Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)
Suche nach dem Vorstrafenregister des Pseudonyms eines Mannes war, der wahrscheinlich überhaupt keine Vorstrafen hatte.
Ich heftete den Versuch ab und rief Word auf, um etwas zu schreiben.
Mr. Gross: Das Geschenk Sebbie Frondutti habe ich Ihnen, wenngleich ungebeten, ohne Vorbehalt gemacht, um zu beweisen, dass ich eine zuverlässige Mittelsperson bin. Ich hoffe, dass Sie diese Geste erwidern möchten. Ich suche nach Informationen über einen professionellen Killer, der unter dem Pseudonym »Austin Ott der Dritte« operiert, auch bekannt als »Jason Three Sticks«. Jede Information, die Sie nach eigenem Ermessen weitergeben können, ist mir sehr willkommen. Sollten Sie und Ihre ehemaligen Kollegen an Mr. Ott interessiert sein, so wird dieser Wunsch umso eher erfüllt, je mehr Informationen Sie mir zur Verfügung stellen können. (Finden werde ich ihn letztendlich ohnehin, aber Ihre Hilfe würde den Prozess beschleunigen und sicherstellen, dass auch Sie davon profitieren.) Falls dies für Sie annehmbar ist, setzen Sie eine Anzeige in die Druckausgabe der Sonntagsausgabe der
New York Times
mit folgendem Wortlaut: »Biete Mustang Cabriolet, Bj. 1965 , 289 , 4 Zylinder, irrsinnig sauber und peinlich gepflegt. VP höchstes Angebot, mit Garantie, dass er Ihre Frau so ärgern wird wie meine.« Weitere Instruktionen folgen.
Nachdem ich ein Paar Latexhandschuhe übergestreift hatte, druckte ich das Schreiben aus und verließ mit vom stundenlangen Starren auf den Bildschirm geröteten Augen die Bibliothek. Ich fuhr in Bridgeport herum, bis ich eine Bodega entdeckte, wo ich – mit Handschuhen – eine kleine Glasflasche Tonic mit Drehverschluss kaufte. Ich leerte sie aus und benutzte mein Taschenmesser, um das Etikett abzukratzen. Dann warf ich die leere Flasche auf den Rücksitz und fuhr nach Norden. Eine Stunde später war ich in Rocky Hill. Mittlerweile war es fast dunkel, die Dämmerung brach jetzt im Spätherbst früh an, deshalb legte ich eine Pause ein, um etwas zu essen – und die Zeit am Laptop totzuschlagen –, und fuhr dann die restliche Strecke bis zu Shellys Wohngegend.
Ehe ich ankam, hielt ich unter den geisterhaft fluoreszierenden Lichtern eines kleinen Einkaufszentrums, streifte frische Latexhandschuhe über, rollte die Nachricht zusammen und steckte sie in die Flasche. Als ich an Shellys Haus vorbeifuhr, warf ich die Flasche auf seinen Rasen.
Nach der ermüdenden Heimfahrt fuhr ich den Computer hoch, um vor dem Schlafengehen noch einmal meine Mails abzurufen. Die einzige ungelesene Nachricht stammte von Natsumi Fitzgerald.
»Was ich damit sagen wollte, ich würde es wirklich
gut
finden, wenn du mal wieder an meinem Tisch auftauchst. Dann könnten wir vielleicht noch mal eine wilde Sauftour veranstalten. Ich meinen Schnaps, du dein Bier. Ich zahle für dich, du für mich. Hast du deinen Freund eigentlich getroffen?«
Aus irgendeinem Grund las ich ihre Mail mehrmals und verfasste dann eine bejahende Antwort, ehe ich der üblichen spätabendlichen Erschöpfung nachgab, die mich ins Bett zu einem weiteren Nachtschlaf trieb, seltsamerweise weder unruhig noch geplagt von hässlichen, knurrenden Phantomen oder flüchtigen Erinnerungen an unersetzliche Verluste.
Hirnforscher werden Ihnen versichern, dass es keinen besseren Weg gibt, ein Problem zu lösen, als eine Nacht darüber zu schlafen. Während das Tageslicht auf mein erwachendes Bewusstsein stieß, schlich sich der Beginn einer Lösung heimlich in meinen Verstand.
Ich sah mich selbst am Arbeitsplatz eines von Florencias Angestellten. Der Computer war abgestürzt, und sie musste seine Dateien herunterladen. Normalerweise wäre das kein Problem gewesen, weil ich mich als Systemadministrator einfach hätte einloggen und übernehmen können, aber aus irgendeinem blöden Grund hatte der Typ unsere Sicherheitsmaßnahmen mit einem eigenen Programm überschrieben, das mich abwies. Auch das wäre kein Problem gewesen, wenn der Typ im Haus gewesen wäre, aber er schnorchelte auf den Virgin Islands und hatte die nötigen Passwörter nicht hinterlassen. Florencia war nicht amüsiert. Ich bot an, vorbeizukommen und zu sehen, was ich tun konnte, vermutlich aus unangebrachtem Mitgefühl mit ihrem schwachköpfigen Angestellten.
Ich hatte Erfolg, aber wie hatte ich das gemacht?
Ich schlug die Augen auf und sah das Licht außerhalb und innerhalb meines lädierten Hirns. Auf einmal wusste ich, wie ich in das Versicherungssystem eindringen konnte. Der
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