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Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Knopf
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Blödmann nicht vermutet, eh?«, knurrte er. »Ich hab einen Abschluss in Rechnungswesen. Hab’s ein paar Jahre probiert, aber ich hasse die Schreibtischhockerei. Außerdem bin ich ein geselliger Typ. Die Interaktion mit Leuten, deren Bücher ich prüfe, ist nicht ganz das, was ich mir vorstelle.«
    »Ich stelle niemals Vermutungen über Leute an. Anders als Sie jetzt gerade«, sagte ich so leichthin wie möglich.
    Er lächelte.
    »Touché. Was mich, wenn du gestattest, zu der Frage führt, warum du dich für dieses Geschäft interessierst?«
    »Ich kann der Schreibtischhockerei auch nichts abgewinnen. Ich bin nicht besonders gesellig, aber sehr höflich.«
    Von da an feilschten wir noch ein wenig sinnlos herum und einigten uns schließlich auf eine Summe, mit der wir beide leben konnten. Obwohl er versuchte, es zu verbergen, wirkte Billy mit jedem Schritt glücklicher.
    »Es ist harte Arbeit«, sagte er. »Nur damit du das weißt. Rein und raus aus dem Truck, Donuts und Sandwichs herumwuchten, Kaffee ausschenken. Und die ganze Zeit mit den Kunden plauschen. Es gibt eine Menge Baustellen, und du konkurrierst mit anderen Imbisstrucks. Da darfst du kein verkniffenes Arschloch sein und die Leute wegekeln, egal wie dir gerade zumute ist.«
    Eine weitere Stunde brachte er damit zu, mich mit den Kniffen des Geschäfts vertraut zu machen, bis er sich schließlich in oft erzählten Anekdoten verlor, denen ich genauso aufmerksam lauschte. Als Forscher wusste ich, dass darin einige der wertvollsten Informationen enthüllt wurden.
    »So, Collingsworth Mashine Tools & Metals. Die Wachleute müssen ziemlich scharf sein«, sagte ich.
    Er verzog das Gesicht.
    »Scharf? Die horten mehr Gold als Fort Knox. Aber sobald du drin bist, ist es keine große Sache.«
    »Der Hintergrund wird nicht durchleuchtet?«
    Er sah mich wachsam an.
    »Hast du denn Leichen im Keller?«, fragte er.
    »So in der Art.«
    Er zuckte die Achseln.
    »Haben wir das nicht alle. Nein, Fritteusenjockeys werden nicht durchleuchtet. Wir kommen ja nie weiter als bis zum Parkplatz.«
    Nicht lange danach verabredeten wir Ort und Zeitpunkt der Übergabe. Billy hatte inzwischen seine Feindseligkeit überwunden und gab sich geradezu jovial.
    »He, willst du was trinken gehen?«, fragte er. »Den Beginn deines neuen Lebens feiern?«
    Ich zitierte den Eid der Anonymen Alkoholiker, verwies auf meine frühe Schlafenszeit und lehnte ab. Er respektierte meine Entscheidung.
    »Das respektiere ich, Mann. Du bist integer. Das wird dir in der Imbissbranche nützen.«
    Wir trennten uns in einer Wolke gegenseitigen Wohlwollens.

Kapitel 15
    D en größten Teil dieses Abends arbeitete ich mit Evelyn zusammen an Geldtransfers, recherchierte die verschiedenen Industriebetriebe, die von »Futter auf Rädern« angefahren wurden, und las Rezepte für fahrende Imbissbuden.
    Ich war nie ein großer Koch gewesen, das hatte ich Florencia überlassen, der Tochter politischer Flüchtlinge aus Chile, die außerdem leidenschaftliche Feinschmecker waren. Aber das hier wirkte nicht besonders schwer. Strategische Vorratshaltung war die Hauptzutat und Kaffee die treibende Kraft.
    Wie abgemacht, fuhr Billy Romero ein paar Tage mit mir herum, zeigte mir, wo ich parken sollte, und stellte mich den Leuten vor. Die Arbeit war anstrengend, aber zu bewältigen. Das größte Problem war das Wechselgeld, das ich mit einem Taschenrechner ausrechnete, was mir Romeros leichte Verachtung eintrug. Ich versicherte ihm, ich würde durch die Übung bald besser, was stimmte, da mein Hirn fortfuhr, sich neu zu verdrahten.
    Als ich erst einmal allein war, entwickelte ich rasch eine stetige Routine, die nur vom Wetter unterbrochen wurde, das mich mit einer Reihe von Schneestürmen überraschte. Das war ein Anzeichen für meine vollkommene Gleichgültigkeit gegenüber äußeren Umständen. Ich erkannte den geistigen Zustand wieder: Damals, in meinem früheren Leben, hatte ich mich oft selbst vergessen, wenn ich mit einem Projekt oder einer geistigen Übung beschäftigt war. In diesem Leben nahm ich so wenig von meiner Umwelt wahr, dass ein Vulkan in der Innenstadt von Hartford hätte ausbrechen können, ohne dass es mir aufgefallen wäre. Trotz der Minustemperaturen machte ich mich häufig in Hemdsärmeln auf den Weg oder fand mich plötzlich im Regen wieder, ohne Mütze und bis auf die Knochen durchnässt.
    Ich hatte keine Ahnung, was in der Welt vor sich ging. Weder las noch hörte ich Nachrichten, achtete auf Werbung

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