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Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Knopf
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seltsamerweise wie ein Verräter, weil ich ihr nicht meinen wirklichen Namen nannte, nicht einmal den neuen, Alex. Gleichzeitig war mir bewusst, wie lächerlich das war.
    »Natsumi. Seien Sie vorsichtig im Sail. Die Leute dort verdienen ihren Lebensunterhalt damit, Betrug zu wittern.«
    »Welchen Betrug?«, fragte ich.
    Sie sah mich einen Moment nachdenklich an.
    »Das weiß ich nicht. Aber irgendwas stimmt nicht. Sie passen einfach nicht hierher.«
    Das fand ich beunruhigend. Was man mir ansah.
    »Es ist nicht so offensichtlich«, sagte sie beruhigend. »Ich gebe lieber noch eine Runde.« Was sie tat, um das Gespräch zu tarnen. Ich nahm wieder Platz. »Ich sollte den Mund halten, oder? Ich bin eine Quasselstrippe. Meine Mutter sagt mir das andauernd auf Japanisch, was man nicht einmal ansatzweise übersetzen kann, aber ich weiß genau, was sie meint.«
    Ich wollte unbedingt das Gegenteil von dem ausstrahlen, was sie gespürt hatte, hatte aber keine Ahnung, wie ich das machen sollte. Ich fühlte mich wie ein Versager.
    »Ich lag einige Zeit im Koma«, erzählte ich. »Seit ich wieder aufgewacht bin, habe ich Probleme, mit anderen Menschen zu kommunizieren. Es tut mir leid, wenn ich ein bisschen seltsam erscheine. Ich finde mich selbst merkwürdig. Das ist alles.«
    Sie sah nicht von den Karten auf, die sie über den grünen Filz gleiten ließ.
    »Wie mies«, sagte sie. »Das tut mir leid.«
    Ich bedankte mich noch einmal und ging, wobei ich das Bedürfnis bezwingen musste, noch eine Weile sitzen zu bleiben. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, als hätte sich eine Naht in dem Unsichtbarkeitsmantel, mit dem ich mich umgab, geöffnet. Ich sah es als einen Moment der Warnung, sorgfältiger auf mein Verhalten zu achten. Das Gefühl trieb mich aus dem Kasino in den Outback, mit dem ich nach New London fuhr. Dort fand ich ein Café mit W LAN , wo ich bis zum Besuch des Sail Inn die Zeit totschlug.
    Ich sah nach meinen beiden Mail-Konten, dann begab ich mich wieder auf die Suche nach Austin Ott. Davon gab es überraschend viele. Ich filterte die Liste bis auf diejenigen, die in und um Boston und Connecticut lebten. Das Alter schätzte ich zwischen dreißig und achtundfünfzig. Ich entdeckte drei Austin Otts, selbstbewusst genug, ein »der Dritte« anzufügen. Sie verteilten sich gleichmäßig zwischen Boston, Connecticut und Rhode Island. Ich fragte mich, ob sie sich wohl zu Gin Tonic und Krocket trafen.
    Gerade als ich begann, angesichts der Menge undifferenzierter Daten den Mut zu verlieren, kam mir ein einfacher Gedanke. Mein Austin Ott der Dritte war keiner von ihnen. Weil das nicht sein echter Name war. Diese Suche war nutzlos. Trotzdem speicherte ich die Informationen und machte weiter.
    Eine junge Frau in T-Shirt und Shorts, nachlässig in eine lockere Schürze geschnürt, erkundigte sich, ob ich noch einen schwarzen Kaffee ohne alles wollte. Ich sagte ja, obwohl es eigentlich nicht stimmte. Ihre strahlende Reaktion war es wert.
    In den verbleibenden Minuten würgte ich meine zweite Tasse Kaffee hinunter und ortete mit Hilfe von Google und Yahoo Maps das Sail Inn. Es lag um die Ecke, in müheloser Humpeldistanz.
    Ich habe nie viel getrunken. Ich habe es versucht, schlafe aber normalerweise ein, ehe ich eine Chance habe, betrunken zu werden. Florencia behauptete immer, ich wäre der einzige Mensch, der mit jedem Schluck langweiliger würde. Trotzdem habe ich eine feine Antenne für die Dynamik des Barlebens, deren Bedeutung für die Informationsbeschaffung mir schon zu Beginn meiner Karriere als Vermisstensucher bewusst war.
    Die erste Regel beim Betreten einer neuen Bar lautet, sich direkt zum Tresen zu begeben und eifrig auf die Bedienung zu warten. Das kennzeichnet einen als alltäglichen Säufer, der keine genauere Betrachtung verdient. Ich bestellte ein Bier, definitiv die obere Grenze meiner Aufnahmefähigkeit.
    Meine Säuferdarstellung litt ein wenig, während ich an dem Bier nippte, aber niemand schien es zu bemerken. Ich fuhr fort, unsichtbar zu wirken – mit Erfolg, glaube ich. Bis ich eine Hand auf meiner Schulter spürte.
    »Nanu, hallo«, sagte Natsumi.
    »Auch hallo«, erwiderte ich. »Ich bin gerade gekommen. Meine Freunde sind nicht hier, was mich ehrlich gesagt erleichtert. Sie sind keine besonders engen Freunde.«
    Das machte sie unglücklich.
    »Was wäre denn das Schlimmste, was passieren kann?«, fragte sie.
    »Ich würde mir wie ein Idiot vorkommen. Ich beherrsche praktisch kein

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