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Hear the Wind blow

Hear the Wind blow

Titel: Hear the Wind blow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David M Pierce
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sie mich ins Hinterzimmer, wo ihr kinnloser Sohn Geoffry über sein kleines Reich herrschte. Ich weiß nicht, ob es Sie besonders interessiert, aber das Offsetverfahren war die umwerfendste Erfindung in Druckerkreisen, seit das ursprüngliche System des Herrn Gutenberg, einzelne Buchstaben in Reihen aneinanderzuquetschen, sodann mit Tinte zu übermalen und gegen ein Stück Papier zu drücken, das Licht der Welt erblickte. Beim Offset brauchen Sie keine tausend einzelnen Buchstaben mit verschiedenen Schrifttypen. Alles, was Sie tun müssen, ist, Ihr getipptes Material durch eine Maschine zu jagen, die im Prinzip wie ein Drucker funktioniert und die dann, nach ein oder zwei einfachen Arbeitsvorgängen, die Platte liefert, die man mit Tinte bestreicht und von der man dann druckt. Es genügt wohl zu sagen, daß ich zwanzig Minuten später mit zwei Stapeln à vierundzwanzig Kopien professionell gedruckten Briefpapiers mit Adressenkopf und passenden Umschlägen wieder auf der Straße stand. (Ich ließ mir immer ein paar mehr machen, da es nur Pfennigbeträge waren und man ja nie wußte.) Ich hatte außerdem eine Karte von Süd- und Mittelkalifornien, auf der ich Carmen Springs heraussuchen und man etwas, das Tim’s Tavern hieß, ausfindig machen konnte.
    Und, so hoffte ich inbrünstig, desgleichen zwei ihrer regelmäßigen Kunden, Dell und seinen Bruder, wer immer er war. »Arschloch« hatte Tommy ihn genannt: kein schlechter Name für den Knaben.

14

    Als ich wieder im Büro war, kritzelte ich ein paar Stichpunkte zusammen, holte die elektrische Schreibmaschine aus dem Safe heraus und schlug soeben die Adresse des Hauptbüros der Acme Hoch- und Tiefbau GmbH ( Calif .) nach, als Sara eintrat und mir ihr neuestes Kunstwerk auf den Schreibtisch pfefferte.
    »Hier. Du hast doch gesagt, daß du es gleich brauchst .«
    »Habe ich das? Ach ja. Hübscher Mantel.« Ich pfiff anerkennend. Sie trug etwas, das am Fußboden schleifte und wie ein Relikt aus den Zulu-Kriegen aussah.
    »Na und? Willst du’s nicht lesen? Oh. Ich hab dir noch was mitgebracht, weil du mein Lieblingsstinktier bist .« Sie grub in einer ihrer Manteltaschen herum und entnahm ihr ein paar krumpelige Hafermehlkekse, die in ein Tempotaschentuch eingewickelt waren. »Selbstgemacht«, sagte sie stolz, als ob es eine Leistung wäre, Hafermehlkekse zu backen, außerdem war es die bucklige normale Sorte, nicht die flache, knusprige, goldbraune, die ich wirklich mochte. Ich knabberte an einem der Dinger herum, um ihr einen Gefallen zu tun, und überflog ihren »Bericht«, während sie, um ihre Nervosität zu überspielen, an einer dieser langen Frauenzigaretten saugte, die wie Zigarren aussehen. Wenn ich eins hasse, dann etwas von einer sogenannten künstlerischen Natur vor den Augen desjenigen lesen zu müssen, der es verfaßt hat. Man könnte meinen, daß sich ihre arme zerbrechliche Seele in jeder schlecht getippten Zeile offenbarte:

    VERTRAULICH
    17. JAN.
    BERICHT VON AGENTIN S.S.
    AN V.D. (HA HA )
    (Den Notizen im Operationsgebiet entnommen)

    8:45 vormittags
    Verließ Büro V. D. nach Aufgabenbeschreibung und Einführung in Gebrauch von
    Spionage-Kamera. Raffinierte kleine Vorrichtung, Gipfel (oder Abgrund?) an Heimtücke,
    Le Voyeur’s Spezial.
    8:50.
    Erstand Abreiß-Notizblock und Stift Marke Rapid Writer
    Ausgaben $ 2 ,51
    Von gesprächiger Dame im Papierladen gegenüber von L. L & L.
    Ein Geschenk, was? fragt sie und unterstellt vermutlich, daß ich eine
    Vollkommene Analphabetin bin . Wenn die wüßte.
    8:55.
    Eintreffe bei L. L. & L (Adresse auf Verlangen.)
    L., mucho nervioso , machte mir auf. Ließ kleine Schachtel fallen, die er schon zweimal poliert hatte.
    Immer mit der Ruhe, mein Herr, sage ich, feige Leute sterben lange vor ihrem Tode; der Tapfere schmeckt den Tod nur einmal. Ein poetisches Zitat.
    Wenn ich wäre ein Kerzenhändler, würde die Sonne nie untergehen, sagt er. Ein
    Jiddisches Zitat.
    Machte ein paar Schnappschüsse. Warf ein paar Notizen aufs Papier.
    Fragte ihn, warum er bereits polierte Schachtel poliere.
    Er erklärte es mir.
    Fing an, ihn zu interviewen, um mich in meine Rolle einzuarbeiten,
    Und auch, um ihn ein bißchen von seinen Sorgen abzulenken.
    Wußtest du, daß er in Estland geboren wurde?
    Wußtest du, daß er vor zwei Jahren an der Prostata operiert wurde?
    Wußtest du, daß Mädchen keine Prostata haben?
    Wußtest du, daß er a bissel Jiddisch spricht, was immer das heißen mag?
    9:40 (ungefähr)
    Glaube einen

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