. Es ist nur einfach ziemlich spät für mich, und das Bier fordert seinen Tribut.«
    »Die billigste Ausrede der Welt.«
    Ich zahlte die Rechnung und brach auf. Wir gaben uns die Hand, und sie wiederholte ihre Absicht, mir die Information zu beschaffen, nach der ich suchte.
    »Nicht nur für dich«, sagte sie. »Es könnte interessant sein, dich zu kennen. Ich mag meine Arbeitskollegen, aber ich langweile mich schnell.«
    »Ich könnte wesentlich langweiliger sein, als du annimmst«, sagte ich.
    »Zu spät, John. Du hast bereits das Gegenteil bewiesen.«

Kapitel 10
    A uf der Fahrt zu meinem gemieteten Haus dachte ich über ein Paradox nach. Im Gegensatz zu meiner Behauptung, gesellschaftlich untalentiert zu sein, verfügte ich in diesem Bereich über außergewöhnliche Begabung. Doch nur im Einsatz als professionelles Werkzeug, um den Nichtsahnenden Informationen zu entlocken, das natürliche Bedürfnis von Menschen ausnutzend, Verwirrten und Orientierungslosen zu helfen. In einem Satz, im Ausbeuten der Güte anderer.
    Das ethische Problem war leicht zu erkennen, aber wenn es darum ging, die Beliebtheit von Zahnpastasorten oder Kabelfernsehen festzustellen, nicht sonderlich wichtig. Das hier war etwas anderes. Diesmal ging es um Mord, und der Fragesteller neigte selbst dazu.
    Komplizierend hinzu kam eine grundsätzliche Wahrheit. Ich war im Umgang unbeholfen, wenn der Anlass rein gesellschaftlicher Natur war. Mit Freundschaften, Netzwerken und diesen Dingen kam ich nie sonderlich gut zurecht, war stets der reizbare, hyperaktive Sonderling und wie Natsumi schnell gelangweilt von den Gruppen, in denen ich mich befand.
    Florencia rettete mich. Nahm mich in ihre Obhut, nicht so sehr, um mich zu lehren, sondern um mich vor den Wechselfällen beiläufiger Plaudereien zu schützen.
    Noch ein Grund, sie zu lieben; als hätte ich noch einen gebraucht.
     
    Am nächsten Morgen wurde ich vom leisen Ping meines Computers geweckt. Schlaftrunken, benommener als üblich nach meinen Erfahrungen im Kasino und dem Sail Inn, brauchte ich eine Weile, bis ich die Bedeutung begriff.
    Durch einen verschwommenen Nebel starrte ich auf den Bildschirm. Ein Dialogfenster hatte sich geöffnet. Ich setzte meine Brille auf und erkannte, dass eine Mail auf MrPbody wartete. Ich öffnete das Programm. Der Absender war EichenWrite.
    »Danke, eine Woche war

Weitere Kostenlose Bücher