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Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Knopf
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erklärte, dass er vermutlich etwas Falsches gegessen hatte. Er gab nicht direkt meinem Eiskaffee die Schuld, was mich erleichterte. Er schrieb, dass die toxikologischen Tests Spuren von Dobutamin nachgewiesen hätten, was zu Herzrhythmusstörungen und Schmerzen in der Brust führen konnte, aber niemand wusste, wie es in seinen Blutkreislauf gelangt war.
    Seine Korrespondenz nahm viel Zeit in Anspruch, und die Geschichte wurde mit jeder Mail dramatischer. Dann besuchte er eine bikinilastige Website mit dem harmlosen Namen
Sonne und Wonne,
die vermutlich mit knapper Not durch die Firmenzensur gerutscht war.
    Nachdem seine voyeuristische Glut endlich erloschen war, begann er tatsächlich zu arbeiten. Ich war froh, dass er mich über seine Tätigkeit bei CMT & M nicht belogen hatte, als das firmeneigene Buchhaltungssystem hochfuhr und er sich sofort an die Debitorenkonten machte. Er war einer von fünf Buchhaltern, die die Kunden nach deren geographischer Lage und Größe unter sich aufteilten. Zu meinem Glück gehörten Leos Kunden zu den größten, und sein Bereich war das Industriegebiet unterhalb der Großen Seen.
    Sobald er in Gang kam, war er allerdings beeindruckend fleißig. Er tippte schnell und sicher und wesentlich präziser, als ich jemals sein würde. Vermutlich hatte er deshalb so viel Zeit für die Bikinis.
    Wie bei den meisten Industriebetrieben garantierte ein Drittel der Kunden den meisten Umsatz, die anderen zwei Drittel bestellten nur unregelmäßig und in kleinen Mengen. Jeder Einzelne war vom Büro des Controllers überprüft und mit derselben Bonität freigegeben worden, Zahlungsziel bequeme sechzig Tage.
    Ich ließ die Spionagesoftware im Hintergrund weiterlaufen, wo sie alle eingehenden Daten aufzeichnete, und suchte nach Diensten, bei denen man ein kleines Verkaufsbüro eröffnen konnte oder zumindest ein Postfach einrichten, das die Ehrbarkeit einer echten Postadresse beinhaltete. Ziemlich weit unten auf der ersten Google-Seite fand sich eine Website namens spacejockeys.com, die mir sofort ins Auge sprang. Den Namen hatte ich schon einmal gesehen, als ich in Florencias privatem Finanz-Ordner buddelte, den sie in einem abgeschirmten Unterbereich des allgemeinen Agentursystems führte. Ich unterbrach meine momentane Tätigkeit und ging zurück in diesen Ordner, um den Verweis wiederzufinden.
    Es war eine Buchung in den Kreditorenkonten, die die Vermietung einer hundertfünfzig Quadratmeter großen Bürofläche an einer Adresse in Scottsdale, Arizona, betraf. Der Dienstleister gewährte Rabatt, wenn man vierundzwanzig Monate im Voraus bezahlte. Die Auftraggeberin, Florencia Cathcart, hatte diese Option gewählt. Nach dem Datum zu schließen, lief der Vertrag noch sechs Monate. Ich kopierte die Informationen zur späteren Prüfung in ein Worddokument und wandte mich dann wieder meiner ursprünglichen Aufgabe zu.
    Auf der Homepage der Spacejockeys konnte man aus verschiedenen Adressen mit unterschiedlicher Ausstattung wählen und mit einer gewöhnlichen Kreditkarte bezahlen. Ich nahm eine der selten verwendeten Visakarten von meinen toten Freunden und belastete sie bis an das Kreditlimit.
    Ich wählte Evanston, Illinois, als Ort und mietete ein einfaches Postfach in einem am Stadtrand liegenden Gewerbegebiet. Ich nannte es First General Metallurgy Associates.
    Zum Angebot der Spacejockeys gehörte auch die Organisation der Logistik. Man konnte Pakete und Briefe schicken lassen und dann an einen anderen Ort weiterleiten. Deshalb eröffnete ich eine weitere Firma, diesmal in einem Lagerhaus in der Nähe von Gerrys Werkstatt in der Uhrenfabrik, wo man kleine Lagerräume mieten konnte.
    Natsumi kam ins Zimmer und schaute mir über die Schulter auf den Bildschirm.
    »Ich darf doch?«, fragte sie.
    »Warum sollte ich das meiner Partnerin beim Handel und Vertrieb kostbarer Metalle untersagen?«
    »Klingt teuer.«
    »Nicht, wenn man sie klaut.«
    »Okay. Kapiert.«
     
    Leo machte Überstunden, aber schließlich loggte er sich aus. Ich wartete noch eine Stunde, dann loggte ich mich ein und begann mich umzusehen.
    Das Buchhaltungssystem von CMT & M war ordentlich aufgebaut und nahezu ungeschützt. Leo hatte Zugriff auf jedes Programm außer auf die Firmenfinanzierung und die Personalakten, was das absolute Schutzminimum war. Es war das reinste Kinderspiel, das eigentliche Programm unter der Benutzeroberfläche zu öffnen, wo ich auf einer tieferen, unauffälligeren Ebene meine Änderungen einfügen

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