Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)
furchtbare Wiedergabe von »Foxy Lady«. Die Wohnungsmaklerin quälte sich ein Lächeln ab, und wir zogen weiter.
Der vierte Halt war ein gewöhnliches Haus mit einer Altenwohnung über der Garage. Es gab jede Menge Parkplätze und einen kleinen, privat geführten Lebensmittelladen – was man in New York eine Bodega nannte – in Laufweite. Die Wohnung hatte zwei Schlafzimmer, von denen ich eines für den Computer nutzen konnte. Die Maklerin warnte mich, dass die Miete ein wenig über meinem Budget liege, aber sie hatte gewusst, dass sie mir gefallen würde. Deshalb hatten wir sie auch als letzte besichtigt.
Sie bestätigte, dass einer der Garagenplätze verfügbar wäre, allerdings für weitere hundert Dollar pro Monat. Ich schrieb ihr einen Scheck über die Kaution und sechs Monatsmieten im Voraus aus. Sie sah mich an, als hätte ich sie betrogen.
»Auf der anderen Seite der Farmington Avenue sind noch ein paar schönere Wohnungen«, sagte sie hoffnungsvoll.
»Diese reicht.«
Ich hatte bereits meinen Computer samt der kompletten Ausstattung aufgebaut, meine wachsende Garderobe ausgepackt und eine Einkaufsliste erstellt, als jemand an die Tür klopfte. Es war eine kleine Frau, dunkelhäutig und drahtig. Sie streckte mir die Hand entgegen.
»Ich bin Louisa Colon-Cordero, die Besitzerin dieses kleinen Hauses.«
»Ich heiße Alex Rimes«, sagte ich und gab ihr die Hand. »Der glückliche Mieter dieses kleinen Hauses.«
»Ich wünsche keinen Lärm, keine verrückten Partys, keinen Ärger, bei dem die Polizei kommen muss«, sagte sie. »Die Leute von der Maklerfirma wollten nicht, dass ich das sage, aber ich finde, man sollte die Regeln gleich von Anfang an festlegen.«
»Das wünsche ich auch. Ich hoffe, Sie nehmen Rücksicht auf meine Wünsche«, erwiderte ich auf Spanisch.
Sie wirkte verwirrt, aber dann blitzte ein Lächeln auf, das zu breit für ihr Gesicht schien.
»Guter Witz«, sagte sie auf Englisch. »Wir werden uns gut vertragen.«
»Ich spreche nur Kastilisch.«
»Mein Vater war Biologieprofessor«, sagte sie in kastilischem Spanisch und rang um die richtigen Wörter und deren Betonung. »Zu uns nach Hause kamen oft Leute aus Spanien. Mein Großvater ritt während der mexikanischen Revolution ein weißes Pferd«, fügte sie, vermutlich aus Gewohnheit, hinzu. »Er hat es aus Spanien mitgebracht. Auf einem Schiff. Er besaß eine Ranch, aber er hat sie dem Volk geschenkt. Solche Leute gehören zu meiner Familie. Zu schade, dass Marcelino, mein Mann, so eifersüchtig auf sie war. Er ist unglücklich gestorben. Hat mir das Haus hinterlassen.« Sie machte eine ausholende Geste, als wollte sie damit ihr Glück umschreiben und feiern, das sie trotz des Eintritts schwerer Schicksalsschläge hatte.
Ich dankte ihr erneut für das Privileg, ihr kleines Haus mieten zu dürfen, dessen Charme und Sauberkeit sie nicht genug rühmen konnte, und dann verließ sie mich, widerstrebend, wie es schien, ungeachtet ihrer verkündeten Achtung vor meiner Privatsphäre.
Señora Colon-Corderos Stolz auf ihre Wohnung war gerechtfertigt: Sie war wirklich bezaubernd und gemütlich. Nach den Monaten in diversen Unterkünften fiel mir das besonders auf. Ich fragte mich, was es bedeutete – ob sich meine Gesundheit besserte oder ich einfach stärker auf meine Umgebung achtete.
Wie auch immer, es war mir egal. Ich hatte zu tun.
Billy Romero stand zu seinem Wort. Der Truck und die Ausstattung waren in perfektem Zustand. Jede Oberfläche funkelte vor Sauberkeit, und die Kabine war wie ein gemütliches Wohnzimmer.
Billy selbst war genauso ordentlich. Klein, gut beieinander und rotzig.
»Und, was hattest du gedacht?«, sagte er ohne ersichtlichen Grund. »Dass es eine Scheißkarre ist, oder?«
»Das habe ich nie gedacht«, erwiderte ich. »Und das denke ich auch jetzt nicht.«
Meine Antwort stellte ihn nicht völlig zufrieden. Billys Vertrauen musste man sich anscheinend schwer verdienen.
»Okay, was musst du sonst noch wissen?«
Ich fragte nach der Strecke und den Genehmigungen der verschiedenen Betriebe und Baustellen. Er zog ein iPad aus dem Gürtel und wischte mit den Fingern über den Bildschirm. Dann streckte er mir eine Excel-Datei entgegen.
»Alles hier drin«, sagte er. »Lies es in Ruhe durch.«
Alle Routen, Adressen, Ankunfts- und Abfahrtszeiten, die Namen und Geburtstage der Wachleute – ein komplettes Dossier, elegant angelegt in einer Reihe von Formularen, genau wie angekündigt.
»Haste bei einem
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